Philharmonischer Chor Nürnburg und KölnChor musizierten in Litauen Drucken

Beglückende Konzertreise beider Chöre 2012 nach Kaunas und Vilnius

Philharmonischer Chor Nürnburg und KölnChor musizierten 2012 in LitauenAm Donnerstag, den 12.7.2012 war es endlich soweit: Wir starteten zu unserer diesjährigen Konzertreise nach Litauen. Unser Partnerchor, der KölnChor, hatte uns eingeladen, mit ihm nach Kaunas zu reisen, um dort zwei Konzerte aufzuführen, im Rahmen des 17. Pažaislis Musik Festivals, das dort alljährlich von Anfang Juni bis Ende August stattfindet und insgesamt 35 Konzerte an unterschiedlichen Orten in und um Kaunas umfasst.

Unser Chor flog mit 60 Sängern in zwei Gruppen nach Vilnius, die einen über Frankfurt, die anderen über München. Am Freitag gegen 1.00 Uhr früh war dann der Chor komplett, nachdem der Bus die letzte Gruppe vom Flughafen in Vilnius nach Kaunas gebracht hatte. Müde aber glücklich sind wir im 4-Sterne Hotel Kaunas eingetroffen (unsere Kölner Chorkollegen residierten im ebenso schönen Best-Western Hotel). Am selben Tag dann ging es zu Fuß um 10 Uhr zur Probe in die dortige Philharmonie, etwa fünf Gehminuten vom Hotel entfernt. Dort nutzten wir die "Small Hall" für unsere gemeinsame Klavierprobe des "Ecce Cor Meum" von Paul McCartney unter Jurij Serov, mit Wolfgang Siegenbrink am Piano, dem künstlerischen Leiter des KölnChors. Jurij Serov ist der Sohn von Edvard Serov, der letztes Jahr in St. Petersburg für uns das "Ecce Cor Meum" dirigierte. Jurij Serov, der Pianist und Dozent an der Musikhochschule in St. Petersburg ist, tritt damit in die Fußstapfen seines Vaters. Anschließend probte Gerhard Rilling mit uns das schwere A-cappella-Programm, das wir vorhatten, in der St. Michaels Kirche in Kaunas zu singen. Nachmittags gab es erneut eine Probe, in der „Mani Hall", dieses Mal erstmalig mit dem Kaunas City Symphony Orchestra und dem Kaunas State Choir, dem besten Profi-Chor Litauens, wovon wir uns unüberhörbar überzeugen konnten. Am Abend, nach dem Abendessen hatten wir eine weitere Probe unseres A-cappella-Programms in der schönen Barock-Kirche des Erzengels St. Michael.

Philharmonischer Chor Nürnburg und KölnChor musizierten 2012 in LitauenAm Samstag nach einer ausgedehnten Mittagspause und einem ausgiebigen Rundgang durch die schöne, malerische Altstadt von Kaunas fand dann von 18-19 Uhr unser A-cappella-Konzert in St. Michael statt. Gerhard Rilling dirigierte souverän das Kyrie (aus Missa Brevis) von Palestrina, Cantate Domino von Hassler, Exsultate Deo von Scarlatti, 3 Strophen aus Jesu meine Freude von Bach, Jauchzet dem Herrn (Psalm 100) von Mendelssohn Bartholdy, Locus iste von Bruckner, Lobet den Herren von Distler und Ave verum corpus von Mozart mit Orgel. Wolfgang Siegenbrink, Leiter des KölnChors, lockerte das Programm auf durch Orgelspiel: Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge Es-Dur, Sigfrid Karg-Elert Zwischenspiele, Franz Liszt Präludium und Fuge über Bach sowie Joseph Gabriel Rheinbergers Passacaglia aus der 8. Orgelsonate.
Ca. 800 Zuhörer in der voll besetzten Kirche (viele hielten im Stehen durch) war überwältigt und ließ sich von den wunderbaren Melodien verzaubern. Gerhard Rilling führte sein Dirigat wie immer hervorragend mit überzeugender, sicherer Hand und viel Temperament durch, man merkte, dass das A-cappella-Singen ihm eine Herzensangelegenheit ist. Der Applaus gab ihm Recht, und nicht zuletzt lobte ihn auch der ebenfalls beim Konzert anwesende Jurij Serov für sein großartiges Dirigat. Die vier Werke, die Wolfgang Siegenbrink virtuos auf der Orgel spielte, bildeten einen spannenden Kontrapunkt zu unseren ausgewählten Vokalstücken.

