Konzert „Sphärenklänge“ am 01.12.2013: Josquin – Das Projekt mit neuen Klangfarben Drucken

Peter A. Bauer über Perkussion in Alter Musik

Thumbnail imageBereits 24 Konzerte gehören zur jungen Geschichte des Josquin-Projekts des Kammerchor Josquin des Préz Leipzig. Doch wer meint, innerhalb der Reihe sei schon alles einmal dagewesen, kann nach wie vor überraschende Aspekte erleben.

Das XXV. Projektkonzert zum Advent 2013 wird innerhalb der Josquin-Reihe eine neue Facette entfalten: Diesmal werden geistliche Vokalwerke von Josquin des Préz mit improvisatorischen Perkussionsklängen kombiniert. Lassen Sie sich überraschen, wenn am 01.12.2013 in der Thomaskirche Leipzig der Perkussionist Peter A. Bauer Spitzenwerke der Vokalpolyphonie mit den Klängen verschiedener Schlaginstrumente konfrontiert.

Zu Beginn der „Alte-Musik-Bewegung“ noch kaum vorhanden bis vernachlässigt, rückt in den letzten Jahren der Einsatz von Perkussionsinstrumenten in Kompositionen der Renaissance und des Barocks stärker in den Fokus. Über diese Entwicklung sprach Heike Bronn mit Peter A. Bauer:

Herr Bauer, wie kam es überhaupt zum Einsatz von Schlaginstrumenten in der Alten Musik?

Peter A. Bauer: Die Idee, Perkussion einzusetzen, entstand in Verbindung mit Werken der Renaissance und des Frühbarocks – insbesondere Tanzsuiten lassen sich gut mit Schlaginstrumenten begleiten. Jordi Savall hat diese Praxis – ungefähr Anfang der Neunzigerjahre – im Zusammenhang mit spanischen Renaissance- und Barockkomposititionen dann zum „Normalzustand“ gemacht.

Es gibt unter den Musikern aber auch verschiedene Ansätze: Manche machen es historisch „genau“ und halten sich an die Angaben in den Noten – andere sind offener und experimentieren mit den klanglichen Möglichkeiten.

Ist der Schlagwerk-Part in den Kompositionen notiert? Gibt es Quellen?

Auf Bildern der damaligen Zeit, z. B. von Banquettos kann man einige der damals eingesetzten Perkussions-Instrumente sehen. Allerdings haben sich die Buchhalter der Geschichte nicht die Mühe gemacht, den Part der Schlaginstrumente überhaupt aufzuschreiben. Bei Purcell gibt es mal einen Eintrag, dass Kastagnetten vorgesehen sind, nicht aber, was sie zu spielen haben. Oder Rameau: er schreibt manchmal in Stichnoten eine ostinate Figur, die aber eigentlich nur als Anhaltspunkt zu verstehen ist. Der Gebrauch von Perkussion ist also ein Teil der Auffrischung der Barockmusik, dazu passt auch der offensive Einsatz von Instrumenten, die damals vermutlich nicht benutzt wurden; es geht dabei um klangliche Vielfalt: Man erhält das historische Bild und macht quasi Neue Musik.

Wenn es nur so wenige Anhaltspunkte gibt – wie gehen Sie dann beim Musizieren vor?

Man muss beim Spielen gleich eine Idee haben und spontan ein Gefühl für die Musik entwickeln. Ich erarbeite mir also meine Stimme durch Improvisation und schaffe so eine Grundstruktur; dabei orientiere ich mich mal am Bass, mal an der Melodie. Die Schwierigkeit besteht darin, das richtige Maß des Perkussionseinsatzes und den passenden Klang zur Musik der anderen Instrumente zu finden. Es gibt einerseits eine große Freiheit, aber andererseits auch sehr viele Möglichkeiten, die es während des Spiels abzuwägen gilt.

Welche Instrumente werden Sie im Adventskonzert des Josquin-Projektes voraussichtlich einsetzen?

Ich habe immer ein Grundset dabei: Es besteht aus einer großen Schnürtrommel für tiefe Basstöne, einem Tambourin und einer Kastagnetten-Art; dazu kommt etwas Glockenhaftes (eine Triangel oder eine kleine Glocke), also für jedes Register ein passender Klang. Und je früher die Musik entstand, desto mehr achte ich darauf, dass es die eingesetzten Instrumente schon gab – um dem Klang eine gewisse „Authentizität“ zu verleihen.

Informationen:
01.12.2013, 20 Uhr | XXV. Projektkonzert – Sphärenklänge: Josquin mit Perkussion, von der Marienmotette zur Chanson | Thomaskirche zu Leipzig | Kammerchor Josquin des Préz, Peter A. Bauer, Perkussion, Leitung: Ludwig Böhme

www.josquin-projekt.de

Kammerchor Josquin des Préz, Heike Bronn
17.10.2013