Foto: Festkonzert Hallenser Madrigalisten gemeinsam mit den Ehemaligen (Holger Schneider)
Foto: Festkonzert Hallenser Madrigalisten gemeinsam mit den Ehemaligen (Holger Schneider)

Preisträgerchor feiert 60-jähriges Jubiläum

Was für ein Jahr für den Kammerchor Hallenser Madrigalisten! Kurz nach ihrem 60. Geburtstag im Mai 2023 erreichten sie beim 11. Deutschen Chorwettbewerb des Deutschen Musikrates in Hannover in der Kategorie gemischte Kammerchöre bis 32 Sänger*innen den 2. Platz mit minimalem Rückstand auf den Siegerchor.

Ein grandioser Erfolg und ein weiterer Grund zum Feiern.

Das taten die Hallenser Madrigalisten nun am 7. Oktober in Halle (Saale) in der Aula im Löwengebäude der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, einem herrlich gestalteten Saal mit wunderbarer Akustik. Dieser Ort kommt nicht von ungefähr, waren die Madrigalisten doch seit ihrer Gründung 1963 fast 30 Jahre lang der Kammerchor der Universität. Die Verbindung löste sich erst nach der Wende und der Chor formte sich zu einem eingetragenen Verein um.

1963, als kleiner Kammerchor von Siegfried Bimberg gegründet, gleichsam spezialisiert auf das Madrigal und auf zeitgenössische Musik, häufig von Komponisten, die selbst Chormitglied waren, entwickelte sich der Chor schnell zu einer festen Größe im Musikleben von Halle und der DDR. Geistliche Werke kamen hinzu, Andreas Göpfert entwickelte und prägte den Chor zwischen 1980 und 1998 entscheidend, Ausflüge in die Romantik wurden zur festen Größe, Zusammenarbeiten mit Rundfunk und Fernsehen, mit unterschiedlichsten Dirigent*innen und Interpret*innen, Reisen und Wettbewerbsteilnahmen bereicherten die Chorarbeit.

Zu den Gastdirigenten gehörten zum Beispiel Marcus Creed, Howard Arman und Hartmut Haenchen. Der Chor gastiert regelmäßig beim Bachfest Leipzig, den Telemann-Festtagen Magdeburg, den Carl-Loewe-Festtagen, mit Ludwig und nun Michael Güttler in der Dresdner Frauenkirche, beim MDR Musiksommer oder dem Festival „Unerhörtes Mitteldeutschland“.

Zwischen 1999 und 2010 wirkten Helko Siede und Sebastian Reim als Dirigenten, seit 2010 ist Tobias Löbner der Chorleiter der Hallenser Madrigalisten.

Zum Festkonzert anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens hatten sich nun Freund*innen und Wegbereiter*innen des Chores eingefunden, unter ihnen nicht nur Andreas Göpfert, sondern vor allem auch über 40 ehemalige Sänger*innen, die sich dem Chor nach wie vor sehr verbunden fühlen.

Foto: Tobias Löbner (rechts) im Austausch mit Andreas Göpfert (Holger Schneider)
Foto: Tobias Löbner (rechts) im Austausch mit Andreas Göpfert (Holger Schneider)

Unter dem Konzerttitel „comfort of love and death“ präsentierte der Chor ein besonderes Programm. Mit englischen Madrigalen von John Wilbye, Thomas Morley, John Farmer, Orlando Gibbons und John Bennett kehrten die Hallenser Madrigalisten zu ihren musikalischen Wurzeln zurück. Die gesungenen Madrigale finden sich zudem auf der in den 80er Jahren eingesungenen Platte „La bella Ninfa“, und sprachen den anwesenden Ehemaligen aus dem Herzen. Weiterhin waren Werke des diesjährigen Jubilars Max Reger zu hören, dessen Geburtstag sich zum 150. Mal jährt. Den Höhepunkt bildete aber die Uraufführung von zwei eigens für den Chor komponierten Stücken von Howard Arman. Sie führen damit eine liebgewonnene Tradition fort: Zum 40. Geburtstag komponierte Bernd Franke „Significatio Gesualdo“ und zum 50. Jens Klimek „Madrigalismen“ – beide Zyklen sind in das Repertoire der Madrigalisten übergegangen. Nun also zwei Kompositionen von Howard Arman zu Textausschnitten aus der Komödie „The Tempest“ von William Shakespeare, die er in affektvoll madrigalesker Manier vertont hat. Sie sind den Madrigalisten auf den Leib geschneidert und spielen alle Facetten der madrigalistischen virtuosen Chormusik und verbinden sie gleichzeitig mit großem musikalischem Spaß. Dazu erklangen die „Shakespeare Songs“ des finnischen Komponisten Jaakko Mäntyjärvi, der ebenfalls in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert. Den emotionalen Abschluss des Konzertes bildeten aber zwei der Madrigale, die mit den anwesenden Ehemaligen gemeinsam gesungen wurden. Bereits die Probe zeigte: Das gemeinsame Atmen und Leben in der Musik, die Freude am Klang und Ausdruck verliert sich nicht, einmal Madrigalist, immer Madrigalist!

Nach dem Konzert trafen sich alle zum gemeinsamen Feiern und Singen. Mit dabei auch vier Sängerinnen der ersten Stunde, also vier Gründungsmitglieder des Chores!

Es war ein wunderbarer Abend des Austauschs, der Erinnerungen, des neuen Kennenlernens der Generationen von Sänger*innen, die die Freude am gemeinsamen Singen und der große Zusammenhalt der Chorgemeinschaft über die Jahrzehnte eint.

madrigalisten.de

Katrin Stöck

30.10.2023

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