Marburger Bachchor

Ursprünglich waren es Studenten, die 1966 den Chor gründeten, um anspruchsvollere Chorliteratur für sich und für ihr Marburger Konzertpublikum zu erarbeiten. Mittlerweile sind aus diesen Studenten Rentner geworden und eine zweite Sänger-Generation ist heran gewachsen. Auch der Wirkungskreis hat sich sehr schnell über Marburg hinaus vergrößert. Konzertreisen, die Mitwirkung bei Festivals, internationalen Kulturprojekten und Rundfunkaufnahmen, sowie die Einspielung von Schallplatten und CDs machten den Marburger Bachchor bereits in den ersten Jahren zu einer angesehenen Größe in der deutschen Chorlandschaft.

Der Name des Chores steht dabei keineswegs für die Fixierung auf einen bestimmten Komponisten. Er beinhaltet vielmehr die Verpflichtung zur Aufführung von qualitativ hochwertiger Musik quer durch fast alle Epochen und Genres. Eine besondere Spezialität sind dabei seit vielen Jahren die mit viel Liebe zum Detail zusammengestellten Themenprogramme mit sensibel ausgesuchten a-cappella Werken. Darüber hinaus ist ein Markenzeichen, selten oder noch gar nicht aufgeführte Werke ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. So spielte der Marburger Bachchor beispielsweise bei der Wiederentdeckung von Jan-Dismas Zelenkas Chorwerken eine ganz wesentliche Rolle. Und schließlich dürfen die Aufführungen großer oratorischer Werke nicht im Probenplan des Chores fehlen. Historische Instrumente und eine möglichst authetische Aufführungspraxis gehören dabei mit zum Profil des Ensembles.

Heute bildet der Chor ein gesundes Gemisch aus erfahrenen und aus jungen Sängerinnen und Sängern. Obwohl sie beruflich in ganz unterschiedlichen Bereichen zu Hause sind, ist ihr Bestreben, auch als Laien, professionell Musik zu machen. Da steht z.B. der Student neben der Rechtsanwältin und der Arzt zwischen Lehrerin und Pfarrer. Viele kommen aus Marburg, aber manch einer ist auch bereit, eine lange Autofahrt in Kauf zu nehmen, um im Marburger Bachchor mitsingen zu können. Dieses bunte Gemisch und die hohe Motivation, bzw. der hohe Anspuch an die eigene musikalische Leistung, ermöglichen eine werkgerechte Umsetzung der unterschiedlichsten Art von Chorliteratur.

Der Marburger Bachchor ist an keinerlei Institution gebunden und finanziert sich weitgehend über Konzerteinnahmen, Mitgliedsbeiträge und Spenden. Er ist also auch nicht kirchlich gebunden und es treffen somit ganz unterschiedliche religiöse Überzeugungen in ihm aufeinander. Dennoch spielen neben weltlichen Chorwerken gerade die geistlichen Kompositionen in der Programmgestaltung des Ensembles eine sehr große Rolle. In künstlerischer Hinsicht wird dabei neben musikwissenschaftlichen Erkenntnissen immer wieder auch der Bezug zum tieferen Textgehalt und zum historisch-kulturellen Kontext gesucht.