Singakademie Dresden: geistliche Sommermusik Drucken

"Eine geistliche Sommermusik" von Rudolf Mauersberger in neuer gedruckter Ausgabe

Thumbnail image"Der vom legendären Kreuzkantor Rudolf Mauersberger 1948 komponierte Chorzyklus preist die Natur als Gottes Schöpfung und mahnt, sie zu ehren. Eigentlich braucht ein solches Konzert keine Anlassverstärker. Wer aber von Papst Franziskus’ jüngster Enzyklika erfahren hat, die erstmals dezidiert ökologische Fragen in den Mittelpunkt rückt, den kann diese fragile Musik noch tiefer berühren." Mit diesen Worten würdigte Karsten Blüthgen in der Sächsischen Zeitung eine Aufführung des zyklischen Werkes durch die Singakademie Dresden, die sich nach dem Thüringischen Akademischen Singkreis (TASK) vor über 25 Jahren erstmals wieder des gesamten Werkes annahm.

Zu Hilfe kam ihr dabei die nun erstmals gedruckt vorliegende komplette Ausgabe des Werkes im Strube-Verlag München. Gerhard Uhle, ehemals Kruzianer und auch TASK-Mitglied, hat sich das Stück und seine weitgehend nur handschriftlich vorliegenden Stimmen zur Hand genommen und daraus eine Ausgabe gemacht, die nun erstmals erprobt wurde. Entsprechende Korrekturen wurden aktuell eingearbeitet, eine CD-Produktion befindet sich in Vorbereitung und soll an die erfolgreiche Aufnahme der Lukas-Passion anknüpfen.

Die Dresdner Presse zeigte sich sehr angetan von der Aufführung. Die Sächsische Zeitung schreibt: "Klemm führte straff durch das farbige Opus. Von Beginn an, dem achtstrophigen Paul-Gerhardt-Choral 'Geh aus, mein Herz, und suche Freud', zeigte sich der Chor gut gerüstet, um die Botschaften des Textes zwischen Demut und Lobpreis differenziert herauszuarbeiten. Dem felsenfesten Gesang von 'Solange die Erde steht' folgte kontraststark die blütenzarte Anrufung an den Herrn 'Behüte unsere Felder und Äcker'."

Mareile Hanns lobte in den Dresdner Neuesten Nachrichten die "stimmliche Frische und gestalterische Überzeugungskraft" und schreibt von einer "fesselnden, kontrastreichen Wiedergabe durch Ekkehard Klemm und die Singakademie." Das abschließende 'Es ist so still geworden' erklang "emotional dicht und das Innere berührend." Das Werk verlangt zwei Solostimmen sowie einen einleitenden und abschließenden Orgelpart. Mit Friederike Beykirch, Nanora Bütiker sowie Michael Schütze waren auch die Soli kongenial besetzt.

Gewiss war Mauersberger kein Neuerer, seine Musik knüpfte an die Romantik an und war selbstredend dem Kreuzchor 'auf den Leib' geschrieben. Die Altsoli der Sommermusik sang ursprünglich der später weltberühmte Peter Schreier. Der Musikwissenschaftler Dr. Vitus Froesch notiert in seiner Einführung zum Werk: "Es finden sich Anklänge an Alte Meister (vornehmlich Heinrich Schütz) ebenso wie Elemente der Romantik… . Daneben ist Mauersberger aber vor allem als ein Vertreter der kirchenmusikalischen Erneuerungsbewegung seiner Zeit in gemäßigt moderner Stilistik zu klassifizieren. … Zupackend, energisch, aber auch demütig und kontemplativ wird das Wirken Gottes in der Natur gepriesen. Grundlage der Komposition sind sommerliche Choräle und Lieder sowie Vertonungen biblischer Passagen, vorwiegend des Alten Testaments, in denen die Naturschönheit, Gottes Majestät am Firmament, Wachstum und Ernte thematisiert werden. Litanei und Trost sowie Verheißung und Beschluss (die letzten beiden nach Texten des Neuen Testaments) stehen am Ende der Komposition. Die meisten der insgesamt 29 Sätze schuf Mauersberger neu, doch wenige Teile, fünf an der Zahl, übernahm er aus früheren Schaffensperioden und fügte sie an geeigneter Stelle ein." Unzweifelhaft ist Rudolf Mauersberger der bedeutendste Kreuzkantor des 20 Jahrhunderts und besonders durch sein über 41-jähriges Wirken in Dresden eine wichtige Stimme der kirchenmusikalischen Szene der Nachkriegszeit. Für diese und in dieser ist das Werk 1948 entstanden und kurz danach aufgeführt worden.

Das Stück erklingt wieder zum 700-jährigen Jubiläum des Dresdner Stadtteils Loschwitz, in dem auch der Komponist lebte, am 4. Oktober 2015, 16.00 Uhr.

Aufführungen:
4. Juli 2015, Mauersberg
5. Juli 2015, 19:30 Uhr Annenkirche Dresden

Nächster Termin:
4. Oktober 2015, 16.00 Uhr Loschwitzer Kirche

Mitwirkende:
Kammerchor und Großer Chor der Singakademie Dresden
Friederike Beykirch, Sopran
Nanora Büttiker, Alt
Michael Schütze, Orgel
Ekkehard Klemm, Leitung

Singakademie Dresden

Erika Szabo,
21.09.2015