Carl Loewe: Die Festzeiten. Geistliches Oratorium in drei Abteilungen op. 66 Drucken

Erste Abteilung „Advent und Weihnachten“

Thumbnail imageCarl Loewe (1796–1869) ist allgemein als „pommerscher Balladenkönig“ bekannt: Seine Balladen und Lieder trug er mit Vorliebe selbst am Klavier vor. Allerdings setzte sich Loewe auch intensiv mit der Gattung Oratorium auseinander. In einer Kantorenfamilie in der Kleinstadt Löbejün (heute Sachsen-Anhalt) aufgewachsen – seine beiden Brüder wurden Theologen und auch Carl Loewe selbst studierte einige Semester Theologie –, wurde Loewe später von Carl Friedrich Zelter in Berlin zum Schul- und Kirchenmusiker ausgebildet. Er wirkte dann 46 Jahre lang als Gymnasialdirektor und städtischer Musikdirektor in Stettin. Sein Arbeitsvertrag sah ausdrücklich nicht vor, dass er Bühnenwerke schrieb. Dennoch muss in ihm ein Bestreben zu musikdramatischen Werken erwachsen sein, das sich schließlich in seinem chorsinfonischen Kompositionsstil abbildete, den er selbst als Mittelgattung zwischen Oper und Kirchenmusik bezeichnete.

Loewe hat 17 Oratorien hinterlassen. Das „Loewesche Oratorium“ (nach Karl Anton) vereint Aspekte der Gottesdienstmusik (Vorhandensein eines Klavierauszugs mit Spielanweisungen für die Orgel, Verwendbarkeit im liturgischen Kontext, Gebrauchsmusikcharakter) und der Oper (Einbindung weltlicher, handlungsorientierter und emotionsgeladener Elemente, keine strenge Konfessionsbindung etc.). Sein Oratorium „Die Festzeiten“ op. 66 ist dreiteilig angelegt und thematisiert im ersten Teil die Kirchenjahreszeiten Advent und Weihnachten, im zweiten Teil die Passionszeit bis zum Karfreitag und Ostern sowie im dritten Teil Himmelfahrt, Pfingsten und Trinitatis. Der zugrundeliegende Text ist eine Kombination aus Bibelzitaten (von Loewe selbst ausgewählt) und kommentierender Lyrik des Stettiner Dichters Ludwig Giesebrecht, die in engem Bezug zum Bibelwort gehalten ist. Als drittes Textelement kommen Choralstrophen hinzu.

In einer Aufführung des ersten Teils von Loewes „Die Festzeiten“ in Hannover kurz vor Beginn der Corona-Pandemie dirigierte ich noch aus einer handschriftlichen Partiturabschrift, die die Internationale Carl-Loewe-Gesellschaft dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hatte. Ein neu gesetzter Klavier- bzw. Orgelauszug aus 2012 konnte ebenfalls zur Verfügung gestellt werden. Da allerdings auch das Orchestermaterial nur unvollständig und in teils nicht praxistauglichem Zustand vorlag, habe ich meine Aufführung zum Anlass genommen, eine Neuausgabe der Teile Advent und Weihnachten zu erstellen. Sie enthält ein Vorwort sowie einen kritischen Bericht und ist als Set bestehend aus der Partitur, dem Klavierauszug und dem Stimmmaterial im Verlag Dohr im Sommer 2022 erschienen. Die Besetzung ist SATB Solo, SATB Chor, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken, Streicher. Die Aufführung beider Teile dauert ca. 45 Minuten. Die Chorpartie ist von niedriger bis mittlerer Schwierigkeit. Das Werk ist klangschön, macht den Musizierenden Freude und eignet sich sowohl zur Darbietung im Konzert als auch im gottesdienstlichen Kontext, wofür der Klavierauszug auf der Orgel dargestellt werden kann.

Informationen: Martin Kohlmann (Hrsg.): Carl Loewe: Die Festzeiten op. 66, Geistliches Oratorium in drei Abteilungen für Soli (SATB), Chor (SATB) und Orchester, Erste Abteilung: Advent und Weihnachten, Verlag Christoph Dohr, Partitur M-2020-4694-4, 69,80 Euro, Klavierauszug M-2020-4695-1, 19,80 Euro, Orchester-Stimmen M-2020-4696-8, mietweise | Bestellung

Martin Kohlmann, VDKC
16.11.2022