Neue Chorstruktur des Magdeburger Domchores Drucken

Eine neue Ära, die alle Generationen vereint

Thumbnail image"Singen ist eine Freude. Vergessen Sie das Unangenehme vom Tag, stellen Sie sich auf Freude ein, dann gelingt Ihnen alles." Mit diesen Worten Günter Blumenhagens, dem 1. Chordirektor des Philharmonischen Chores Jena, fasst er auf eindrucksvolle Weise das Hauptmotiv der Chormusik zusammen – die unermessliche Freude und das positive Gefühl gemeinsam Teil eines Gesamtklanges zu sein und bewusst in eine „andere“ Welt eintauchen zu können. Ein Chor ist wie eine Familie die zusammen schöne und auch stille Momente verbringt.

In unserer heutigen Zeit, die geprägt ist von hohen beruflichen Anforderungen und dem daraus oft resultierenden Zeitmangel, sowie der Technisierung – muss auch die Chorszene umdenken, wenn es darum geht zukunftsfähig zu bleiben und die Nachwuchsgeneration für die Chormusik zu begeistern. So hat der Magdeburger Domchor jetzt den Schritt gewagt und Anfang des Jahres 2016 seine Chorstruktur neu konzipiert, um die verschiedenen Interessens- und Altersgruppen direkter anzusprechen und die verschiedenen Ansprüche und Zeitressourcen der Sängerinnen und Sänger besser zu berücksichtigen. 

Insgesamt fünf Chorgruppen bilden nun gemeinsam den „neuen“ Domchor. Viel Wert wird auf das generations- und chorübergreifende Miteinander in Chorprojekten, aber auch bei Chorfreizeiten, zum Beispiel der diesjährigen Chorreise nach Österreich, gelegt. Der Fokus ist hier darauf gerichtet, zusammen zu agieren, sich gegenseitig zu unterstützten und kennenzulernen.

Die Kleinsten können von der ersten bis zur dritten Klasse in der Domsingschule die ersten Chorerfahrungen sammeln und bei unserem traditionellen Domsingschulmusical, bei dem auch oft Jugendliche eingebunden werden, erstmals das Entstehen einer großen Aufführung mitgestalten. Im Mauritius- und Katharinenchor, welche die Klassen 4 - 7 umfassen, werden die Kinder dann weiterführend durch Domkantor Barry Jordan und Domsingschulleiterin Sabine Lattorf im separaten Knaben- und Mädchenchor gefördert, sodass die Möglichkeit besteht ganz speziell auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen und dann in gemeinsamen Projekten die Stimmen wieder zusammenzuführen.

Thumbnail imageDie junge Kantorei bietet Jugendlichen von der siebten bis zur zwölften Klasse nun die ideale Plattform eigenständig bei Choraktionen zu agieren, selbst Verantwortung zu übernehmen und ihre Stimmen weiter spezifisch auszubilden, um dann in Verbindung mit den Erwachsenen Konzerte zu gestalten oder Chorreisen zu unternehmen. 

Der Mottentenchor bleibt weiterhin der „Stammchor“ des Domchores, indem die Erwachsenen neben vielen A Cappella-Werken auch oratorische Literatur auf hohem Niveau singen und zum Großteil die Gottesdienste im Dom gestalten. Er ist geprägt durch bereits erfahrene langjährige Domchorsänger und neue Nachwuchssänger, die im Wechselspiel miteinander stehen und so die Choratmosphäre facettenreich gestalten und bereichern. 

Mit dem Oratorienchor als fünfter Chorgruppe hat sich der Domchor einer ganz neuen SängerInnengruppe geöffnet, die Lust hat temporär an großen Aufführungen mitzuwirken, aber aus beruflichen oder familiären Gründen nicht die Zeit findet als festes Mitglied im Motettenchor mitzuwirken. 

Mit dieser Verbreiterung und Ausdehnung der Chorangebote ist es bereits schrittweise gelungen, neue Impulse im Chorleben zu setzen und mit der gewonnenen größeren Offenheit viele erweiterte kreative Ideen für künftige Projekte zu entwickeln und auch die interne und externe Ausstrahlung des Domchores in das neue „Chorzeitalter“ zu versetzen. 

Das Einzigartige ist, dass die verschiedenen Chorgruppen spezifische Akzente für die jeweiligen SängerInnen setzen können und dann bei Einzel- aber vor allem auch Gemeinschaftsprojekten wie dem Mozart Requiem 2016 oder dem traditionellen Weihnachtssingen einen großen Chor bilden. 

In Zukunft möchte der Domchor diese neue Chorstruktur fortsetzen, den gewonnen „frischeren“ Chorspirit fortsetzen und so mit viel Energie, hochwertigen musikalischen Höhepunkten, aber vor allem Freude am Schaffen eines gemeinsamen Klanges die Chorszene Sachsen-Anhalts bereichern und zeigen, dass das Chorsingen nicht antiquiert ist, sondern einfach manchmal veränderter Impulse bedarf. 

In diesem Sinne möchten wir auch anderen Chören Mut machen, ihre Chorstrukturen zu überdenken und mit kleineren oder größeren Nuancen neu zu modellieren, um so ihr gesamtes Potential auszuschöpfen.

Magdeburger Dormchor
18.11.2016