Trauer um Professor Hans Gebhard Drucken

VDKC würdigt verdienten Musikenthusiasten

Thumbnail imageDen Verband Deutscher KonzertChöre (VDKC) erreichte die traurige Nachricht, dass der ehemalige Vorsitzende des VDKC-Landesverbandes Nordwest (1989–2012), Vorsitzende des Künstlerischen Beirates und Mitglied des VDKC-Bundesvorstandes (2000–2008) sowie Träger des Georg-Friedrich-Händel-Ringes (1996) am 5. November 2022 im Alter von 93 Jahren verstorben ist.

Der VDKC würdigt Hans Gebhard:

Es war mir eine große Ehre, den bedeutenden Organisten, Chorleiter, Komponisten und Hochschulprofessor Hans Gebhard innerhalb seines Wirkens im Verband Deutscher KonzertChöre VDKC noch persönlich kennenzulernen.

Wir alle haben von seinem immensen Wissen, dem großen Repertoire, vor allem aber von der menschlich jederzeit inspirierenden und integren Art seines Umgangs enorm profitiert. Hans Gebhard war es nicht zuletzt, der das 20. Deutsche Chorfestival des VDKC in Lübeck durch seine Kontakte vor Ort vehement unterstützt hat. Die durch die Corona-Pandemie erzwungene Verlegung von 2021 auf 2023 führt nun dazu, dass er das Ereignis nicht mehr erleben kann. In der Stadt, in der er von 1976 an als Professor für Chorleitung und Orgel tätig war, werden wir des Verstorbenen in besonderer Weise ehrend gedenken.

Prof. Ekkehard Klemm, Präsident des VDKC

Als Professor für Chorleitung und Orgelspiel an der Musikhochschule Lübeck (1977–1995) und Kirchenmusikdirektor an St. Nikolai zu Kiel (1959–1989) prägte Hans Georg Friedrich Gebhard in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts die Chor- und Kirchenmusikszene Schleswig-Holsteins und Hamburgs. Auch nach seinem offiziellen Eintritt in den Ruhestand blieb er musikalisch sehr aktiv und spielte noch bis Dezember 2021 zahlreiche Orgelkonzerte und Vertretungsdienste, besonders in der Hauptkirche St. Petri zu Hamburg, in der am 19. November 2022 die Trauerfeier unter Beteiligung des Hamburger Bachchores unter Leitung von KMD Thomas Dahl stattfand.

Der VDKC-Landesverband Nordwest verliert mit Hans Gebhard einen engagierten und stets für die Musik eintretenden Künstler. Als Vorsitzender führte er den Landesverband durch eine von wichtigen politischen Umbrüchen geprägte Zeit. Wir werden sein Vermächtnis in Ehren halten.

Christoph Schlechter, VDKC-Landesverband Nordwest

Weggefährten von Hans Gebhard erinnern an den Verstorbenen:

Hans Gebhard war bis ins hohe Alter ein gefragter Organist und Improvisator, der mit bewundernswerter geistiger Frische täglich viele Zeit an seinem geliebten Instrument verbrachte. In zahlreichen Konzerten überzeugte er auch noch in den letzten Jahren seine Zuhörer. Als Chorerzieher profitierten Generationen von Sängerinnen und Sängern von seinem Können und überzeugten in zahlreichen Konzerten.

Im Verband Deutscher KonzertChöre (VDKC) gehörte er insbesondere als Mitglied und jahrelanger Vorsitzender des Künstlerischen Beirates zu den prägenden Persönlichkeiten. Seine Mitwirkung bei der Erarbeitung und Herausgabe der umfangreichen „Werkkunde Chorsinfonik“ machte dieses Werk in dieser Form überhaupt erst möglich. Fachlich über allen Zweifel erhaben, menschlich freundlich und zugänglich, brachte er sich in die Diskussion ein und verfasste selbst zahlreiche Kapitel für dieses Standardwerk. Der VDKC ehrte Hans Gebhard 1996 mit dem Georg-Friedrich-Händel-Ring.

Die Deutsche Musikkultur verliert mit Hans Gebhard eine prägende Gestalt – er hinterlässt eine schwer zu schließende Lücke. Wir alle, die wir mit ihm die Ehre hatten zusammenarbeiten zu dürfen und davon besonders profitiert haben, werden ihn nie vergessen und versuchen, in seinem Sinne weiterzuarbeiten.

