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Start Service Beiträge des VDKC Hans Chemin-Petit: Erinnerung an einen universalen Künstler
Hans Chemin-Petit: Erinnerung an einen universalen Künstler Drucken E-Mail

Umfangreiches Kompositionswerk des langjährigen Leiters des Philharmonischen Chores Berlin

Thumbnail imageHans Chemin-Petit, 1902 in Potsdam geboren und 1981 in Berlin gestorben, war Komponist, Dirigent, Hochschullehrer, Orchestergründer, langjähriger Leiter des Philharmonischen Chors Berlin, und er engagierte sich ehrenamtlich als Direktor der Abteilung Musik der Berliner Akademie der Künste sowie im Vorstand des Komponistenverbandes, der Dramatiker-Union und der GEMA. Über Jahrzehnte hin gehörte er mit seinem künstlerischen Können und mit seiner charismatischen Persönlichkeit zum Kreis derer, die das Potsdamer und das Berliner Musikleben entscheidend prägten.[1]

Nachdem erste Lied-Kompositionen bereits in seiner Schulzeit entstanden waren, begann Chemin-Petit nach bestandenem Abitur 1920 an der „Staatlichen Akademischen Hochschule für Musik“ in Berlin-Charlottenburg zunächst bei Hugo Becker Violoncello zu studieren. Nachdem das Komponieren jedoch für ihn immer mehr an Bedeutung gewann, kamen ab 1925 Kompositionsstudien bei dem ebenfalls in Berlin lehrenden Schweizer Paul Juon hinzu. Es entstanden Bühnenmusiken für eine vom Maler und Regisseur Hans Holtdorf geleitete Wanderbühne, und 1927 erlebte der erst 25jährige Komponist Chemin-Petit mit der Kammeroper „Der gefangene Vogel“, die bereits in ihrem Entstehungsjahr zur Uraufführung kam und anschließend im Rahmen einer ausgedehnten Tournee etwa 90 mal gespielt wurde, einen Durchbruch, der ihn selbst überraschte: „Dass dieser Versuch einmal in der Öffentlichkeit Beachtung und Anerkennung finden würde, und mir schließlich die Berufung als Theorielehrer an die Staatliche Hochschule für Musikerziehung einbrachte, (…) hätte ich nicht zu denken gewagt. Alles war so absichtslos auf einen lockeren Ton gestimmt, dass vielleicht gerade darin im Gegensatz zur damaligen Sucht nach dem ‚Neuen um jeden Preis’ der Grund zum Erfolg zu suchen ist.“[2]

Jahrzehnte später sieht der Musikwissenschaftler Gottfried Eberle im Rückblick auf das gesamte kompositorische Schaffen Chemin-Petits hier ein schon früh erkennbares Prinzip: „Er war nie ein Komponist, der auf den Wellen der Mode mitschwamm und sich von ihnen zu rauschenden Erfolgen emportragen ließ, er war kein Komponist, der […] schrieb, wie es der herrschende Trend gerade forderte. Er gab nie den Anschluss an die Tradition auf und nahm dabei in Kauf, dass er quer zu seiner Zeit stand. Er pflegte Formen, die die Moden überdauert haben, ihm lag an Stoffen und Gestalten, die von überzeitlicher Aussagekraft sind.“[3]

Thumbnail imageEinen dieser zeitlos gültigen Stoffe verarbeitete Chemin-Petit in seinem zweiteiligen Drama „Kassandra“ nach Texten von Aischylos, für Soli, Chor und Orchester. Dessen zuerst entstandener zweiter Teil wurde am 16. Oktober 1977 unter der Leitung des Komponisten in der Berliner Philharmonie durch den Philharmonischen Chor und das Philharmonische Orchester Berlin konzertant uraufgeführt. Hans Heinz Stuckenschmidt – als Musikkritiker eine Institution – schreibt darüber: „Chemin-Petit hat die große Szene mit seinem oft bewährten Können als Meister des Chor- und Orchestersatzes komponiert.“[4]

Die Geschichten der griechischen Mythologie – vor allem die Orestie des Aischylos – haben Chemin-Petit von jeher interessiert. Eine besondere Faszination übte dabei die Prophetin Kassandra auf ihn aus. Während sie in der griechischen Literatur eher eine Nebenfigur ist, wird die Künderin unbequemer Wahrheiten bei ihm zur Titelfigur.

