Kammerchor ad libitum Dresden mit Haydns Theresienmesse in Breslau Drucken

Dresden & Breslau – Partnerstädte in der Musik vereint

Thumbnail imageAm 22. September 2018 erlebten die Mitglieder des „Kammerchor ad libitum Dresden“ unter Leitung von Karsten Sprenger einen besonderen musikalischen Höhepunkt. Gemeinsam mit dem Bell-Art-Ensemble, bestehend aus Musikstudenten der Breslauer Musikakademie und Gesangssolisten aus Dresden (Viktoria Wilson, Sopran; Kerstin Döring, Alt; Samir Bouadjadja, Tenor und Jörg Hempel, Bass) wurden in der barocken Kirche der Göttlichen Vorsehung (ehemals Hofkirche) zwei glanzvolle Werke einem interessierten und andächtig lauschenden Publikum zu Gehör gebracht: das „Gloria“ von Antonio Vivaldi und Joseph Haydns „Maria-Theresien-Messe“

Die Intention hierbei war, den Gedanken des gemeinsamen Hauses Europa mit Leben zu füllen. Gerade Joseph Haydn lebte und wirkte als wahrer Europäer in Österreich, Böhmen, Ungarn, England und Deutschland. Er stand über alle Konfessions- und Nationalitätsschranken hinweg im Austausch mit den Künstlern seiner Zeit. Die Auswahl seines Werkes, der „Maria-Theresien-Messe“ ist also kein Zufall.

Gewidmet ist das Stück Kaiserin Maria Theresia, welche als aufgeklärte Monarchin vermochte, durch kluge Reformen von Staat, Justiz, Bildung und Wirtschaft ihr Vielvölkerreich, zu dem Österreich, Ungarn, Kroatien, Böhmen und bis zu den Schlesischen Kriegen auch Schlesien gehörte, zu einen. Damit kann sie – in den Schranken des damaligen politischen Denkens – als eine Visionärin der europäischen Einigung angesehen werden. Ihr multikulturelles Reich erwies sich als erstaunlich stabil und wurde erst im 19. Jahrhundert durch die neue europäische Geschichte, der Gründung von Nationalstaaten in Frage gestellt.

Insofern soll die Aufführung der „Maria-Theresien-Messe“ auch eine Erinnerung Schlesiens an eine bessere, weiter zurückliegende Zeit erinnern, bevor diese Region durch die preußische Besetzung geprägt wurde, infolge dessen Breslau schlussendlich 1945 in seinen Untergang während der sinnlosen Verteidigung der zur Festung erklärten Stadt riss.

Im Siebenjährigen Krieg stand Sachsen auf der Seite des von Maria Theresia regierten Österreich. Zwei Länder, die Kunst und Kultur in besonderem Maße förderten, wehrten sich vergeblich gegen die Aggression durch das militante Preußen. Ähnlich wie Breslau erging es Dresden. Die erste verheerende Zerstörung der Stadt im Jahre 1760 durch preußische Granaten war eine Tragödie, die heute aus dem öffentlichen Gedenken gänzlich verschwunden ist. Die zweite Zerstörung im Jahre 1945 steht als ewige Mahnung.

Die Aufführung der „Maria-Theresien-Messe“ in Breslau sollte die dargestellte besondere Verbundenheit Sachsens, Schlesiens und Österreichs im Geiste einer christlichen, übernationalen und somit wahrhaft europäischen Kultur in der Gestalt von Haydns Musik erinnern und im Heute neu erstehen lassen.

Das Projekt wurde mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes mitfinanziert und in besonderer Weise durch das Verbindungsbüro Breslau beim Freistaat Sachsen unterstützt.

Alexander Herklotz, Bernhard Luger, Kammerchor ad libitum Dresden
28.09.2018