Ensemble Paulinum: Welt-Erstaufführung des Oratoriums „Chera“ von Johann Mattheson in Worms Drucken

Entdeckung aus dem Barock

Thumbnail imageAm 10. August 2014 bietet sich die seltene Gelegenheit, einer Welt-Erstaufführung beizuwohnen. Das Oratorium Chera, entstanden 1716 in Hamburg, ist ein Werk des barocken Großmeisters Johann Mattheson. Der Hamburger Komponist gehört zu den wichtigsten Vertretern der barocken Musikepoche in Deutschland. Als Domkantor, Musikschriftsteller und Komponist hat der vor 250 Jahren verstorbene Gelehrte die Musikentwicklung maßgeblich beeinflusst.

Christian Bonath, Dirigent des Ensemble Paulinum, hat einen Großteil der erst in den 1990er Jahren wieder aufgetauchten Oratorien gesichtet. Seinen Forschungen und der wissenschaftlichen und editorischen Arbeit des Musikwissenschaftlers Steffen Voss ist es zu verdanken, dass man nun in Worms Mattheson-Premiere feiern darf.

Und das zum wiederholten Mal: 2014 kann Bonath nun schon das dritte Mattheson-Oratorium mit seiner Formation Pulchra musica und dem Ensemble Paulinum als Welt-Erstaufführung präsentieren.

Die Geschichte der Witwe Chera, die zuerst den Tod ihres Sohnes Nacerius beklagt, der schließlich durch Jesu Berührung des Sarges von den Toten erweckt wird, ist musikalisch von höchst erlesener Qualität. Die Gesangspartien sind anspruchsvoll, wurden sie doch für die Solisten der Hamburger Gänsemarktoper geschrieben. So bildet die wunderbare Trauerarie der Witwe Chera „Netzt die Augen“ den Mittelpunkt des Werkes.

Auch der Chor – bei Mattheson darf man von einer Minimalbesetzung von acht bis zehn Sängern ausgehen, die Solisten haben natürlich die Chorpartien mitgesungen! – bietet dem Zuhörer zahlreiche packende Elemente. Nach einer an Koloraturen reichen Alleluja-Motette, ist der Chor in der Rolle der Leichenträger gefordert. Einige Turba-Einwürfe folgen, welche die Totenerweckung staunend kommentieren: „Was ist das für ein Mann, der durch ein bloßes Wort den Tod bezwingen kann?“ Final artikuliert ein ausladender Schlusschor die Bitte, das Gott die Errettung allen Kreaturen zueignen möge (Errette jederzeit, dein gläubigs Israel aus Not und Tod).

Im spannungsreichen Wechsel von Solo und Chor entsteht ein mitreißendes Meisterwerk, das den Hörer in seinen Bann zieht.

Das Ensemble Paulinum hat sich in Fachkreisen einen hervorragenden Ruf als Alte-Musik Ensemble erworben. Erstaufführungen von Mattheson, Heinichen, JCF Bach, Lipp u.a haben in der Vergangenheit auch international Beachtung gefunden. Das barocke Chorverständnis, der Solist als zentraler Bestandteil des Chores, bildet die Grundlage der Arbeit. Unter Anleitung des renommierten Chorpädagogen und Hochschullehrers Christian J. Bonath finden die Aufführen des Ensemble bei Publikum und Presse höchsten Anklang.

Informationen:
10. August 2014, 19:00 Uhr | Ev. Friedrichskirche Worms (Römerstraße) | Johann Mattheson (1681-1764): Chera oder die leidtragende und getröstete Witwe zu Nain | Sandra Ehses (Sopran), Stephan Wernersbach (Bass), Jonas Boy (Tenor), Ensemble Paulinum, Barockorchester Pulchra Musica | Leitung: Christian J. Bonath

Christian Bonath, ensemble paulinum, VDKC
28.07.2014