Anlässlich des als Ehrung für Chemin-Petit zu seinem 80. Geburtstag gedacht gewesenen Festkonzertes im Mai 1982, in dem die vollständige „Kassandra“ unter der Leitung von Carl Gorvin zur Aufführung kam, und das deren Schöpfer leider nicht mehr miterleben konnte, denkt Gottfried Eberle in seinen einführenden Worten zum Programm darüber nach, warum dieser Stoff für Chemin-Petit so wichtig gewesen sein mag: „Der Schlüssel zur Beantwortung dieser Frage liegt vielleicht schon in den ersten Worten des Chors, der als wesentlicher Handlungsträger (…) das Stück eröffnet: ‚Zu sehen, zu wissen, zu künden und nicht gehört zu werden, das macht ein Leben zu sinnloser Qual und unbegreifbarem Opfer’. Nicht ausgeschlossen, dass Chemin-Petit, als Komponist ein ‚Unzeitgemäßer’, der seinem traditionsverbundenen Stil ungeachtet aller Moden treu blieb, manchmal das Gefühl hatte, mit seiner musikalischen Botschaft ‚nicht gehört zu werden’, dass er sich in der Figur der Kassandra teilweise wiederfand. Doch hat die Wahl dieses Stoffes fraglos auch überpersönliche Motive: Eine Welt, die nicht hört auf die Stimmen derer, die vor dem Unheil warnen, ja, die ihre Propheten mundtot macht – das ist ein höchst aktuelles Thema.“[5]

Zwischen dem ersten großen Kompositionserfolg in jungen Jahren und der „Kassandra“, die Chemin-Petit als einen Höhepunkt in seinem künstlerischen Wirken betrachtete, liegen Jahrzehnte intensiven Schaffens auf allen Gebieten, in denen er sich als universaler Künstler einen Namen gemacht hatte. An die lehrende Musikerpersönlichkeit erinnert sich eine seiner Studentinnen im Fach Tonsatz mit den bezeichnenden Worten: „Wenn wir Hochschule sagten, meinten wir eigentlich immer Chemin-Petit“. Dass er sich außerdem mehr und mehr zum Dirigenten entwickelt hatte, führt Chemin-Petit auf eine Begegnung mit Wilhelm Furtwängler zurück: „Diesem großen Musiker verdanke ich, dass ich auf die dirigentische Laufbahn geriet; er hat mich, nach dem Eindruck meines ersten Konzertes mit dem Berliner Philharmonischen Orchester, weitgehend gefördert. Ohne seine ‚Entdeckung des Dirigenten Chemin-Petit’ wäre ich zweifellos nur Dozent an der Hochschule geblieben und hätte sicher auch nie die Leitung des Philharmonischen Chores Berlin oder die Direktion von Sinfonie-Konzerten übernommen.“[6]

Thumbnail imageTrotz der vielfältigen Aufgaben als Hochschullehrer und als Interpret blieben seine Kompositionen für Chemin-Petit bis zum Lebensende ein unverzichtbarer Bestandteil seines künstlerischen Wirkens. Auch unter größter Arbeitsbelastung gelang es ihm, sich die Freiräume zu schaffen, in denen das umfangreiche Kompositionswerk, das er hinterließ, entstehen konnte. In einem privaten Brief aus den sechziger Jahren blickt er auf seine bisherige Entwicklung als Komponist zurück: „Von der Bühnenmusik zur ‚Komödie der Irrungen’, über das Streichquartett und den ‚Gefangenen Vogel’ […], über Motetten, Solokantaten, […] die Sinfonien, u.a. ist es bis zur Oper (i.e. König Nicolo) und dem Psalmentriptychon ein weiter Weg. […] Ich blieb auf dem Boden der Tonalität und versuchte hier, die ganze Problematik unserer Jahre mit dem Erleben schwerster Katastrophen für meine gewiss nicht überschätzten Musikmöglichkeiten zugänglich zu machen. Dass dabei der – wenn man will ‚ausweglos tragische’ – ‚Nicolo’ […] zu einem Inferno schreiender Dissonanzen wurde, ist für mich bekenntnishaft zwingend und - man möge es mir nachsehen! – die Zeit glückhaften Dur-Epigonentums ist vorüber.“[7]

Zu den Bühnen- und Orchesterwerken kamen im Laufe der Jahre auch viele geistliche Kompositionen hinzu. Der erste und zweite Teil des von Chemin-Petit erwähnten Psalmentriptychons entstand 1954 und 1953. Zum „Triptychon“ wurde es erst 1962, als der 98. Psalm, den Chemin-Petit für eine seiner „besten Arbeiten hielt“,[8] zum 90. und 150. Psalm hinzukam. Die Uraufführung durch den Philharmonischen Chor und das Philharmonische Orchester Berlin, die am 6. Oktober 1962 im Rahmen der Berliner Festwochen im Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks stattfand, wurde live im SFB übertragen.

Fünf Jahre nach dieser viel beachteten Aufführung stellt Chemin-Petit mit der „Symphonischen Kantate“ eine seiner erfolgreichsten Kompositionen vor. Sie beginnt mit den Worten aus dem Prediger Salomonis: „Ein jegliches Ding hat seine Zeit und alles unter dem Himmel hat seine Stunde.“ Ihre Uraufführung erlebt sie im November 1967 in Ulm. Es existieren insgesamt drei Rundfunkaufnahmen von der Kantate: NDR, SFB und Radio Zürich haben sie aufgezeichnet,[9] und sie wird seitdem immer wieder aufgeführt. Gleiches gilt für die geistliche Komposition „Introitus und Hymnus“, die am 25. Januar 1970 im Konzertsaal der Hochschule für Musik Berlin durch den Philharmonischen Chor, den Staats- und Domchor und Mitglieder des Symphonischen Orchesters Berlin unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt wurde. Im Berliner Tagesspiegel heißt es dazu: „Der Ton des Werks ist in der Tat hymnisch, die harmonische Basis tonal fest verankert, die Deklamation des Textes wie einige Melodiemodelle neoklassizistischen Vorbildern nachempfunden. Überraschend dennoch das Ineinander von konzertanten Orgelpartien, interessant und fein ziseliert, und von Tuttiblöcken der Bläser, überraschend die Eleganz, mit der Chemin-Petit sich des Textes bemächtigt und ihn zu einem intensiv geformten Ganzen ausarbeitet. Die Komposition wurde ungewöhnlich beifällig aufgenommen.“[10]