Reinhold Stiebert, VDKC-Ehrenpräsident

Als sich [gestern] die traurige Nachricht verbreitete, dass der hochverehrte Professor Hans Gebhard gestorben sei, war der Kummer im Kreis der Kollegen aus Vorstand und anderen Gremien groß, denn ein jeder wusste den liebenswerten, freundlichen und stets zugewandten „Orgel-Professor“ aus Hamburg zu schätzen und konnte dankbar berichten von bereichernden Begegnungen. Was der alles wusste und kannte!

Ich habe mich stets auf die anregenden Begegnungen mit Hans Gebhard gefreut bei den verschiedensten Anlässen. Auf eine Facette seiner Persönlichkeit möchte ich dabei hinweisen, die wohl nicht so bekannt ist: Hans Gebhard war auch ein begeisterter Eisenbahn-Freund. Erstmals trafen wir bei einer Veranstaltung des bayrischen VDKC im Oktober 1989 aufeinander im DB-Museum in Nürnberg – am König-Ludwig-Luxuszug. Dabei entstanden denkwürdige Fotos von Hans Gebhard als Benutzer des Salonwagens. Und natürlich haben wir später in Hamburg voller Staunen einen gemeinsamen Rundgang durch die Modelleisenbahn des Miniatur-Wunderlandes gemacht.

In 1997 habe ich Hans Gebhard als Solisten in zwei (glänzend vorgetragenen) Händel-Orgelkonzerten in die Stiftskirche Elten eingeladen, was er immer wieder dankbar in Erinnerung rief, wenn wir uns trafen. Dabei hatte der evangelische Kirchenmusiker es sich nicht nehmen lassen, am Tag zuvor in der katholischen Vorabendmesse die Gemeindelieder zu begleiten und durch einfallsreiche Improvisationen den Gottesdienst zu bereichern. Als wir dann später mit dem Chor der Stiftskirchenkonzerte in Hamburg bei einem Hochamt im „Kleinen Michel“, der katholischen Kirche St. Ansgar, mit Schuberts Messe in G-Dur gastierten, war er natürlich unter den Zuhörern und sparte nicht mit freundlichen Komplimenten.

Thumbnail imageBei unseren Telefonaten anlässlich seines Geburtstages verwies er stets auf seine intakte Gesundheit und berichtete nach wie vor von Einsätzen an den Orgeltasten in Gottesdiensten und Konzerten in den großen Hamburger Kirchen, bis er sich in 2021 einen Beckenbruch zuzog. Doch im Mai dieses Jahres sprach er wieder vom Orgelspielen.

Lange Zeit hob er hervor, dass daheim zu seinen täglichen musikalischen „Fitness-Übungen“ der ausgedehnte erste Satz der großen Triosonate C-Dur für Orgel von Bach gehörte, natürlich auswendig dargeboten. Höchst bewundernswert!

Möge er ruhen in Frieden!

Theo Römer, ehemaliges Mitglied des Künstlerischen Beirates des VDKC

Mit ihm ist einer der Großen des Verbandes von uns gegangen. In meiner Erinnerung war er immer uns Jüngeren in besonderem Maße zugewandt. Echtes Interesse, verbunden mit freundschaftlicher Bescheidenheit und großer Kompetenz, kennzeichneten ihn als Kollegen und Vorbild zugleich. Sein Vertrauen in uns hat uns aufgebaut und in die Pflicht genommen.

Unvergessen ein Vorfall bei den festlichen Chormusiktagen in Schwerin: Nur Stunden vor dem Konzert der 10 Preisträger des PodiumJungerGesangsSolisten fiel der Pianist aus. Hans Gebhard bot an, ohne jede Probemöglichkeit, einzuspringen und rettete die wichtige Vorstellung der Preisträger in grandioser Art und Weise.

Der bescheidene Professor konnte sich maßlos begeistern über die Werke anderer Komponisten, deren Genialität ihm bewusstgeworden war.

Und so werden wir ihn in Erinnerung behalten!

Reinhart Weiß, ehemaliges Mitglied des Künstlerischen Beirates des VDKC

VDKC
22.11.2022