Musikalischer Brückenschlag über den Rhein

Vor wenigen Tagen unterzeichneten Nicolas Greib, Präsident des Chœur de Saint-Guillaume, aus Straßburg, und Dieter Simon, erster Vorsitzender der Singakademie Ortenau, zusammen mit den jeweiligen Chorleitern, Erwin List und Olaf Fütterer, einen Freundschaftsvertrag. „Die Freundschaft dient in erster Linie dem Ziel, gemeinsam niveauvolle Chormusik, das heißt Vokalwerke aller Epochen mit instrumentaler Begleitung, mit und für Menschen auf beiden Seiten des Rheins im EURODISTRICT erlebbar zu machen. Damit wollen beide Partner eine musikalische Brücke über den Rhein schlagen, mit der sie französisch-deutsche Kontakte zwischen den Menschen pflegen und verstärken. Beide Kulturpartner möchten die Traditionen der jeweils anderen Seite näher kennenlernen und sich gegenseitig unterstützen, helfen und befruchten, wobei jeder Partner seine Eigenständigkeit behält. Zugleich dient die Freundschaft dem Ziel, gemeinsam ein deutsch-französisches Instrumentalensemble aufzubauen, zu entwickeln und zu pflegen, ein Projektorchester, das auf die spezifischen Belange und Notwendigkeiten der Chorsinfonik zugeschnitten ist, und auf das beide Chöre einzeln oder gemeinsam zurückgreifen können“, heißt es im einleitenden Vertragstext.

Der Chœur de Saint-Guillaume ist ein sehr traditionsreicher Chor, der von Ernst Münch gegründet wurde und seit mehr als 125 Jahre das Straßburger Musikleben mitgestaltet. Der Chor, der an die 80 Mitglieder zählt, pflegt an jedem Karfreitag, seit Ende des 19. Jahrhunderts, die Bach-Passionen im Wechsel aufzuführen. Erwähnt sei auch die aktive Chor-Mitgliedschaft von Albert Schweitzer während seinen Straßburger Jahren, sowie die künstlerische Nähe zu Francis Poulenc oder Arthur Honegger. Von diesen Komponisten wurden mehrere Werke durch den Chœur de Saint-Guillaume uraufgeführt.

„Dagegen sind wir noch ein sehr junges Ensemble“, erklärt Simon. Dennoch hat die Singakademie Ortenau mit Sitz in Achern bereits eine Visitenkarte in Straßburg abgegeben  mit der Aufführung der „Großen Messe c-Moll“ von Wolfgang Amadeus Mozart zusammen mit dem Prager Orchester Bohemia im Juli 2011 in der Eglise Saint-Paul. Unlängst hat die Singakademie sehr gute Kritiken für ihre Aufführung „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms geerntet, im vergangenen Oktober in Achern, ebenfalls zusammen mit dem Prager Orchester Bohemia.

Als erstes ist geplant, dass sich die Chöre bei ihren Aufführungen gegenseitig mit Sängerinnen und Sängern verstärken. Noch dieses Jahr, am 16. November 2013, möchte der Chœur de Saint-Guillaume ebenfalls „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms in der Wilhelmer Kirche – Eglise Saint-Guillaume – in Straßburg erklingen lassen, wo Stimmen der Singakademie mitsingen werden. Im Gegenzug plant die Singakademie die Darbietung der Messe in h-Moll von Johann Sebastian Bach am 23. November im Kloster Erlenbad in Sasbach und voraussichtlich auch am 1. Dezember 2013 in der Eglise Saint-Paul in Straßburg, wobei sie viele Sängerinnen und Sänger des Straßburger Chors kräftig unterstützen werden.

Nach den Sommerferien soll der Freundschaftsvertrag in einer Feierstunde öffentlich und offiziell bekräftigt werden. „Dazu möchten wir bekannte Persönlichkeiten aus der Musik und dem öffentlichen Leben zur Begleitung gewinnen. Wir hoffen, dass sie uns die Ehre erweisen, diesen Freundschaftsvertrag öffentlich zu bekräftigen  und den beiden Chören auch weiterhin freundschaftlich verbunden bleiben“, so Nicolas Greib.

Singakademie Ortenau
13.06.2013

Foto:
Bei der Unterzeichnung  des Freundschaftsvertrags (von links): Erwin List, Chorleiter vom Chœur de Saint-Guillaume; Nicolas Greib, dessen Präsident; Dieter Simon, erster Vorsitzender der Singakademie – jeweils mit einer Ausfertigung des zweisprachigen Vertrags; rechts: Olaf Fütterer, deren künstlerischer Leiter.