Kürzungen und Streichungen im Stuttgarter Kulturbetrieb Drucken

Stuttgarter Oratorienchor bei der ART Parade gegen Kürzungen im Kulturetat der Landeshauptstadt

Thumbnail imageStuttgart rühmt sich, die heimliche Chorhauptstadt Deutschlands zu sein, aber ...

Auch die Stadt Stuttgart muss sparen. Leider wollte die Kulturbürgermeisterin Frau Dr. Eisenmann auf Kosten der vielfältigen Kultur in dieser Stadt sparen: 5 Mio. Euro sollten aus dem Zuschuss-Budget gestrichen werden.

Die meisten kulturellen Einrichtungen traf es mit einer Kürzung von 5 - 10%. Das ist oft schon schwer zu verkraften. Den Stuttgarter Oratorienchor aber traf es noch härter: die Zuschüsse von ca. 13.500,- € sollten ganz gestrichen werden.
Das hieße aber: das AUS für den Chor, der seit 162 Jahren in dieser Stadt die Kultur mitprägt. Der Chor hat 2 Weltkriege überstanden - nun fragten wir uns, ob er auch die Finanzkrise der Städte überlebt?

Thumbnail imageKann man als Sängerin, als Sänger und als Vorstand eines so traditionsreichen Konzertchores, der jährlich 3 große Konzerte aufführt, einfach zusehen, wie einem das Wasser abgegraben wird?
Nein. Wir schlossen uns mit ca.1500 anderen Interessierten der grossen ART-Parade an, die von einer Gruppe Kulturschaffenden organisiert wurde. Nach dem Umzug durch die Stadt wurde eine Petition im Rathaus abgegeben.

Wir schrieben an die Zeitungen, schrieben Briefe an den Oberbürgermeister, die Kulturbürgermeisterin, an alle Kulturausschüsse der Fraktionen. Wir versuchten unsere Lage zu schildern, und wir konnten vor allem mit guten Argumenten aufwarten: das überzeugte schließlich den Gemeinderat und die Vorlage von Frau Dr. Eisenmann musste vom Tisch.
Nun müssen wir mit einer Kürzung von 5% rechnen – und wir hoffen, dass wir diese mit einer Erhöhung der Mitgliederbeiträge und mit Spendengeldern ausgleichen können.

Fazit dieser Episode: es lohnt sich doch, sich zur Wehr zu setzen, die Öffentlichkeit zu informieren, direkt in das politische Geschehen einzugreifen. Das ist direkte Demokratie.

Stirbt die Kultur einer Stadt, so verödet sie. Stirbt eine traditionsreiche Chorkultur, in der es sogar in unserer Zeit keine Nachwuchssorgen gibt, so stirbt auch das ehrenamtliche Engagement, die Freude am gemeinsamen Singen, am aktiven Musizieren. Unsere 1.600 Zuhörer des letzten Konzertes – ELIAS von Mendelssohn – im Beethovensaal Stuttgart am 13. Dezember 2009 haben es wieder erlebt: Chormusik lebt. Und soll weiterleben!

Jacqueline von Manteuffel
1. Vorsitzende des Stuttgarter Oratorienchores
21.12.2009