75. Geburtstag von Tilo Medek (1940-2006) Drucken

Umfangreiches Chorwerk zum Jubiläumsjahr 2015

Thumbnail imageDer 22. Januar 2015 ist nicht nur der 75. Geburtstag Tilo Medeks, das Jahr 2015 schließt auch 70 Jahre Shoa- und Kriegsende und 25 Jahre Wiedervereinigung ein.

Einige Stücke aus Medeks umfangreichen Chorwerk bieten sich  für dieses Jahr besonders an:

Kindermesse zum Gedenken der im Dritten Reich ermordeten Kinder für Kinderchor, vorwiegend mit Nelly-Sachs-Texten (Kompositionspreis der 22. Tribune internationale des Compositeurs der UNESCO Paris 1975, Prix Danube in Bratislava 1977 für KRO-Niederlande-Aufzeichnung);
Deutschlandlieder (1971 zu 100 Jahre Reichsgründung + 1977) für fünfstimmigen Kinder- oder Frauenchor, Text: Bertolt Brecht (zu DDR-Zeiten Aufführungsverbot);
Todesfuge für Sopran und sechzehnstimmigen Chor, Text: Paul Celan,
(1. Preis der  der Stiftung Gaudeamus, Holland 1967);
Eine heitere Variante zur Wiedervereinigung wäre das in der DDR verbotene Stück Eine Mandel preußischer Abzählreime für Männerchor.

Die von Tilo Medek vertonten Texte stammen aus den verschiedensten Epochen und literarischen Gattungen – A-cappella-Werken wie den Sinnsprüche des Angelus Silesius (1624-1677), Zwölf Stücke für sechs Solostimmen oder gemischten Chor, stehen Kantatenwerke wie Der Frieden wird immer gefährlicher für Tenorsolo, Chor und Orchester nach Texten von Friedrich Dürrenmatt (1921-1990, 25. Todestag 2015) gegenüber.

Die ca. fünfzig Chorwerke für Kinder-, Frauen- und Männerchor und Chor und Orchester neigen in der Mehrzahl zu höheren Schwierigkeitsgraden. Beispiele einfacheren Schwierigkeitsgrads sind Heros Turm für gemischten Chor, Text: Franz Grillparzer; Und das Antlitz der Erde wird neu für liturgischen Gesang, gemischten Chor und Orgel oder das einstimmige für Kinderchor geeignete Kindergartenliederbuch sowie weitere Werke für Kinderchor, die jedoch auch sehr anspruchsvoll sein können, sowie Bearbeitungen wie Zwanzig polnische Weihnachtslieder für gemischten Chor.

Tilo Medek wurde am 22. Januar 1940 als Sohn des Kammermusikers und Komponisten Willy Müller-Medek (1897-1965) in Jena geboren. Bis zum Abitur (1959) erhielt er eine vielseitige musikalische Ausbildung. 1957 nahm er an den Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt teil. An der Humboldt-Universität in Berlin studierte er von 1959-1964 Musikwissenschaft und parallel dazu an der Deutschen Hochschule für Musik in Berlin Komposition. Nach dem Diplom war er noch von 1959-1964 Meisterschüler Wagner-Régenys an der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin (DDR), aber bereits seit 1962 ununterbrochen freischaffend tätig.

Politische Gründe führten 1977 zur „Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR“ und zur Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland.

Beinahe hälftig in beiden Teilen Deutschlands gelebt, hat Tilo Medek ein Werk hinterlassen, das alle Genres umfasst: von Singspiel und Oper, über ein umfangreiches Chorwerk bis zu den circa dreihundert Kunstliedern, teils Chansons.

Tilo Medek verstarb am 3. Februar 2006 in Duderstadt. Sein Grab befindet sich in seiner Geburtsstadt Jena.

Informationen: www.medek.net

Dorothea Medek
23.07.2014