Chöre leisten Beitrag zur Erhaltung und Weiterentwicklung überlieferten Wissens und Könnens
Zusammen mit den Augsburger Domsingknaben, Regensburger Domspatzen und dem Windsbacher Knabenchor wurde der Tölzer Knabenchor auf Empfehlung durch ein unabhängiges Expertengremium Anfang März 2024 in das Bayerische Landesverzeichnis für das Immaterielle Kulturerbe der UNESCO aufgenommen.
Am 11. Juni 2024 überreichte Finanz- und Heimatminister Albert Füracker in einem Festakt in der Münchner Residenz den Chorleitern die offiziellen Aufnahmeurkunden. Die Chöre bedankten sich dafür mit einem gemeinsamen Ständchen vor den anwesenden Ehrengästen in der Allerheiligen-Hofkirche. Aus der Pressemitteilung des Ministeriums:
„Seit 2003 stellt die UNESCO immaterielle kulturelle Ausdrucksformen in den Fokus der Öffentlichkeit. Überall auf der Welt sollen überliefertes Wissen und Können, das einen wesentlichen Bestandteil unserer Alltagskulturen ausmacht, als immaterielles Kulturerbe sichtbar gemacht sowie Maßnahmen unterstützt werden, die zur Erhaltung und Weiterentwicklung geeignet sind. Neben dem Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes gibt es in Bayern ein eigenes Landesverzeichnis, das nun 82 Eintragungen enthält.
Zu den ‚Vier Knabenchören Bayerns‘ zählen die Chöre in Regensburg und Augsburg, hervorgegangen aus mittelalterlichen Domsingschulen, sowie in Windsbach und Bad Tölz, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurden. Die Tradition der Knabenchöre beruht auf deren besonderer Stimmlage. Die Chöre bemühen sich um eine praktisch wie theoretisch fundierte musikpädagogische Ausbildung und sind für ihre international renommierten Konzerte bekannt. Das Repertoire umfasst Chorwerke von der Gregorianik über die moderne Oper bis hin zum Volkslied.“
Seit seiner Gründung im Jahr 1956 hat der Tölzer Knabenchor tausende begabter Jungen zum Singen auf professionellem Niveau animiert und mit der ganzen Breite des bedeutenden musikalischen Erbes geistlicher und weltlicher Musik vertraut gemacht. Nach einer mehrjährigen Ausbildung, die im sechsten Lebensjahr beginnt und neben Chorproben auch solistische Stimmbildung umfasst, treten die Buben in den Konzertchor über und sind weltweit an den bedeutendsten Konzerthäusern und Opernbühnen zu Gast. Der Chor erhielt zahlreiche Schallplattenpreise, nicht zuletzt für die Einspielung der Bußpsalmen des Münchner Hofkapellmeisters Orlando di Lasso. Zu den Höhepunkten der Saison 2023/24 zählten Aufführungen von G. F. Händels Oratorium „Messiah“ mit dem Baseler Kammerorchester im KKL Luzern, eine TV-Aufzeichnung von J. S. Bachs „Johannespassion“ mit dem Orchestre de l’Opéra Royale im Schloss Versailles, Chorreisen nach Italien sowie die Interpretation der Knabensolorollen in Mozarts „Zauberflöte“, Puccinis „Tosca“ und Debussys „Pelléas et Mélisande“ an der Bayerischen Staatsoper in München, Staatsoper Stuttgart, der Deutschen Oper und Komischen Oper Berlin. Daneben widmet sich der Tölzer Knabenchor immer auch der lebendigen Tradition authentischer Volksmusik des bayerischen Alpenraums. Denn ursprüngliche Musizierfreude ist auch die Basis anspruchsvoller Kunstmusik und trägt zum unverwechselbar frischen Klangbild des Tölzer Knabenchors bei.
Barbara Schmidt-Gaden
12.08.2024