Berliner Singakademie: Konzert zum 100. Geburtstag Lettlands Drucken

Uraufführung des lettischen Komponisten Jekabs Jancecvskis im Konzerthaus Berlin

Thumbnail imageAm 18. November 2018 feierte die Republik Lettland den 100. Jahrestag ihrer Staatsgründung. Die Neuordnung Europas nach dem verheerenden 1. Weltkrieg ließ eben auch neue Staaten auf dem Baltikum entstehen. Dass in Riga intensiv gefeiert wurde, war klar. Aber auch in Berlin? Die lettische Botschaft in der Hauptstadt und die Berliner Singakademie waren sich schnell einig: Das sollte man musikalisch tun.

Das Ganze hat eine Vorgeschichte: Die Singakademie war im November des vorigen Jahres einer Einladung der lettischen Regierung gefolgt, um in Riga zum Ende des Reformationsjahres mit dem Kammerchor „Ave sol“ Mendelssohns „Paulus“ aufzuführen.

Daraus entwickelte sich das Projekt eines Gegenbesuchs des lettischen Chores in Berlin. Hinzu kam, dass die Regierung in Riga zu ihrem Jubiläum eine Reihe von Kompositionsaufträgen an lettische Komponisten vergab. Es lag also nahe, eines der komponierten Werke in Berlin aufzuführen. So entstand unter dem Titel Flügel, Größe und Kraft ein 25minütiges Werk für gemischten 8stimmigen Chor, drei achtstimmige Gesangensembles und großes Orchester des jungen lettischen Komponisten Jekabs Jancevskis. Textgrundlage waren Gedichttexte des in Tilsit geborenen Johannes Bobrowski und den lettischen Lyrikern Knuts Skujenieks und Vizma Belsevica.

Zarteste Klänge und gewaltige musikalische Ausbrüche – alleine sechs Schlagzeuger neben der Pauke wurden benötigt – wechselten sich ab. Musikalischer Partner war das Konzerthausorchester Berlin. An alle Beteiligten wurden hohe musikalische Anforderungen gestellt. Geleitet wurde die Uraufführung von Andris Veismanis, einem bekannten lettischen Dirigenten.

Für den jungen Komponisten war die Uraufführung ein großer Erfolg. Auch die zahlreichen Mitglieder der lettischen Community in Berlin hatte so eine gute Gelegenheit, die Gründung ihres Staates vor 100 Jahren zu feiern.

Um den Abend komplett zu machen, sangen beide Chöre im zweiten Teil die wunderbaren Lyrik-Vertonungen Goethes, Schillers und Hölderlins, die Alt-Rhapsodie, Nänie, und das Schicksalslied von Johannes Brahms unter der Leitung des Direktors der Berliner Singakademie, Achim Zimmermann. Das vom Publikum gefeierte Konzert hatte das geheimnisvolle Motto Gefürcht und Götterwelten.

Nikolaus Sander, Berliner Singakademie
21.12.2018