Hartmut Lutschewitz: Chorgesang in Deutschland |
Die neue Lust zu singenIn „Chorgesang in Deutschland. Die neue Lust zu singen. 200 Jahre deutscher Chorgesang – seine historische Entwicklung und aktuelle Lage“ gibt Hartmut Lutschewitz dem Leser einen Rundgang zur Geschichte der Chorgesangvereine vom 18. Jahrhundert bis hin zur Gegenwart an die Hand. Darüber hinaus liegt der Schwerpunkt des Buches, das nach 2012 nun bereits in 2. Auflage erschien, einen differenzierten Überblick über die Entwicklungen der letzten Jahre auf der Suche nach Erklärungen für den Rückgang von traditionellen Männerchören einerseits und ein allgemeines Aufleben des Chorgesangs andererseits. Gegliedert wird das gut überschaubare Werk in vier Kapitel, in welchen zunächst der Chorgesang im 19. und 20. Jahrhundert beschrieben wird mit einem anschließenden Fokus auf die Krise und den Aufbruch im Chorgesang des noch jungen 21. Jahrhunderts. Abschließend fasst Lutschewitz noch einmal die wichtigsten Faktoren für die Entwicklungen im deutschen Chorgesang zusammen und gibt einen Ausblick, was sich bewegen muss, damit die Chorlandschaft weiterhin floriert. „Nach dem Boom ist vor der Krise, so war es schon immer im deutschen Chorgesang gewesen“. Getreu diesem Leitspruch gelingt es Lutschewitz, dem Leser in wenigen Seiten die geballte Ladung 200 Jahre deutscher Chorgeschichte nahe zu bringen. Diese Komprimierung gelingt einerseits durch die Beschränkung auf die Chorgesangvereine, andererseits durch die Reduktion auf flächenübergreifende Entwicklungen und enge Verzahnung mit politischen und gesellschaftshistorischen Ereignissen und Bewegungen. Dies geschieht jedoch nicht im Stile eines zähen Geschichtsbuchs. Durch seine junge und dennoch sachliche Sprache, mit dem ein oder anderen Anglizismus ist Lutschewitz nah am Rezipienten und versetzt ihn schnell in einen Lesefluss. Der chronologische Aufbau und regelmäßige, kurze Zusammenfassungen und Rückblicke schaffen eine starke Kohärenz und helfen, neu Erfahrenes schnell in den historischen Kontext einzubetten. Unterstützend dabei fungieren auch die gelegentlichen Illustrationen. Häufig werden Zitate bekannter Gesichter der Chorszene mit in den Text eingewoben. Das belebt und fundiert ihn auf der einen Seite, stört jedoch an manchen, überladenen Stellen den Lesefluss. Insgesamt lässt sich festhalten, dass es Hartmut Lutschewitz mit diesem Überblick des Chorgesanges in Deutschland gelungen ist, in sehr komprimierten und konzentrierten Form mit einem stets logischen und klaren Aufbau eine Nische zu bedienen, die sowohl für den fachkundigen als auch interessierten Leser leicht zugänglich ist. Durch das Aufzeigen vieler prägender Faktoren ganz unterschiedlicher Bereiche wird man neugierig, sich weiter und vertiefender mit deutschen Chorszene und gesellschaftlichen Entwicklungen im Allgemeinen auseinanderzusetzen. So schafft es ein kleines, unscheinbares Buch, das sich gut an einem freien Nachmittag lesen lässt, viele Türen aufzutun, durch die der interessierte Leser gehen kann. Informationen: Salome Martin
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