Berliner Singakademie beim Tag der Offenen Tür im Konzerthaus Berlin Drucken

Spannender Einblick in die Probenarbeit von „Das Glück“ von Helmut Zapf

Thumbnail imageSeit vielen Jahren im Frühjahr gibt es eine gute Tradition im Konzerthaus Berlin. Alle Räume öffnen sich für das musikalisch interessierte Publikum. Die vielfältigen Aspekte von Musik, ihrer Gestaltung und Darbietung für alle Generationen werden vorgestellt uns erlebbar.

Seit dieser Tag der Offenen Tür existiert, gibt stets die Berliner Singakademie einen kleinen Einblick in ihr Innenleben. Nicht nur, dass der Chor seinen repräsentativen Stand im Hause betreut, dort die kommende Spielzeit präsentiert und seine Konzertaufnahmen, soweit sie auf einer CD angeboten werden können; Innenleben bedeutet vielmehr, dass er den zahlreichen Zuhörern Einblicke und Hörproben aus seiner laufenden Probenarbeit präsentiert.

Es werden also Werke vorgestellt, die oft noch weit entfernt von der Aufführungsreife sind. Der Direktor der Singakademie, Achim Zimmermann, zeigt dabei stets eine ausgefeilte Moderationstechnik, die seinem Dirigat und seiner strengen Probenarbeit keineswegs nachsteht. Er lässt die Zuhörer nachvollziehen, wo noch Defizite bestehen, welche Stimmgruppe noch genauer arbeiten muss, wie Ungenauigkeiten in der Artikulation oder der Intonation erkannt, aber auch beseitigt werden können.

Besonders spannend war es in diesem Jahr: Die Berliner Singakademie erarbeitet derzeit ein neues Werk. „Das Glück“ eine Chorfantasie für gemischten Chor, Alt-Solo und Instrumente, ein Auftragswerk, das an Helmut Zapf ergangen ist, finanziert von der Ernst von Siemens Musikstiftung nach der gleichnamigen Elegie von Friedrich Schiller, wird es im Juni 2014 seine Uraufführung erleben. Daran ließ Achim Zimmermann das Publikum teilnehmen und er bereitete es auf einen nicht ganz einfachen Hörgenuss vor. Das Werk pendelt in seinen gesanglichen Teilen zwischen vier und zehn Stimmen, aber ebenso rhythmisch vielfältig sind vom Mund erzeugte Geräusche vom hohen und tiefen Kehlkopfknirschen, Zungenschnalzen mit offenem und geschlossenem Mund, Klicklauten im rechten und linken Mundwinkel mit entsprechenden Vokalfärbungen bis zum geräuschhaften Ein- und Ausatmen. 14 unterschiedliche Geräusche enthält die Legende in der Partitur.

Das Probenpublikum war neugierig, amüsiert, aber auch skeptisch, insbesondere dann, wenn Achim Zimmermann es launig ermunterte mitzumachen. Einige äußerten durchaus ihr Interesse, ins Konzert zu kommen, um zu hören, was aus diesen Probenanfängen geworden ist.

Das Werk wird uraufgeführt am 22. Juni 2014 um 20.00 Uhr im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie. Die Berliner Singakademie bleibt wie stets ihrer Tradition treu: neugierig zu sein auf neue Musik und sie dem Publikum vorzustellen, denn: alle alte Musik war auch einmal neue Musik.

Nikolaus Sander, Berliner Singakademie
26.05.2014