VDKC verleiht professionelle Konzerttechnik an seine Mitgliedschöre Drucken

Auftreten in und nach der Pandemie

Foto: VDKC verleiht Konzerttechnik (Ralf Schöne)Nicht erst seit Beginn der Covid-19-Pandemie stellen sich Musizierende die Frage nach dem Erreichen ihres Publikums auch auf digitalem Wege, doch zumindest seitdem ist sie unumgänglich für die meisten geworden. Der VDKC stellt zu diesem Zweck ab sofort eine Reihe von professionellem Equipment zur Verfügung, welches an alle Mitgliedschöre verliehen werden kann. Der Erwerb dieser Technik wurde durch eine Förderung der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt ermöglicht. Natürlich sind nicht immer teure technische Hilfsmittel notwendig, um das eigene Publikum auch auf dem heimischen Sofa zu erreichen. Oft genügt schon ein Smartphone. Wofür auch immer ein Chor sich entscheidet, in allen Fällen ist es sinnvoll, zunächst eine Vorgehensweise zu entwickeln.

Für selbst produzierte Videos mit professionellem Anspruch, für ein übertragenes Konzert im Internet, aber auch für Livekonzerte können eine Reihe von technischen Mitteln hilfreich sein. Von diesen Überlegungen hat sich der VDKC bei seiner Anschaffung leiten lassen. Neben einer professionellen Videokamera mit Stativ stehen zwei Mikrofone mit Nierencharakteristik zur Verfügung. Für eine gute Optik auch vor der Kamera sorgen diverse weiße und farbige LED-Scheinwerfer auf Stativen inklusive Diffusionsfilter. Das Equipment kann für eigene Aktivitäten von einem VDKC-Mitgliedschor für die Dauer von maximal zwei Monaten ausgeliehen, jedoch ausschließlich für Innenraum-Aktivitäten genutzt werden. Die sensible Technik lässt sich nicht versenden. Ausschließlich eine persönliche Abholung und Rückgabe im Generalsekretariat des Verbandes in Weimar ist möglich.

Eine Liste der vom VDKC angeschafften Technik und ein Formular zum Verleih der Konzerttechnik finden Sie hier.

Doch auch die beste Technik leistet nichts von alleine. Wer sich bereits mit Möglichkeiten und Funktionsweisen von verschiedenen Mikrofonen, Abnahmeverfahren, Raumakustik, Scheinwerfern oder Videokameras beschäftigt hat, kann sich das vorstellen. Es beginnt mit der Aufstellung des Chores: Dieser kann sich beispielsweise mittig vor das Hauptmikrofon im Halbrund aufstellen, die Stimmgruppen nebeneinander. Die Vorteile sind hier, dass die SängerInnen sich gegenseitig gut sehen und hören können und deren Abstand zum Mikrofon annähernd gleichbleibt. Für die HörerInnen entsteht ein recht homogener Chorklang, in dem die hohen Stimmen nicht zu präsent sind. Eine weitere Option ist es, die Tenöre und Bässe hinter die Frauenstimmen zu stellen, möglichst auf ansteigende Stufen. In dieser Aufstellung können die HörerInnen die einzelnen Register besser unterscheiden, die Durchsichtigkeit des Klangbildes wird größer. Allerdings kann diese Position das Zusammenspiel des Chores erschweren und die hohen Stimmen scheinen bei gleicher Mikrofoneinstellung lauter zu sein. Natürlich muss mit diesen Vorschlägen gerade in Zeiten einer Pandemie kreativ umgegangen werden. Auch die Raumakustik ist für eine Aufnahme oder einen Livestream nicht zu vernachlässigen. Zunächst sollte klar sein, ob die Übertragung in einem Raum mit oder ohne Publikum erfolgt bzw. wie die sonstigen Bedingungen des Raumes aussehen, denn diese Fakten haben Einfluss auf die Nachhallzeit, die wiederum den Abstand zum Mikrofon mitbestimmt. Eine mittlere Nachhallzeit, die sich am besten für Tonaufnahmen eignet, gibt es vor allem in Räumen mit Holzvertäfelungen statt Vorhängen und nicht zu harten Wänden wie Glas oder Beton. Gibt der eigene Probenraum diese Voraussetzungen nicht her, eigenen sich in der Regel kleinere Kirchen.

