Sieben Fragen an Judith Mohr: „… keine Musik ist auch keine Lösung“ Drucken

Vorstellung des Präsidiumsmitglieds im neu gegründeten Bundesmusikverband Chor & Orchester

Thumbnail imageIm Rahmen der Tage der Chor- und Orchestermusik wurde am 29. März 2019 in Gotha als Zusammenschluss der Bundesvereinigung Deutscher Chorverbände (BDC) und der Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände (BDO) der Bundesmusikverband Chor & Orchester als neuer großer Dachverband der Amateurmusik gegründet.

Aus den Reihen des Verbandes Deutscher KonzertChöre wird künftig Judith Mohr das Präsidium des neugegründeten Dachverbandes verstärken.

Wer ist Judith Mohr?
Meine Name ist Judith Mohr und ich bin freiberufliche Chorleiterin. Ich habe zunächst in Köln Schulmusik und Germanistik studiert und mit dem Ersten Staatsexamen abgeschlossen. Außerdem habe ich bei Prof. Marcus Creed Bachelor Chordirigieren studiert sowie später in Stuttgart bei Prof. Denis Rouger meinen Master abgeschlossen.

Mittlerweile leite ich drei Chöre, die auch allesamt Mitgliedschöre des VDKC sind: den Oratorienchor Brühl, den Südwestdeutschen Kammerchor Tübingen und den Kammerchor CONSTANT. Mit letzterem habe ich vor zwei Jahren den Landeschorwettbewerb NRW gewonnen und im vergangenen Jahr beim Deutschen Chorwettbewerb in Freiburg „mit sehr gutem Erfolg teilgenommen“. Die künstlerische Leitung im Oratorienchor Brühl und beim Südwestdeutschen Kammerchor Tübingen habe ich erst zu Beginn dieses Jahres übernommen.

Wie bewerten Sie die Entwicklungen in der aktuellen Chorszene?
Grundsätzlich sehe ich es als absolut erfreulich an, dass sich immer wieder neue Chöre gründen. Das Chorsingen scheint nicht nur immer attraktiver zu werden, sondern auch das Engagement der einzelnen Chöre im gesellschaftspolitischen Bereich wird ausgebaut. Viele Chöre machen es sich immer mehr zur Aufgabe, ein hör- und sichtbares Mitglied der Gesellschaft zu sein und damit auch mit und durch die Musik Einfluss zu nehmen und Stellung zu beziehen.

Gleichzeitig ist zu beobachten, dass viele Chöre auf der Suche nach neuen Mitgliedern, insbesondere Männerstimmen sind. Ein immer höher werdendes Durchschnittsalter bedroht einzelne Chorexistenzen, sodass es auch teilweise zu Auflösungen kommt.

Dennoch habe ich den Eindruck, dass die Chorszene insgesamt eine gute Entwicklung nimmt und den Blick in die Zukunft nicht scheuen muss.

Welchen Einfluss hat die Arbeit großer Chorverbände Ihrer Meinung nach?
Je größer ein Verband ist, desto mehr Mitglieder zählt er und kann nach außen hin eine starke Meinung vertreten. Besonders in der Gründung des neuen Bundesverbandes Chor und Orchester sehe ich die Chance, dass gesellschaftlich wie politisch und musikalisch eine starke Meinung vertreten werden kann. Es bietet sich die einmalige Chance für einen sehr großen Teil der musizierenden Menschen in Deutschland zu sprechen. Ein Verband dieser Größe hat auf politischer Ebene wesentlich größeren Einfluss als kleinere Verbände. Das ist eine Chance aber auch eine Aufgabe.

Wie möchten Sie Ihre Arbeit im Präsidium des Bundesmusikverbandes Chor & Orchester zukünftig gestalten? Welche Ziele haben Sie? Worauf freuen Sie sich in Ihrem neuen Amt?
Ich freue mich ganz besonderes auf einen spannenden Austausch zwischen den einzelnen Präsidiumsmitgliedern, die ja auch aus unterschiedlichen Verbänden im Chor- oder Orchesterbereich kommen. Gemeinsam lassen sich große Veranstaltungen wie die Tage der Chor- und Orchestermusik noch stärker in die Öffentlichkeit tragen, um damit auch größere Aufmerksamkeit zu erlangen. Wichtig ist mir auch, die Gemeinsamkeiten zwischen den Verbänden hervorzuheben, um die Stärke dieses Dachverbandes zu zeigen. Obwohl natürlich jeder Verband eigene Interessen hat, um die eigene Zukunft zu gestalten, haben wir alle dasselbe Ziel: Die musizierenden Laien in Deutschland vertreten!

Ihr (Lebens)Motto? 
Mein Lebensmotto: Es ist ein Privileg, Musik machen zu dürfen. Das versuche ich mir täglich bewusst zu machen. Darin liegt aber auch meine große Freude, die ich in jedes Ensemble tragen möchte: Das gemeinsame Musizieren macht Freude, stärkt einen selbst, einander und die Gesellschaft. Ich kann mir die Gesellschaft nicht ohne Musik vorstellen, denn keine Musik ist auch keine Lösung.

Judith Mohr, VDKC
10.04.2019