Sing-Akademie zu Berlin erhält Porträt von Wilhelm Friedrich Ernst Bach zurück Drucken

Übergabe an das Bach-Archiv Leipzig am 6.12.2015 im Bach-Museum

Thumbnail imageEin verschollen geglaubtes Porträt von Wilhelm Friedrich Ernst Bach (1759–1845), einem Enkel Johann Sebastian Bachs, ist im Rahmen einer Feierstunde am 6. Dezember 2015 im Bach-Archiv Leipzig der Sing-Akademie zu Berlin rückübereignet worden. Der Entdecker des Bildes Dr. Richard Bauer überreichte das Bild an den Vorstand der Sing-Akademie, welcher das Porträt als Dauerleihgabe dem Bach-Archiv Leipzig übergab. Der Komponist und Musiklehrer W. F. E. Bach  wohnte im Jahr 1843 hochbetagt der Einweihung des von Felix Mendelssohn Bartholdy gestifteten Bach-Denkmals in Leipzig bei. Im Jahr 2012 war das im Umfeld der Denkmalseinweihung entstandene und seit 75 Jahren verschollene Porträt im Münchner Kunsthandel aufgetaucht. Es wird in der Schatzkammer des Bach-Museums Leipzig seine neue Heimat finden.

Das Porträt Wilhelm Friedrich Ernst Bachs befand sich anfänglich im Besitz der Familie Bach selbst und gelangte nach dem Tod von Wilhelm Friedrich Ernsts Tochter Caroline im Jahr 1871 in den Bestand der Sing-Akademie zu Berlin. Diese wurde 1791 als Gesellschaft freier Bürger und »Kunstverein für die heilige Musik« gegründet und gilt als ältester gemischter Chor der Welt: erstmals in der Geschichte der Musik trafen sich Männer und Frauen jeglicher Konfession, um gemeinsam alte und neue Kompositionen für mehrere Stimmen zu singen.

Die Pflege des Bachschen Erbes spielte in der Sing-Akademie ab dem frühen 19. Jahrhundert eine besondere Rolle. Am 11. März 1829 fand unter Leitung des 20-jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy die erste Aufführung der Matthäus-Passion nach dem Tode des Komponisten durch die Sing-Akademie statt. Dieses Konzert gilt als Geburtsstunde der Bach-Renaissance im 19. Jahrhundert. Es überrascht daher nicht, dass eine gemeinsame Übergabe des W. F. E. Bach-Bildnisses und eines heute verschollenen Abgusses eben jenes Leipziger Bach-Denkmals von 1843 aus dem Nachlass Carolines an die Sing-Akademie erfolgte. Der damalige Direktor der Sing-Akademie August Eduard Grell (1800-1886) war es auch, der auf der Rückseite des Bildes Angaben zur Biografie des Abgebildeten, zur Leipziger Denkmals-Weihe und zur Provenienz des Bildes vermerkte.

Im Jahr 1919 beauftragte der spätere Direktor der Sing-Akademie Georg Alfred Schumann (1866-1952) eine Kopie des Bildes für das von ihm geförderte Bach-Museum in Eisenach. Danach verloren sich die Spuren des Porträts, bevor es im März 2012 im Münchner Kunsthandel wieder auftauchte. Am 6. Dezember 2015 wurde das Bildnis von seinem Entdecker, dem vormaligen Leiter des Münchner Stadtarchivs Dr. Richard Bauer, im Rahmen einer Feierstunde im Bach-Archiv Leipzig der Sing-Akademie zu Berlin rückübereignet.

Thumbnail imageDer Vorstand der Sing-Akademie, der die Übergabe des Bildes als Dauerleihgabe an das Bach-Museum Leipzig verfügte, übergab das Porträt sogleich an Prof. Dr. Peter Wollny, Direktor des Bach-Archivs Leipzig. Das Bild wird ab 2016 in der Schatzkammer des Bach-Museums am Leipziger Thomaskirchhof – unweit des von Felix Mendelssohn Bartholdy gestifteten Bach-Denkmals – eine neue Heimat finden.

Bach-Archiv Leipzig
06.12.2015