ensemble cantissimo: „Four Levertov Settings“ von Christopher Theofanidis als europäische Erstaufführung Drucken

Ein Jahr wie kein anderes – das Ensemble in Zeiten der Pandemie

Thumbnail imageNach dem vergangenen Jubiläumsjahr 2019, in dem das ensemble cantissimo unter der Leitung seines Gründers Professor Markus Utz sein 25-jähriges Bestehen nicht nur mit etlichen Konzerten mit dem Programm „Songs of Love“ und drei Aufführungen der H-moll-Messe von Johann Sebastian Bach im Kloster Rheinau, dem Konstanzer Münster und im Fraumünster Zürich feiern durfte, sondern zudem auch mit dem Kulturpreis des Bezirks Schwaben ausgezeichnet wurde, war der Terminplan für die Sommermonate 2020 mit Konzerten u. a. in Konstanz, Kreuzlingen, Zürich, Freiburg, München, Nürnberg und Regensburg, sowie einer Konzerttournee auf die griechische Insel Skiathos und einer CD-Produktion mit Werken des Komponisten Jacobus de Kerle prall gefüllt. 

Dann zogen im März dunkle Wolken auf, die Beschränkungen zur Bekämpfung und Eindämmung der Pandemie machten die gesamten Planungen zunichte. Gerade für unser Vokalensemble mit freischaffenden Sängerinnen und Sängern bis heute eine kaum zu ertragende und existenziell bedrohliche Situation. Im Juni war das Ensemble immerhin in Miniatur als Quartett beim Online-Festival „SingFestZürich“ vertreten.

Mit viel Mühe und Organisationsgeschick von Markus Utz und dem Münsterkantor Jörg Ulrich Busch konnte dann das kurze Zeitfenster der gelockerten Hygienevorschriften im Herbst genutzt werden, um zumindest ein Projekt Anfang Oktober im Fraumünster Zürich und in Meilen zu realisieren. Unter dem Titel „Der Mond ist aufgegangen“ stand die europäische Erstaufführung des mehrsätzigen Werkes „Four Levertov Settings“ für Sopran Solo, Violine und Chor von Christopher Theofanidis (geboren 1967) nach Gedichten der jüdisch-walisischen Dichterin Denise Levertov im Mittelpunkt des Programms.

Theofanidis ist mit der gewinnenden, modern gemäßigten Tonsprache seiner Werke ein vielgefragter Komponist, von vielen führenden Orchestern wird seine Musik mittlerweile gerne und oft aufgeführt, darunter das London Symphony Orchestra, die New York Philharmonics, oder das Philadelphia Orchestra. Flankiert von Meisterwerken der Musikgeschichte aus der Feder von Johann Sebastian Bach, Anton Bruckner, Joseph Haydn und Heinrich von Herzogenberg entwickelte die farbenfrohe und atmosphärisch dichte Musik von Theofanidis eine enge Beziehung zu den Klassikern, die das konzentrierte Publikum im Fraumünster Zürich in den Bann zog. Dichtung und Musik finden dabei zu einer aufregenden Symbiose, in kurzen, wörtlichen oder leicht verfremdeten Zitaten erweist Theofanidis den großen Komponisten der Vergangenheit seine Referenz. Iris-Anna Deckert übernahm dabei die Sopran-Soli, die Violine spielte Daniel Kagerer.

Thumbnail imageUnter Beachtung aller geltenden Hygiene- und Abstandsregeln ging dem Konzert eine intensive zweitägige Masterclass „Dirigieren“ in der reformierten Kirche Meilen voran. Bachelor- und Masterstudierende der Zürcher Hochschule der Künste standen zum Teil erstmals vor einem Spitzenchor, erarbeiteten unter der Anleitung ihrer Professoren Markus Utz und Ernst Buscagne ihre Interpretation der Chorwerke aus dem Konzertprogramm und verfeinerten ihre Dirigiertechnik. Am Abend des zweiten Tages präsentierten die Studierenden das gemeinsame Ergebnis in einem Konzert.

Mit Hoffnung und Zuversicht richtet sich der Blick auf das nächste Jahr 2021. Das ursprünglich für 2020 geplante Programm „Schwanengesang“ mit zwei großen Spätwerken von Heinrich Schütz und Paul Hindemith in Verbindung mit neugeschaffenen Texten von Robert Schneider steht dem Konzertformat „Jauchzet dem Herrn“ gegenüber, mit Psalm-Vertonungen verschiedenster Epochen für Chor und Orgel von Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn, Jaako Mäntyjärvi und Charles Ives. Darüber hinaus sind CD-Aufnahmen mit Werken aus dem Choralis Constantinus von Heinrich Isaac geplant (Carus-Verlag).

Informationen: https://ensemble-cantissimo.de

Andreas Meixner
25.11.2020