125 Jahre Oratorienchor Ulm Drucken

Mehr als ein gewöhnliches Vereinsjubiläum

Thumbnail imageVor 125 Jahren wurde der Turm des Ulmer Münsters - der höchste Kirchturm der Welt - vollendet. Dieses Jahrhundertereignis wurde damals auch musikalisch gefeiert – mit der Aufführung des Elias von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Dazu hatte sich ein Projektchor mit mehr als 300 Sängerinnen und Sängern zusammengefunden. Aus diesem erfolgreichen Ensemble gründete sich anschließend der Verein für klassische Kirchenmusik, der später in Oratorienchor Ulm e.V. umbenannt wurde. Mit den sechs Münsterkantoren hat der überkonfessionelle Verein bis zum vergangenen Jahr eine Vielzahl von Konzerten durchgeführt. Neben den zwei jährlichen, eigenverantwortlich durchgeführten Konzerten des Vereins gab es auch regelmäßige Kooperationen mit anderen Ulmer Musikensembles, insbesondere auch mit den Chören der Münsterkantorei.

Auch zu den herausragenden politischen und kulturellen Ereignissen der Stadt Ulm hat der Oratorienchor stets seinen musikalischen Beitrag geleistet – zuletzt bei dem großen städtischen Klangfest im Sommer 2015 anlässlich der Vollendung des Münsterturms vor 125 Jahren.

Das Repertoire des Oratorienchores ist umfangreich. Es umfasst das klassische Oratorium ebenso wie moderne und zeitgenössische Werke. Bei zahlreichen Konzerten war der Chor einer der bundesweit ersten, der sich an eine Aufführung herangewagt hat, etwa die wiederaufgefundene Messe Solennelle von H. Berlioz oder die Misa Tango von L. Bacalov.

Seit Anfang 2015 hat der Oratorienchor mit dem Musikpädagogen Thomas Kammel einen neuen musikalischen Leiter. Sein Debut gab er mit dem Chor bei dessen vielbeachteten Festkonzert im November 2015. Im vollbesetzten Ulmer Münster wurde, wie vor 125 Jahren, erneut der Elias erfolgreich und umjubelt aufgeführt. In dem sich anschließenden launigen Festakt war die hochmotivierte Stimmung eines Chores spürbar, der auch die nächsten 125 Jahre Chorarbeit mit Schwung, Freude und Offenheit angehen will.

Eine Festschrift, die zum Jubiläum erschien, gab einen Einblick in die Vereinsgeschichte, aber vor allem stellte sie viele persönliche Beiträge von Chorleitern und Sängern und Sängerinnen selbst vor. Daraus entstand ein buntes Kaleidoskop, wie die Musik, die Chorarbeit und die Gemeinschaft über zum Teil lange Jahre hinweg ganz individuell als erfüllend, fordernd und froh machend erlebt wurde.

Im Archiv des Chores befinden sich unzählige Dokumente der Zeitgeschichte: sorgfältig geschriebene Protokolle, akribisch gesammelte Presseveröffentlichungen und künstlerisch gestaltete Aufführungsbücher aus 125 Jahren. Durch die Digitalisierung in den letzten zwanzig Jahren haben sich die Arbeit des Vereinsvorstands, die Organisation der Probenarbeit und der Aufführungen, sowie der Zugang der Choristen zu Informationen grundlegend verändert. Kommunikation innerhalb des Chores erfolgt heute über E-Mails und Doodle-Abfragen. Hintergrundinformationen über Komponist und Werk finden die ChorsängerInnen über Suchmaschinen und es gibt Lernprogramme und Aufführungsmitschnitte zum Anhören im Netz. Mit Homepage und Facebook erreicht der Chor Freunde und Interessierte weit über früheren Grenzen hinaus.

Der Oratorienchor hat über 125 wechselhafte Jahre und zwei Weltkriege hinweg kontinuierlich seinen Vereinszweck, nämlich die Aufführung bedeutender alter und neuer Chormusik, verfolgt. Dies ist sowohl der Wirkung, die von den musikalischen Meisterwerken ausstrahlt, als auch der Liebe der Ausführenden zu dieser Musik zu verdanken. Der Oratorienchor will sich auch in Zukunft aktiv der Einstudierung und Verbreitung eines möglichst vielfältigen Programms widmen.

Lesen und sehen Sie mehr zum Oratorienchor unter www.Oratorienchor-ulm.com.

Lieselotte Staiger,
17.12.2015