Großes Kino in Halles Steintor-Varieté Drucken

Max Regers "Die Nonnen" anlässlich des Reger-Jahres 2016

Thumbnail imageKann man sich einen guten Film ohne Musik vorstellen? Ohne Klänge, die Spannungen erzeugen - die Bilder im Kopf mit unserer Fantasie und unserem Erleben verbinden? Dass heutige Filmmusik sich vielfach der Stilmittel der Musik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts bedient, ist allgemein bekannt – man wird sofort an Richard Wagners Opern, Gustav Mahlers Sinfonien oder Richard Strauss Tonpoeme erinnert. Die sinfonischen Chorstücke dieser Zeit sind heute allerdings kaum zu hören – damals wurden große Themen nicht nur in der Oper behandelt. In dieser Zeit mit großen philharmonischen Chören gesellschaftliche, philosophische oder religiöse Sujets zu verarbeiten, ist eine Erscheinung, die uns heute diese Welt vor gut 100 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen führen und dabei eine überwältigende Bildwelt evozieren kann.

Ein "Stimmungsbild, wie es noch keines in der Chormusik gegeben hat", wollte Max Reger mit seinem kantaten-artigen Werk "Die Nonnen" entwerfen. Launig bezeichnet er die Komposition als den "katholischen Gegenentwurf" zu seinem protestantischen 100. Psalm, der kurz zuvor für die Universität Jena entstand: Statt Fugen gibt es Wagnersche Spannungsklänge, statt Choralzitate emphatisch sich steigernde Motive, anstatt eines monumentalen Orchestersatzes ein Klanggewebe von impressionistischer Sinnlichkeit. Und wenn die Nonnen dann "in ihrer Vision den Heiland körperlich zu sehen vermeinen", müsse ihnen "sicherlich ganz wirr im Kopf" sein. Auch in Regers Oeuvre nimmt diese selten gespielte Komposition einen Sonderstatus ein und gibt einen ganz anders gearteten Blick auf den Komponisten frei.

Mit dem recht bekannten und sehr eindringlichen "Schicksalslied" von Johannes Brahms und der klangmalerischen Vertonung von Goethes "Gesang der Geister über den Wassern" des heute relativ unbekannten Komponisten Wilhelm Berger stehen noch zwei weitere sinfonische Chorstücke auf dem Programm. Ihnen gegenübergestellt werden a-cappella-Werke der drei Komponisten. Neben Regers "Nonnen" sind vor allem auch die Kompositionen Wilhelm Bergers, der als Hofkapellmeister Vorgänger von Max Reger in Meiningen war und stilistisch an Johannes Brahms anknüpft, eine wirkliche Rarität, die in den Konzertsälen heute nur sehr selten gespielt werden.

Ein Grund mehr, sich das Konzert der Robert-Franz-Singakademie mit dem Landesjugendchor Thüringen und der Staatskapelle Halle unter Leitung von Nikolaus Müller anzuhören.

Am Sonntag, 21. Februar 2016 um 18 Uhr kann man sich in einem der ältesten Varietés Deutschlands – dem Steintor-Varieté – von berauschenden Klängen Bilder in den Kopf zaubern lassen.

Robert-Franz-Singakademie Halle
Landesjugendchor Thüringen
Staatskapelle Halle
Leitung: Nikolaus Müller

21. Februar 2016, 18 Uhr, Halle/Saale, Steintor-Varieté

Johannes Brahms: "Schicksalslied", "In stiller Nacht"
Wilhelm Berger: "Gesang der Geister über den Wassern", "Karfreitag" Max Reger: "Die Nonnen", "Der Mensch lebt und besteht"

Weitere Informationen unter: http://www.singakademie-halle.de

16.02.2016
Nikolaus Müller