Foto: VDKC verleiht Konzerttechnik (Ralf Schöne)Insbesondere Livestreams, die innerhalb des letzten Jahres an Beliebtheit gewonnen haben, können bereits mit einem Smartphone in guter Qualität übertragen werden, wobei natürlich zusätzliche Scheinwerfer oder Mikrofone für Qualitätsverbesserung sorgen. Bei Chorauftritten, die über soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram oder YouTube gezeigt werden sollen, sind eine ganze Reihe von Vorbereitungen zu treffen.

Zu den technischen Voraussetzungen zählen scheinbar selbstverständliche Funktionen wie ein eingeschaltetes Mikrofon und eine saubere Kameralinse, ein voller Akku bzw. ein Ladekabel vor Ort und eine stabile Internetverbindung. Soll das Video über den Stream hinaus direkt auf dem Telefon gespeichert werden, ist es unerlässlich, auch den vorhandenen Speicherplatz auf dem Gerät zu überprüfen. Bedacht werden muss ein guter Standort für das Handy ohne Gegenlicht sowie eine ruhige Position, die bestenfalls mit einem Stativ sichergestellt wird. Die Nutzung des Zooms am Handy ist während des Streams nicht zu empfehlen, da die Auflösung sich schnell verschlechtert. Die Wahl des Bildausschnittes sollte daher im Vorhinein gut durchdacht sein. Auch die Auswahl der Kamera bedeutet einen spürbaren Qualitätsunterschied; es sollte möglichst die Frontkamera statt der Rückkamera genutzt werden. Tipp: Ein Testlauf stellt die Funktionen sicher und macht auf eventuelle Probleme aufmerksam.

Auch auf die Möglichkeiten der jeweiligen Plattform sollte ein Chor sich einstellen: Wie wird mit einem Livestream begonnen? Sollen alle den Auftritt verfolgen können oder nur eine bestimmte Zielgruppe? Hat die jeweilige App Zugriff auf Kamera und Mikrofon? Neben der bereits erwähnten Akustik sind Rahmenbedingungen, wie ein neutraler Hintergrund ohne Ablenkung, wichtig. Die Uhrzeit des Streams sollte angepasst an das Nutzungsverhalten der User gut überlegt sein und vor allem rechtzeitig angekündigt werden. Dafür bieten sich neben der eigenen Webpräsenz auch Plattformen befreundeter Chöre oder andere themennahe Accounts sowie die Generierung eines Hashtags zur Veranstaltung an. Wie auch bei einem „richtigen“ Livekonzert ist zu beantworten, wer wo, wie und warum was präsentieren möchte. Im Vorhinein kann die Neugier des Publikums mit weiteren Inhalten wie Hintergrundinformationen oder einem Blick hinter die Kulissen geweckt werden. Insbesondere die Interaktivität des Mediums sollte nicht ungenutzt bleiben: Fordern Sie Feedback ein, fragen Sie nach musikalischen Wünschen oder Ideen und gehen Sie darauf ein. Dann steht einem erfolgreichen Streaming-Konzert nichts mehr im Wege.

Wer sich genauer mit dem Thema Konzerttechnik und speziell mit dem Aufnehmen von Chören beschäftigen will, findet zum Beispiel hier Antworten:

  • www.thomann.de
  • www.amazona.de
  • Raik Johne: Nimm den Chor doch selbst auf. Crashkurs für das Aufnehmen und Mischen von Chören, Norderstedt 2016.

Judith Bock
15.03.2021