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Carl Loewe: Hiob
Autor: Dr. Bernhard Anders, Wortanzahl: 1.481 Lizenzgebühr für Chöre, die nicht Mitglied im VDKC sind: 35,25 € inkl. MwSt. Verbindliche Nutzungshinweise 1. Die Nutzung des Textes für Programmhefte ist für Mitgliedschöre des VDKC, die selbst an der Aufführung des Werkes beteiligt sind, unter Angabe der Quelle (Autor und Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verbandes Deutscher KonzertChöre.), kostenfrei. Kopieren ab hier >>> Einführung
Johann Carl Gottfried Loewe wurde am 30. November 1796 (zwei Monate vor Franz Schubert) als zwölftes Kind des Kantors und Organisten Andreas Loewe in Löbejün geboren. Er wurde zunächst zu Hause von seinem Vater unterrichtet und lernte dann zwei Jahre in Köthen. Von dort ging er an das Gymnasium der Franckeschen Stiftungen in Halle. An der dortigen Universität studierte er schließlich auch Theologie und Musik, u. a. bei Daniel Gottlob Türk. Hier lernte er sein musikalisches handwerkliches Rüstzeug kennen, das der mitteldeutschen Kantorentradition entsprang. Die Begegnung mit J. F. Reichardt in Giebichenstein weckte in ihm das Interesse an der Komposition von Balladen, der er sich erfolgreich widmete. Noch heute sind seine diesbezüglichen Schöpfungen weitaus bekannter als seine anderen Werke. Schon 1817, also mit 21 Jahren, trat Loewe mit ersten Balladenkompositionen an die Öffentlichkeit, darunter ein solch bedeutendes Werk wie Goethes "Erlkönig". Nach einer Prüfung durch Carl Friedrich Zelter in Berlin wurde Loewe 1821 Organist an der Jacobi-Kirche in Stettin und Lehrer am dortigen Gymnasium sowie städtischer Musikdirektor (1821 - 1866). Zuvor hatte er Carl Maria von Weber in Dresden und Goethe in Jena kennengelernt. Als Interpret seiner Balladen, die er als Pianist und Sänger in Personalunion vollendet vortrug, führten ihn Konzertreisen durch viele Städte Deutschlands, nach Frankreich und Norwegen, wo er ebenso begeisterte wie in Wien und London. Ein Schlaganfall zwang ihn 1866 zur Aufgabe seiner Ämter. Er übersiedelte nach Kiel, wo er 1869 starb. Zu Loewes unvergessenem musikalischen Lebenswerk gehören neben den in 17 Bänden vorliegenden rund 400 Liedern und Balladenkompositionen (u. a. nach Dichtungen von Goethe, Schiller, Fontane, Rückert und Uhland) auch seine romantischen Oratorien, Opern, Kantaten, Klavier- und Instrumentalwerke, die leider weniger bekannt sind. Das musikgeschichtliche Umfeld des „Hiob" von 1848 soll nicht unbeleuchtet bleiben. Felix Mendelssohn-Bartholdy, Schöpfer von „Elias" und „Paulus", war bereits 1847 verstorben, nach der Premiere von Wagners „Rienzi" 1842 in Dresden folgte 1843 ebenda die Uraufführung von „Der Fliegende Holländer". Meyerbeer, Berlioz, Liszt waren weitere Protagonisten dieser Zeit und trieben die Entwicklung des musikalischen Stils voran. Carl Loewe erscheint in diesem Kontext als der konservative Komponist. Oft wird sein Stil als „biedermeierlich" beurteilt, womit unausgesprochen eine belächelnde Abwertung verbunden ist. Aber Loewe ist mit seinem „Hiob" ein geschlossenes, in sich stimmiges Werk gelungen, das eine Fülle verschiedenster Stimmungen vorstellt. Die Spannweite reicht vom schlichten, fast volksliedhaften Ton (3b) bis zu großen meyerbeerschen Opernszenen (17a). Lyrische Innigkeit findet sich ebenso wie die dramatische