Eindrucksvolle Konzertfahrt des Bachchores nach Japan Drucken

Chorreise führte im Oktober durch Kobe, Okayama und Hiroshima

Thumbnail imageUnter dem Schirm des Goethe-Instituts gestaltete der Bach-Chor Siegen mit seinem "Collegium vocale“, sowie einem Instrumentalensemble des Bach-Orchesters vom 17. bis zum 24. Oktober 2016 eine Konzertfahrt nach Japan. Intention dieser staatlich geförderten Kulturmaßnahmen sind jeweils die hohe künstlerische Qualität, als auch die Begegnung mit Menschen des Gastlandes im Sinne der Völkerverständigung. Was sich zunächst recht trocken liest, wurde dann für alle Beteiligten zu einem unvergesslich eindrücklichen Erlebnis! 

Das erste Konzert in der Millionenstadt Kobe fand auf Einladung der „United Church of Osaka-Kobe“ in einem großen, freundlichen Kirchenraum statt. Nach einer offiziellen Begrüßung durch den Leiter des Goethe-Instituts von Osaka ließ KMD Ulrich Stötzel hier die  Hauptwerke dieser Konzertreise musizieren: Das „Gloria“ D-Dur von Antonio Vivaldi und die drei doppelchörigen Motetten „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“, „Komm, Jesu, komm“ und „Singet dem Herrn“ von Johann Sebastian Bach in historisch orientierter Interpretation. Als instrumentale Akzente gestalteten Monique Braun und Anja Koch Vivaldis Concerto für 2 Oboen, Streicher und Basso continuo; Peter Scholl interpretierte auf der Orgel eines deutschen Orgelbauers Bachs Concerto a-Moll, sowie Präludium und Fuge G-Dur BWV 541. Das hochkonzentrierte mitreißende Musizieren der Siegener Gäste mitsamt den Solistinnen Anastasia Anastasakis und Dagmar Linde wurde mit großer Begeisterung und stürmischen Applaus honoriert.

Die nächste Station der Reise war Okayama, eine Metropole im Südosten Japans. Hier kam es in dem neuen, von den internationalen Star-Architekten Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa  konzipierten Konzertsaal zu einer eindrücklichen Kulturbegegnung mit dem „Okayama Bach-Kantaten-Verein“; ein Chor, der bereits unter Leitung von deutschen Dirigenten wie Peter Schreier und Helmut Rilling gearbeitet hat. Diesmal gestaltete dieser von seiner Dirigentin gut vorbereitete Chor unter der Leitung von U. Stötzel die Bach-Kantate „Nun komm der Heiden Heiland“ BWV 61. Am Tag vor der Aufführung war Gelegenheit, dieses vielseitige Opus in einer Probe auszuarbeiten, wobei die Solisten aus dem Chor gestellt wurden. Mit großer Aufmerksamkeit wurden von allen Beteiligten die interpretatorischen Impulse Ulrich Stötzels gekonnt umgesetzt. Wenn die Verständigung in Englisch schwierig wurde, übersetzte der mitgereiste Konzertmeister Sohei Takahata ins Japanische. Erfreulicherweise besaßen etliche SängerInnen – insbesondere die Solisten – gute deutsche Sprachkenntnisse. Nachdem das Siegener Collegium vocale mit seiner Interpretation der oben genannten Werke größte Anerkennung fand, gestalteten beide Chöre gemeinsam mit Bachs bekanntem „Wohl mir, dass ich Jesum habe“  einen sehr bewegenden Abschluss! Die anschließenden Gespräche zeigten einmal mehr, wie groß das Interesse in Japan an „deutscher Interpretation“ von europäischer Barockmusik – insbesondere der Musik Johann Sebastian Bachs – ist.

Thumbnail imageAm Samstag stand dem Siegener Ensemble ein ganz außergewöhnliches Erlebnis ins Haus: In einer im 19. Jahrhundert in Fukuyama von Deutschen gegründeten katholischen Mädchenschule wurden die deutschen Gäste mit eigens zu diesem Anlass hergestellten großen Transparenten festlich empfangen. In einem gemeinsamen Konzert unter Anwesenheit aller 600 Schülerinnen, sowie aller Lehrkräfte, begegneten sich japanische und deutsche Musiktradition auf zu tiefst bewegende Weise. Zudem wurde offenbar, wie beliebt nach wie vor das deutsche Liedgut in Japan ist. Nach zahlreichen Musikbeiträgen ganz verschiedener Musikgruppen musizierten zum Schluss alle bestens vorbereiteten Schülerinnen, das Schulorchester und die Siegener Gäste gemeinsam unter der Leitung einer Schülerin das sogenannte „große Halleluja“ von G. Fr. Händel.

Danach ging es sogleich weiter nach Hiroshima, wo die "Siegener" in einer schön gestalteten Kirche der Universität von dem Professor und Pfarrer Sawamura freundlichst empfangen wurden. Nach kurzem Einsingen und Einstellen auf den neuen Konzertraum wurde noch einmal, wieder unter begeisterter Anteilnahme des Auditoriums, das komplette Programm von Kobe aufgeführt. Insbesondere das so ausdrucksstarke „et in terra pax“ aus Vivaldis Gloria bekam in dieser Stadt für alle Ausführenden eine ganz neu empfundene tiefe Bedeutung.

Sonntagmorgen lud Prof. Sawamura zu einer mit Studenten vorbereiteten Besichtigung des Zentrums von Hiroshima mitsamt eines Besuchs des „Peace Memorial Museums“ ein. Die höchst eindringlich gestaltete Dokumentation des ersten Atombombenabwurfs hinterließ bei allen große Erschütterung. Umso tröstlicher und bewegender empfanden die Siegener Musiker den Abschluss dieser Konzertfahrt in der Presbyterianischen Kirche Hiroshimas.

Mit einem Programm mit Werken von Schütz, Bach, Mozart, Mendelssohn u.a. sangen sich die Ausführenden in die Herzen der überaus zahlreichen Zuhörer. Für den - wiederum gut vorbereiteten - Chor dieser Gemeinde und die „Siegener“ wurde das gemeinsame Singen von Bachs „Jesus bleibet meine Freude“ und Mozarts „Ave verum“ zu einem zutiefst verbindenen Erlebnis! Mit einem anschließenden eindrücklichen Empfang, bei dem die Bach-Chor-Ensembles nochmals in den vollen Genuss japanischer Gastfreundschaft kamen, endete der Aufenthalt in Hiroshima. Alle Siegener Musiker waren sich am Ende der Konzertreise darüber einig: Die Intensität sowohl menschlicher als auch musikalischer Begegnungen in dieser Woche wird sehr tiefe Spuren hinterlassen.

Bach-Chor Siegen
11.11.2016