Um ein Auftragswerk handelt es sich bei der „Kantate für die Schule für 8stimmigen gemischten Chor und 3stimmigen Favoritchor, Orchester und Orgel“, die den Titel „Pro musica nach Andreas Gryphius u.a.“ trägt. Am 8. November 1971 führt Chemin-Petit sie im Konzertsaal der Hochschule für Musik mit acht Schulchören und dem verstärkten Schüler- und Lehrerorchester Wilmersdorf im Rahmen der „18. Musischen Wochen der Schulen Berlin“ erstmals auf. Er hat dieser Kantate das von ihm schon früher einmal verwendete Sonett von Gryphius „Die Herrlichkeit der Erden muss Rauch und Asche werden“ zugrunde gelegt und es erweitert. Ein Sprecher schlägt einen Bogen von dem im Gedicht dargestellten Elend des Dreißigjährigen Krieges zu unserer jüngsten Vergangenheit und Gegenwart: „Es ist nicht lange her, dass in unserer Zeit Menschen hier im Lande und anderswo hungerten und dass Häuser und Gehöfte auch jetzt noch brennen und Elend über Elend für alles Lebende verhängt ist. Sie – die Mächtigen – haben immer Gründe, Gewalt zu üben und mit Gewalt um ihre Rechte – um ihre vermeintlichen Rechte zu kämpfen.“[11] Hier offenbart sich die Aktualität und die Zeitlosigkeit gerade der chorsinfonischen Werke Hans Chemin-Petits besonders deutlich.

Alexander Spoerl, ein musikalischer Laie, aber ein Profi der Sprachkunst, hat Chemin-Petits Kompositionen treffend in die Musikgeschichte eingeordnet: „Ich liebe nicht nur Bach und die Barocken, ich versuche mich in die Modernen hineinzuhören, wenngleich die ganz Modernen zwar eine starke seelische Spannung erzeugen, nie aber ganz glücklich machen. Und dazwischen schwebt Chemin-Petit: modern, aber in klassischer Anlehnung, schließlich uralten Gesetzen folgend, vor allem – verständlich! Nicht künstlich spannend, sondern erlösend.“[12]

Barbara Fischer
17.06.2022

Weiterführende Informationen und Literatur:

Witte, Andrea (geb. Chemin-Petit) und Helene Chemin-Petit, (Hg.), Hans Chemin-Petit, Werkverzeichnis, Berlin 1987.

Fischer, Barbara, Hans Chemin-Petit. Ein Künstler im Spannungsfeld der Politik, Köln 2017.

http://cheminpetit.de

[1]. Klappentext zu: Barbara Fischer, Hans Chemin-Petit. Ein Künstler im Spannungsfeld der Politik, Köln 2017.

[2] Nr. 361 AAdK, Hans Chemin-Petit, „Lebensskizze“, August 1944.

[3] Gottfried Eberle, Einführungsvortrag zu „Kassandra“ von Hans Chemin-Petit am 16. Mai 1982, Kopie des maschinenschriftlichen Manuskripts, Privatbesitz Andrea Witte.

[4] Nr. 968 AAdK, Philharmonischer Chor 1977, Hans Heinz Stuckenschmidt, „Novitäten in Berliner Konzertsälen“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. November 1977.

[5] Gottfried Eberle, „Chemin-Petit und Kassandra“, in: „100 Jahre Philharmonischer Chor Berlin“, Programmheft zum Festkonzert aus Anlass des 80. Geburtstages von Hans Chemin-Petit, vom 22. Mai 1982, Privatbesitz Barbara Fischer.

[6] Höcker 1977, S. 14ff.

[7] Hans Chemin-Petit, handschriftlicher Briefentwurf, Oktober 1963. Privatbesitz Andrea Witte.

[8] Nr. 698 AAdK, Korrespondenz mit Theatern, Hans Chemin-Petit an Wolfgang Trommer. Brief vom 1. September 1962.

[9] Hans Chemin-Petit, Tagebuchaufzeichnungen 1963-1970, Eintrag vom 2. Juni 1966.

[10] Wolfgang G. Burde, „Majestätische Klänge“, in: Der Tagesspiegel vom 27. Januar 1970.

[11] Text abgedruckt im Programmheft zur Veranstaltung am 8. November 1971, Privatbesitz.

[12] Nr. 647, AAdK, Alexander Spoerl an Hans Chemin-Petit, Brief vom 08.01.1962.

 

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