Feierliche Nachklänge: 50. Geburtstag des Knabenchores Dresden Drucken

Jubiläumskonzert mit Uraufführung am 9. Oktober 2021 

Thumbnail imageGroße Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und bleiben idealerweise noch lange in freudigster Erinnerung. Als ein solch einprägsames Erlebnis darf das Festkonzert anlässlich des 50. Geburtstages des Knabenchores Dresden zweifelsohne gelten. Am 9. Oktober luden die ca. 65 Knaben und jungen Männer des Jubilars in die Annenkirche Dresden, wurden mit großem Applaus empfangen und erfreuten ihr Publikum mit einem überaus vielgestaltigen und anspruchsvollen Programm.

Auf dem Konzertprogramm stand unter anderem ein Auftragswerk und gleichzeitig eine Uraufführung des Komponisten Wolfram Buchenberg (*1962), der dem Chor zu seinem Ehrentag den „Traumgesang“ auf den Geburtstagstisch legte und auf den Leib schusterte. „Als Matthias Jung den ‚Traumgesang‘ in Auftrag gab, habe ich diesen als Gegenstück zum 20 Jahre älteren ‚Wechselgesang‘ entworfen und ihn so angelegt, dass sich die beiden Stücke in ihrer Gegensätzlichkeit ergänzen wie höchst unterschiedliche Geschwister. Beiden ist gemeinsam, dass ihr Text keine Bedeutung hat, sondern ein freies Spiel mit Phantasiesilben ist. Anstelle eines Textinhaltes geht es also um klangliche Gestik von Sprache“, erläutert der Komponist. Die Einstudierung der beiden zeitgenössischen Werke stellte gerade im Hinblick auf die kurze Vorbereitungszeit eine Herausforderung für die jungen Sänger dar, immerhin durfte monatelang notdürftig allein online geprobt werden – doch sie wurde mit Bravour gemeistert.

Zum krönenden, glanzvollen Abschluss des Festkonzertes erklang die Bach-Kantate „Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompeten!“ BWV 214, die ob ihrer Analogien zu Bachs Weihnachtsoratorium erste weihnachtliche Gefühle zu wecken vermochte. Wenngleich auch nicht zum 50. verbirgt sich hinter der weltlichen Bach-Kantate doch ein Geburtstagsständchen. Geburtstagskind war im Jahre 1733 die sächsische Kurfürstin und polnische Königin Maria Josepha, deren Ehrentag sich am 8. Dezember jenes Jahres zum 34. Mal jährte. Wie das glanzvolle, pompöse Werk bei der Monarchin „ankam“, ist leider nicht überliefert, Johann Sebastian Bach gefiel seine neunsätzige Vertonung in jedem Fall so gut, dass er im Folgejahr mehrere Sätze daraus mit neuem Wortlaut in sein Weihnachtsoratorium übernahm. Und so erfüllte Matthias Jung seinen Choristen indirekt und ganz nebenbei den lang ersehnten Wunsch, einmal Bach’s Weihnachtsoratorium singen zu dürfen.

Thumbnail imageZudem hielten die Sänger in ihren Konzertmappen neben zwei Motetten von Heinrich Schütz aus dessen Sammlung „Geistliche Chormusik“ Werke ehemaliger Knabenchoristen aus den eigenen Reihen für ihre Zuhörerinnen und Zuhörer bereit.

Auf der Bühne versammelten sich neben den Sängern die Batzdorfer Hofkapelle sowie die SolistInnen Barbara Christina Steude (Sopran), Annekathrin Laabs (Alt), Alexander Schafft (Tenor) und Clemens Heidrich (Bass). Barbara Christina Steude arbeitet neben ihrer solistischen Tätigkeit als Stimmbilderin beim Knabenchor Dresden, Annekathrin Laabs ist Mutter eines Chorknaben und Clemens Heidrich ist Chorknabenvater und sang selbst als Kind im Knabenchor Dresden. So einte die Schar der Mitwirkenden etwas Familiäres. Die Gesamtleitung lag in den Händen Matthias Jungs, der den von Manfred Winter im Jahr 1971 gegründeten Chor seit dem Jahr 1998 leitet.

Mit großer Freude begrüßte der Chor viele ehemalige Sänger im Publikum. Viele von ihnen sangen über 10 Jahre im Knabenchor Dresden, der sie so über Kindheit und Jugend bis in das Erwachsenenalter begleitete, prägte, ihnen Halt und Beständigkeit bot. So bleibt der Herzenswunsch, dass noch viele Generationen von jungen Sängern in dieser tragenden Chor-Gemeinschaft musikalisch und menschlich wachsen dürfen.

Franziska Haupt
08.11.2021