Ludwig Siegfried Meinardus' Oratorium "König Salomo" Drucken

Wiederaufführung eines Oratoriums nach über 130 Jahren

Im Oktober 2010 fanden nach über 130 Jahren die ersten Wiederaufführungen des Oratoriums „König Salomo" von Ludwig Siegfried Meinardus in den Kirchen von Bad Oldesloe und von Hohenwestedt statt.
Norbert Klose, Dirigent zweier VDKC-Mitgliedschöre und Inhaber des Renaissance-Musik-Verlages, ist seit vielen Jahren in Bibliotheken auf der Suche nach wertvollen, aber inzwischen vergessenen Werken aus der Zeit des Barock und der Romantik.

Thumbnail imageDabei stieß er in der Landesbibliothek Schwerin, in der sich viele noch unerschlossene Schätze befinden, auf das Oratorium „König Salomo", das nach der Uraufführung in Elberfeld 1865 und weiteren Aufführungen in Oldenburg von den Programmen verschwand - zu Unrecht, wie sich bei der Wiederaufführungen herausgestellt hat.

Ludwig Siegfried Meinardus (1827-1896) hatte bei Mendelssohn am Leipziger Konservatorium und später bei Liszt in Weimar Komposition studiert. Nach Dirigenten- und Lehrtätigkeit (unter anderem am Konservatorium Dresden) widmete er sich hauptsächlich schriftstellerischer Tätigkeit und der Komposition, vor allem von Oratorien.

Das Libretto zum Oratorium „König Salomo" wurde vermutlich von Meinardus selbst nach einem gleichnamigen Drama von Klopstock geschaffen. In fünf Teilen, sogenannten „Handlungen" („Die Tempelweihe", „Sulamith", „Moloch" „Zeruja", „Die Weissagung" wird geschildert, wie zunächst Gott von Salomo und vom Volk gepriesen wird, wie Salomo aber bald danach durch seine Frau Sulamith verführt wird, dem Gott Moloch zu huldigen. Im Moloch-Kult werden Menschenopfer verlangt, deswegen soll ein Kind geopfert werden. Vergeblich fleht die Mutter des Kindes Salomo an, es zu verschonen. Sie verflucht Salomo, der erkrankt. Verzweifelt ruft er seinen toten Vater David an. Daraufhin zerspringt der Moloch-Altar, die Priester sterben. Salomo und Sulamith bereuen, bekehren sich wieder zum wahren Gott und lobpreisen ihn.

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Die Wiederaufführungen des Werkes zeigten die hohe kompositorische Qualität von Meinardus' Schaffen. Unüberhörbar ist der Einfluss von Mendelssohn. Wenn Meinardus auch nicht dessen geniale melodische Prägnanz erreichen kann, so findet sich doch in der musikalischen Darstellung der Liebe zwischen Salomo und Sulamith eine sehr einfühlsame lyrische Tonsprache, auch werden die sich allmählich steigernden dramatischen Konflikte musikalisch kontrastreich und aufwühlend charakterisiert. Die Chorsätze sind teilweise deklamatorisch homophon (von unheimlicher Wirkung der Satz "Siehe, Finsternis senkt sich herab"), teilweise auch kunstvoll polyphon (z.B. die Schluss-Doppelfuge!) gehalten. Die fünf Solisten (SATBarB) sind den Personen der Handlung zugeordnet, sie sind abwechslungsreich mit Dialogen, kurzen Arien und Rezitativen bedacht. Besonders dankbar ist die musikalisch konzentrierte, von rasch wechselnden Affekten geprägte Tenor-Partie des Salomo. Sogar eine szenische Darstellung des Werks ist gut vorstellbar, angeregt wurde diese Idee für mich beim Hören des Satzes "Stimme aus der Wolke" für Bass und 3 Posaunen.

"Salomo" ist in den zweieinhalb Stunden seiner Aufführungsdauer ein die Zuhörer fesselndes und in seinen Ansprüchen an den Chor mittelschweres Werk.

Die Instrumentalbesetzung: 2.2.2.2. – 2.2.3.1 – Streicher – Pk. Schlzg (1-2 Spieler)

Das Werk ist im Renaissance-Musik-Verlag verlegt. Ein Klavierauszug ist leihweise in der Notenleihbibliothek des VDKC verfügbar.

VDKC
Professor Hans Gebhard
05.01.2011

Foto unten: König Salomon in einer Glasmalerei aus dem Freiburger Münster, Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von Corpus Vitrearum Deutschland, Freiburg i. Br. (Foto: Rotraud Harling)

König Salomon (10. Jahrhundert v. Chr.) war einer der berühmtesten israelitischen Könige. Im Kampf um die Nachfolge seines Vaters König David ließ Salomon seine politischen Gegner nach und nach töten. Unter seiner Herrschaft erlebte Israel eine einflussreiche Epoche und eine wirtschaftliche Blüte. Kriege hat König Salomon keine geführt und seine Innenpolitik war durch die Errichtung von Bauwerken bestimmt. In der biblischen Überlieferung werden besonders sein Reichtum und seine Weisheit gerühmt und seine liberale Einstellung zum Kult fremder Götter getadelt.

Das Rundmedaillon des biblischen Königs Salomon aus dem "Wurzel-Jesse-Fenster" entstand um 1212/1220 und gehört zu den ältesten und wertvollsten Glasmalereien des Freiburger Münsters. In seiner rechten Hand hält der sitzende König Salomon ein Zepter und in seiner linken Hand ein Spruchband mit seinem Namen. Die Blattbüschel an seinen Seiten und der grüne Stamm mit Blättern zu seinen Füssen passen zur Einordnung in den "Stammbaum Jesu Christi" aus der "Wurzel Jesse" (Isai, Vater von König David).

Dr. Gerhard Leubner, Freiburg