Am Sonntag gingen wir dann auf Entdeckungstour durch Kaunas, mit 360 Tsd. Einwohnern die zweitgrößte Stadt Litauens. Zu diesem Zweck erwarteten uns zwei Stadtführerinnen aus Kaunas, die sehr gut Deutsch, freilich mit litauischem Akzent sprachen. Dank ihrer Hilfe konnten wir nicht nur die Altstadt von Kaunas näher erkunden, die ein wenig vom Charme deutscher Kleinstädte der Fünfzigerjahre hatte. Auch das Leben schien uns noch weniger hektisch als bei uns. Wir konnten mehrere sehenswerte Kirchen besichtigen, auf einem Flohmarkt stöbern, und danach noch einen Spaziergang entlang der Memel machen, die sich bei Kaunas mit der Neris vereinigt.

Philharmonischer Chor Nürnburg und KölnChor musizierten 2012 in LitauenAm frühen Nachmittag erwartete uns dann ein Bus, der uns zu unserem Aufführungsort, dem Barockkloster Pažaislis, auch Namensgeber des Musikfestivals, für die Aufführung des McCartney bringen sollte. Dort hatten wir noch eine Generalprobe und von 19-21 Uhr war dann unser Open-air-Konzert. Was hatten wir gefiebert, wie das Wetter wohl werden würde, sahen wir doch am Vormittag etliche graue Wolken aufziehen, die uns Regen prophezeiten. Aber Petrus hat es dann, nach flehentlichem Zureden, doch noch mit uns gut gemeint und es zeigte sich sogar noch die Sonne und ließ die ohnehin schon prächtige Kulisse noch stärker strahlen und glänzen. Die litauische, hervorragende Solistin Lauryna Bendžiũnaitẻ überzeugte mit ihrem klaren, lyrischen Sopran und bot zudem mit ihrer elfenhaften Erscheinung und dem zauberhaften Kleid neben dem Ohren- einen zusätzlichen Augenschmaus. Die ca. 1.700, durchaus überwiegend jüngeren Zuhörer waren begeistert und dankbar für den großartigen Abend, sie ließen sich voll und ganz auf die Musik ein und wir blickten in durchwegs zufriedene Gesichter. Die Koordinator des Musik-Festivals, Justinas Krẻpšta und sein Künstlerischer Leiter, Petras Bingelis (auch gleichzeitig Leiter des Kaunas State Choir), bedankten sich bei den deutschen Chören mit einer Einladung aller Künstler, der Künstlerischen Leiter der Chöre und deren Vorstände in den feinen Yacht-Club von Kaunas, gelegen am sog. Kaunas-Meer, einer Aufstauung der Memel. Es war ein sehr schöner, stimmungsvoller Abend, der uns bei der Heimfahrt auch noch einen nächtlichen, fast zärtlichen Blick von oben auf Kaunas erlaubte. Zeitgleich speisten und tranken, zum Ausklang nach dem Konzert, 120 Mitglieder und mitgereisten Angehörigen unserer beiden Chöre (diesmal ausnahmsweise ohne ihre Führung) in einem eigens gebuchten Restaurant in Kaunas.

Am Montag kam es dann zum heiß ersehnten abschließenden Sightseeing-Programm in Vilnius, mit mehr als 500.000 Einwohnern die Hauptstadt Litauens und Sitz der ältesten Universität von Osteuropa.
Wir unternahmen eine Tagestour von Kaunas nach Vilnius und auf dem Rückweg über Trakai und Kernavé. Ein herrlicher Tagesausflug. Beeindruckt waren wir von den prächtigen, teils renovierten Barock- und gotischen Bauten und Kirchen in Vilnius. Wir besuchten das „Tor der Morgenröte" und begegneten den drei Musen. Wir besichtigten das Wasserschloss Trakai aus dem 12. Jahrhundert, das in reizvoller Umgebung eingebettet ist und wo wir in den Räumlichkeiten der Burg die Roben und Auszeichnungen kirchlicher Würdenträger und der Tataren bewundern konnten, sowie Schätze, Geschirr und Waffen aus dem Altertum! Ein Abstecher nach Kernavé, der ersten Hauptstadt Litauens im Altertum, beendete unsere Tagestour. Erfüllt von vielen tollen Eindrücken, die sich wie ein magisches Puzzle zusammenfügten, kehrten wir wieder ins Hotel zurück.

Am Dienstag ging es dann für alle wieder zurück nach Deutschland, mit vielen Erlebnissen und großartigen Momenten im Gepäck. Wie sagte noch Jurj Serov so richtig: Wir waren in diesem fremdartigen Land nicht nur als Touristen, sondern durch unser Mitwirken bei den Konzerten waren wir ein Teil der Bevölkerung und konnten den Menschen Freude schenken. Das war schon ein erhebendes Gefühl, das die meisten von uns mit Stolz erfüllte. Mögen noch viele, gemeinsame Reisen und Konzerte in der Zukunft folgen!

Ursula Meyberg-Ostermeyer
Philharmonischer Chor Nürnberg
24.09.2012