Windsbacher Knabenchor mit Werken des Nürnberger Komponisten Johann Staden Drucken

Musikalische Wiederentdeckung am 23. Mai 2014

Thumbnail imageZur Eröffnung der Internationalen Orgelwoche in Nürnberg am 23. Mai 2014 überrascht der  Windsbacher Knabenchor sein Publikum mit einer musikalischen Wiederentdeckung: In der Lorenzkirche wird der Chor erstmals die Motetten-Sammlung  „Kirchenmusik I“ von Johann Staden wieder aufführen. Der Komponist lebte von 1581 bis 1634 und war Kantor an den Nürnberger Hauptkirchen St. Sebald und St. Lorenz. Die Werke Stadens sind markante Beispiele für die damals gepflegte Sakralmusik, sie blieben nach seinem Tod jedoch weitgehend unbekannt. Mit ihrer Neubelebung nach über 350 Jahren beweist der Windsbacher Knabenchor Mut zum Außergewöhnlichen. Begleitet wird das Konzert von Concerto Palatino und Capella de la Torre, zwei Spezialensembles für Alte Musik.

Stilistische Vielfalt und kompositorische Souveränität
„Kirchenmusik I“ ist eine Sammlung aus dem Jahr 1625 mit 15 Motetten, die sehr abwechslungsreich aufgebaut sind. Ob doppelchörig oder zwölfstimmig, Echo- oder Fernchöre - die Spanne reicht von kammermusikalischer Besetzung bis hin zu prachtvollen Tutti-Werken. Strenger Kontrapunkt und klagende Melismen wechseln sich mit üppiger Vielstimmigkeit und prächtigem Vollklang ab. Mit stilistischer Vielfalt und Ideenreichtum hat Staden den polyphonen Motetten-Stil des 16. Jahrhunderts und die venezianische Mehrchörigkeit und Klangpracht wirkungsvoll und abwechslungsreich in seine Werke eingebunden. „Kirchenmusik I“ beginnt mit der groß angelegten Vertonung von Psalm 128 „Wohl dem, der den Herrn fürchtet“ und durchläuft im Anschluss das Kirchenjahr, angefangen mit dem „Deutschen Magnificat“, Chormusik der Adventszeit, ein Danksagungsstück zur Weihnacht, Passionsmusik sowie Motetten zu Ostern, Christi Himmelfahrt und Pfingsten sowie Psalmvertonungen.

Thumbnail imageFür die Windsbacher ist die intensive Beschäftigung mit den Werken Stadens und der Ausflug in den Frühbarock eine großartige Herausforderung.  „Staden hat eine ganz eigene Textbehandlung mit klarem Bezug und wunderbare musikalische Farben – sein Stil lässt sich nicht ohne weiteres einordnen.  Zeitlich schließt die Musik an Martin Luther an, sie hat ihre Wurzeln also direkt im Protestantismus und der Komponist kommt aus Nürnberg – für uns hat das natürlich einen spannenden regionalen Bezug“, erklärt Martin Lehmann, Chorleiter des Windsbacher Knabenchores, seine Motivation. „Mit ihrer Obertönigkeit und dem metallenen Klang passen unsere Knabenstimmen zudem sehr gut zu dieser Musik“, ergänzt er.

Entdeckung verborgener Schätze
Gerhard Dürr, Kirchenmusiker im Ruhestand, ist in den Archiven des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg auf die unbekannten Noten gestoßen. In mühevoller Kleinarbeit hat er die Motetten aus verschiedenen Stimmbüchern in heutige Notation übertragen und eine Partitur erstellt. Mit diesem Projekt trat er dann an den Windsbacher Knabenchor heran.

Der Windsbacher Knabenchor wird „Kirchenmusik I“ auf CD aufnehmen. Deren Erscheinung ist zur Vorweihnachtszeit bei SONY unter dem Label für Alte Musik „Harmonia Mundi“ geplant. Der Bayerische Rundfunk überträgt das Eröffnungskonzert live auf BR-KLASSIK am 23.05.2014, ab 20:00 Uhr.

Johann Staden (1581 – 1634)
Als berühmter Organist an der Sebalduskirche, Musikdirektor der Reichsstadt, Komponist und Lehrer hat Johann Staden die meiste Zeit seines Lebens in Nürnberg verbracht, mit kurzen Aufenthalten als Organist am markgräflichen Hof zu Bayreuth und am kurfürstlichen Hof in Dresden. 1618 wurde er an St. Sebald berufen, zuvor war er für zwei Jahre an der Spitalkirche wie auch an St. Lorenz. In  den Jahren 1625 und 1626 erschienen seine beiden Teile der „Kirchen-Music“ in Druck. Sie zählen zu den wichtigsten Kompositionen Stadens und sind Beispiele für die Pflege der musica sacara am Anfang des 17. Jahrhunderts.

Informationen 

Windsbacher Knabenchor
15.05.2014