Geste. Geschickt werden dem Chor, teils handelnd, teils kommentierend, seine Aufgaben zugewiesen. Dabei ist Loewes melodische Erfindung immer sangbar und am Text orientiert. Die absolut sichere Beherrschung der harmonischen und kontrapunktischen Künste lassen Loewe hierbei durchaus über „Schlichtes" hinausgehen; dabei erscheinen Modulationen und enharmonische Verwechslungen niemals als „gewollt" oder abrupt, sondern entwickeln sich in logischer Konsequenz aus dem musikalischen Geschehen. Außer Zweifel steht, dass barocke Vorbilder Loewe geprägt haben (4d, 12c, 17b), doch bleibt er dabei nicht stehen, sondern entwickelt erstaunliche weiter gehende Fähigkeiten. Dies gilt schon für den Eingangschor, namentlich aber für die gewaltige Doppelfuge des Schlusschores, in der ihm immer wieder neue rhythmische und melodische Varianten zu Gebote stehen. Die ausgesprochen sinfonische Schlussapotheose erscheint dann als die zwingende Konsequenz aus dem Vorhergehenden. Die Aufgabe für den Librettisten (Wilhelm Telschow) bestand darin, das umfangreiche alttestamentliche Hiob-Buch, das durch die Diskussion der drei Freunde des Hiob mit ihm selbst gekennzeichnet ist, in eine übersichtliche und sich auf die Hauptaussagen konzentrierende Form zu bringen. Der umfangreiche Disput der Freunde mit Hiob, der sich in mehreren Reden und Gegenreden (in der Regel jeweils drei) vollzieht, wird dabei von Telschow jeweils zu einem „Auftritt" zusammengefasst. So gelingt ihm eine Verdichtung des Stoffes. Der Hauptpunkt der Diskussion dreht sich um das Nachdenken darüber, warum ein Mensch, der doch fromm und gerecht vor Gott lebt, trotzdem leiden muss – eine ungeklärte Frage bis heute. Dabei gilt es zu wissen, dass der alttestamentliche Mensch über sein irdisches Leben hinaus keine Perspektive der Auferstehung hatte („... es wird auferstehen ein geistlicher Leib ..."). Wohlergehen auf Erden war Ausdruck eines gottgefälligen Lebenswandels, Unglück und Leiden dagegen Anzeichen eines „bösen" irdischen Daseins. Die Freunde sind fest verwurzelt in diesem alttestamentlichen Denken, auch Hiob, der ja letztendlich weiß, dass er vor Gott gerecht gewandelt, kann sich dem nicht entziehen und fragt seinen Gott nach dem „Warum". Nun greift Gott selbst ein und beantwortet zwar nicht Hiobs Fragen, demonstriert mit seinen Gegenfragen aber seine Größe und Macht, die auch Hiobs Denken übersteigt. Damit gibt sich Hiob schließlich zufrieden. Entscheidend für die gesamte Dramatik der Entwicklung des Stoffes ist ein Aspekt, der noch nicht angesprochen wurde: Sowohl Hiob als auch die Freunde wissen nichts über die Voraussetzungen für das Leiden Hiobs, den Handel zwischen Gott und Satan, der ihnen auch bis zum Schluss verborgen bleiben wird. Es ist müßig, nach dem Grund für Gottes Handeln zu fragen: War es die Überprüfung der tatsächlichen Treue Hiobs oder wollte er Satan dessen Ohnmacht beweisen? Diese Frage bleibt im alttestamentlichen Buch wie auch bei Telschow offen. Handlung Zur Entstehung der hier erstmalig genutzten Chorpartitur Dr. Bernhard Anders, Freiburger Oratorienchor e.V. Quellen: Einführung zur Bad Dürkheimer HIOB-Aufführung 2004; Internationale Carl-Loewe-Gesellschaft e.V., Löbejün. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verbandes Deutscher KonzertChöre.
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