Tölzer Knabenchor
Clemens Haudum (Orgel/Akkordeon), Günter Holzhausen (Violone), Theresa Förg (Harfe)
Dirigent: Christian Fliegner, Clemens Haudum
Werke von J.S. Bach, Johann Bach, Franҫis Poulenc, Felix Mendelssohn Bartholdy, Volkslieder
Weihnachtsfestkreis und Osterfestkreis, Beginn und Ende, bilden die beiden tragenden Säulen des Kirchenjahres und sind zugleich jene Zeit, um innezuhalten und still zu werden. Es sind die Wochen der Ruhe und Besinnung. Just zu den gegenwärtigen Tagen des Advents, die geprägt sind durch die Vorfreude auf die Geburt Jesu, die Jahrhunderte lang die Musiker zu einer Fülle an Werken des Wartens und Sehnens, der Verkündigung und der Herbergssuche inspiriert hat, erschien eine CD mit Chorwerken für die vierzigtägige Passionszeit aus einem reichen, aber vielerorts unbekannten musikalischen Fundus, der sich in Wort und Musik den Themen Leiden, Kreuz und Tod widmet, ohne dabei zu vergessen, dass die Passion schlussendlich in den Jubel des Osterfestes mündet. Der Tölzer Knabenchor und seine Solisten spielten im Februar 2017 unter der jeweiligen musikalischen Leitung der beiden Künstlerischen Leiter, Christian Fliegner und Clemens Haudum, klassische geistliche Werke aus Oratorien und Motetten ein, die zusammen mit den traditionellen Volksliedern einen schier unendlichen Facettenreichtum entstehen lassen. Die Einspielungen lassen einen spannenden Bogen entstehen, angefangen von dem vor 1590 in Niederbayern entstanden Volkslied „Da Jesus in den Garten ging“ von der Renaissance bis hin zur Neuen Musik mit den vierstimmigen a cappella „Quatre motets pour un temps de pénitence“ von Franҫis Poulenc, deren erste „Timor et tremor“ (Furcht und Zittern) zur sinnbildlichen Namensgeberin wurde, darüber hinaus einen ganzen mannigfaltigen Fächer an Symbiosen: Mit der ernsten Begräbnis-Motette für jeweils vierstimmige Doppelchöre „Unser Leben ist ein Schatten“ von Johann Bach, dem ältesten als Komponist hervortretenden Mitglied der Bach-Familie, vereinen sich gemeinhin gänzlich unbekannte Schätze mit weltbekannten und unsterblichen wie etwa dem makellosen und zugleich intimen vierstimmigen Satz des Kirchenliedes „O Haupt voll Blut und Wunden“, dem zentralen Angelpunkt schlechthin in Johann Sebastian Bachs „Matthäuspassion“. Die meisterhaften und anspruchsvollen klassischen geistlichen Werke wie etwa die anlässlich einer Trauerfeier in Leipzig aufgeführte fünfstimmige Motette des eben genannten Meisters „Jesu, meine Freude“ mit ihren gesangstechnisch überaus anspruchsvollen zentralen Chorfugen und Chorfugati vereinen sich mit den teilweise von Clemens Haudum selbst in zwar kunstvoller Weise, aber dennoch angenehm schlicht und von unnötigem Schnörksel befreite Sätze gefassten traditionellen Volksliedern wie etwa dem aus der Gottschee stammenden „In der ganzen Stadt, da brennet kein Licht“ oder dem „Still, o Himmel, still, o Erden“ aus der Wildschönau/Tirol. Ein persönliches Anliegen war den beiden seit September 2015 ernannten Künstlerischen Leitern, Christian Fliegner und Clemens Haudum, aber auch, die Traditionen des Chorgründers, Gerhard Schmidt-Gaden, treu zu bewahren, und zugleich diese mit neuer eigener Akzentsetzung zu vereinen wie etwa mit der achtstimmigen (doppelchörigen) Motette „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“ aus dem Altbachischen Archiv. Mit dem gleichfalls achtstimmigen Chor a cappella „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ von Felix Mendelssohn Bartholdy aus dessen am Höhepunkt seines Schaffens entstandenen Oratorium „Elias“ verklingt die CD, zu der die weiteren Instrumentalisten Theresa Förg (Harfe), Günter Holzhausen (Violone) und wiederum Clemens Haudum (Orgel und Akkordeon) weitere besondere Reize beitragen, und die den Hörer in ausnehmender Weise an der Karwoche und Passion teilhaben lässt.
Aufnahme 2017 | Tölzer Knabenchor GmbH