vox nova: Synästhetisches Konzertprojekt LUX 40 Drucken

Nicht mehr "so wie immer" - Neue Wege zur Konzertgestaltung

Thumbnail imageDas 18. Deutsche Chorfestival Zwickau des VDKC, das eine große Vielfalt des Gesangs geboten hatte, liegt fast ein Jahr hinter uns. Was hat sich seither getan, welche Impulse wurden verarbeitet?

Die meisten Chöre pflegen wohl weiterhin ihr Repertoire oder erweitern es um die eine oder andere Komposition. Vielleicht wagen einige den Sprung in ein neues Genre oder eine andere Epoche, treten erstmals a-cappella oder mit Instrumentalbegleitung auf. Dies bedeutet für den Dirigenten, die Gruppe und insbesondere für den einzelnen Sänger ggf. einen großen Schritt, der aber in der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird.

Wir bewegen uns in einem Umfeld, das sich immer schneller verändert, in dem eine große Vielfalt geboten ist und wenige noch die Ruhe zum Zuhören haben. Junge Menschen wählen eher sportliche als musikalische Herausforderungen, und die wenigen Gesangsambitionierten fühlen sich dem Pop und Jazz näher als der Klassik. Es besteht also eine ständige und zunehmende Konkurrenz um Publikum, (Mit-)Sänger und geeignete/attraktive Konzertorte.

Wer sich sein Stammpublikum noch nicht ersungen hat oder nicht aufgrund eines großen Chores ohnehin stets ein volles Haus hat, ist hier in seiner Kreativität gefordert. Konkret stellt sich die Frage, ob der Fokus der eigenen musikalischen Arbeit auf den Sängern, der Chorgemeinschaft oder dem Publikum liegt, und wie man ggf. alle drei unter einen Hut bringen kann?

Thumbnail imageEinbeziehung anderer Kunstgattungen

Eine mögliche Antwort, um neues Publikum zu erschließen, auch überregional Beachtung zu finden, andererseits aber dem Sänger gelegentlich etwas Besonderes zu bieten, liegt darin, in die eigenen Programme andere Kunstgattungen bzw. Künstler aufzunehmen. Hier sind der Phantasie (fast) keine Grenzen gesetzt: Gemeinschaftskonzerte, eine Kombination mit Lesungen, eine gekonnte Moderation oder thematisch passende Instrumentalmusik findet man immer häufiger. Diese bereichern nicht nur das Erlebnis für Ausführende und Zuhörer, sondern ermöglichen es jeder Gruppe, nur einen Teil aus einem Programm vorzutragen bzw. kein abendfüllendes einstudieren zu müssen. Darüber hinaus können sich verschiedene Kunstrichtungen auch befruchten und die folgende Gruppe in ihrem Vortrag inspirieren.

Geht man noch eine Stufe weiter, verzahnt man das eigene Singen mit dem Vortrag oder der „Installation“ der anderen Künstler. Das kann ein Kennenlernen (halb-)szenischer Darstellung bedeuten, einen bewussten Umgang mit Bühne, Raum und Licht, oder gar eine Interaktion mit dem Publikum (z. B. „Flash-Mob“).

In jedem Fall bedeutet das Wagnis des Besonderen gleichzeitig eine erhöhte Anforderung an die eigene Offenheit, Organisation/Koordination und Qualität. Zu Deutsch: der einzelne Sänger wird geradezu gezwungen, über seinen eigenen Schatten zu springen (viele tun das natürlich gerne!), und sollte diesbezüglich von seinem Chor und -leiter entsprechend vorbereitet bzw. „mitgenommen“ werden. Eine solche Vorbereitung kann beispielsweise mit besonderen Probeneinheiten oder einem Konzertbesuch bei bzw. Workshop mit dem zukünftigen Konzert-Partner erfolgen.

Die vox nova befindet sich gerade in der Probenphase zu einem solchen Projekt, dessen musikalische Besonderheit in der Ausführung in mitteltöniger Stimmung liegt.

Thumbnail imageSynästhetisches Konzertprojekt LUX 40

Die Konzeptkünstlerin Michaela Pods-Aue initiiert seit über 20 Jahren immer wieder spektakuläre Veranstaltungen, in denen bildende Kunst, Musik verschiedenster Stile und Epochen sowie Licht eindrucksvoll kombiniert werden.

Für das diesjährige Konzert „LUX 40“ hat sie neben bekannten Instrumentalisten (Michael Lutzeier, Bariton-Saxophon; Modern String Quartet, Jazz-Improvisation) die Lichtakademie Bartenbach verpflichtet, die den Münchener Postpalast auf elegante und gleichzeitig nachhaltige Weise illuminieren wird.

Hauptwerke sind 40-stimmige Kompositionen der Renaissance (Thomas Tallis, Alessandro Striggio), die teilweise bis vor wenigen Jahren verschollen waren und am 5. und 6. April 2014 erstmals a cappella aufgeführt werden.

Ausführende sind 40 Gesangssolisten der vox nova unter der Leitung von Andreas Stadler. Die fünf bzw. acht Chöre stehen im runden Raum um das Publikum verteilt, so dass das dieses von Klang umgeben wird. Obwohl sich durch die besondere Lichtgebung die Raumkontur gleichsam auflöst, ist eines sicher: dieses Konzerterlebnis erweitert die Horizonte aller Beteiligten!

Informationen: www.voxnova.de/concert/lux40

Barbara Lucke, vox nova
03.03.2014