Auf Antrag des VDKC wurde im Rahmen der entsprechenden UNESCO-Konvention die „Chormusik in deutschen Amateurchören" in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
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VDKC SCHRIFTENREIHE
Hamburger VDKC-Chöre in UA von „Leviathan“ im Februar 2012 |
Musiktheater nach Texten von Thomas HobbesEine ungewöhnliche Uraufführung erlebte das Publikum am 18. und 19.02.2012 mit der Musiktheaterproduktion „Leviathan“ für Massenchor, Band, drei Schauspieler/Sänger nach Texten von Thomas Hobbes. Beteiligt waren u.a. auch die VDKC-Chöre Madrigalchor Eppendorf, Kammerchor Altona und Trinitatischor. Konzipiert, komponiert und produziert wurde das Projekt vom KOMMANDO HIMMELFAHRT (Jan Dvorak/Komponist, Hamburg und Thomas Fiedler/Regisseur, Berlin) in Koproduktion mit Kampnagel, Hamburg. Musikalisch verarbeitet wurden Texte aus dem Werk des englischen Staatstheoretikers und Philosophen Thomas Hobbes (1588-1679) und in eine Handlung eingebunden, die weitgehend von den Chören gestaltet und in beeindruckenden Bildern inszeniert wurden. Das Projekt veranstaltet mit den harschen und wenig gefühlvollen Texten des Philosophen eine Art Messe für den schwächelnden Staat – voll Anteilnahme, aber genauso auch ironisch und kritisch zu verstehen.
Ca. 250-300 ChorsängerInnen aus sieben Hamburger Chören fanden sich zusammen, um diese neue Herausforderung in einer relativ kurzen Probenzeit auf die Bühne zu bringen. Die Chöre haben bei diesem Projekt unentgeltlich mitgewirkt und fünf Wochen ihrer Probenzeit hierfür zur Verfügung gestellt. Zunächst ungewöhnlich die handgeschriebenen Noten und Notizen, die noch mehrerer Erläuterungen bedurften. Jan Dvorak besuchte mehrere Chöre und stand zum Gespräch bereit, allerdings war noch schwer vorstellbar, wie die Politiktexte und Musik in einem Musiktheaterstück zusammenfinden würden. Anstatt des Alstereisvergnügens fand für uns zwei Wochen vor den Vorstellungen das erste gemeinsame Probenwochenende statt und wir wurden gebeten „einen leichten Gegenstand mitzubringen, der für unsere Freizeit und gutes Leben steht.“ Aha, dachten wir. „Das Volk darf sich was wünschen“ und es kam ein umfangreiches Sammelsurium von Dingen zusammen. Es wurden verschiedene Versionen der Kompositionen und Aufstellungen geprobt und ausprobiert und wir bekamen eine Idee von dem erdachten Konzept. Ungewohnt für LaienchorsängerInnen, dass jetzt noch ein Regisseur im Spiel war, von dem wir viele Anweisungen bekamen, was wir wann, wo und wie tun sollten. Ebenfalls ungewohnt, dass bis auf zwei Stücke alle anderen auswendig und ohne Dirigat aufgeführt werden sollten. Für uns begann ein Training in Multitasking, denn wir waren nicht nur ChorsängerInnen im üblichen Sinne, sondern Hauptakteure. Nicht in individuellen Rollen, sondern als Kollektiv. Wir stellten das sich formierende Volk dar. Wenige Tage später erreichte uns eine Mail mit den eingearbeiteten Änderungen (denen noch weitere bis zur Premiere folgen sollten), Reihenfolge und Regieanweisungen und wir konnten uns die von Jan auf dem Klavier eingespielten Stimmen herunterladen. Project in process. Am folgenden Probensonntag fanden wir unsere Mitbringsel in schwarzen Tüll eingehüllt an Stangen befestigt, die wir für eine Prozession mit uns führen würden. Während der Proben lernten wir auch die weiteren auftretenden Personen kennen. Michael Gerlinger als König, Franziska Junge als Dame, Merten Schroedter als Wilden Mann und die Band Ten Ta To. Es waren nicht nur unsere sängerischen Fähigkeiten gefragt im a-capella-Gesang als Kanon, Echo, als Chöre solistisch, mehrstimmig, als Backgroundchor und zum Abschluss mit Band und Solosängerin. Wir sprachen auch Texte mit, nach, durcheinander und machten verschiedene Begleitgeräusche wie Wind, zischeln, ploppen, pfeifen, jubeln, Applaus. Viele Absprachen, Zeichen und Signale wurden vereinbart für einen reibungslosen Ablauf. Auch das: Töne müsst Ihr mitnehmen. Die spiele ich Euch an, wenn Ihr rausgeht. Regisseur: ich will sie aber nicht hören, wenn Ihr hier draußen seid. Auch dem Publikum war eine ungewöhnliche Rolle zugedacht, denn es konnte nicht die Plätze auf der Tribüne einnehmen und uns von oben zusehen. Die Vorstellungen begannen in der Vorhalle von K6, in der sich Chöre und Publikum zwanglos mischten. Aus dieser Menge heraus formierte sich das „Volk“ und die Prozession setzte sich in Gang. Auch ohne Ansage schafften wir uns dafür ausreichenden Platz und das Publikum bildete ein Spalier und wurde damit Teil der Inszenierung. Während der Proben fiel ja schon das Wort „Schwarmprinzip“. Danach ging das Publikum auf die Bühne, während wir hinter dem Vorhang auf der Tribüne saßen und einen Song aus dem „off“ sangen. Erst dann öffnete sich der Vorhang und das Publikum sah uns auf der Tribüne sitzen. Nach einem weiteren Stück Aufführung verschwanden wir unter der Tribüne für einen Backgroundchor und das Publikum durfte (endlich) die Plätze einnehmen und die Aufführung ging weiter und endete mit einem achtstimmigen Schlusschoral “Life itself is but motion” nach ca. 90 Min. Zwei sehr gut besuchte Vorstellungen und viel Applaus stimmten alle Mitwirkenden sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Informationen: Das Projekt wurde gefördert durch die Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und die Hamburgische Kulturstiftung. Sabine Kamke, Madrigalchor Eppendorf
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