Uraufführung der „Missa Frankonia“ von Uwe Ungerer

Thumbnail imageDas sehr gut besuchte Konzert des Konzertchores Chorason in der St. Johannes Kirche in Kitzingen am 14.03.2015 (und in zwei weiteren Konzerten auch in der Augustinerkirche in Würzburg sowie im Steigerwalddom Gerolzhofen) zeigte einmal mehr die Fähigkeit des Ensembles um Chordirektor Uwe Ungerer, mit innovativer Programmgestaltung Akzente zu setzen und abseits der traditionellen Pfade ein Publikum begeistern zu können.

„Chormusik mit regionalen Wurzeln“ wurde den interessierten Zuhörern versprochen und dieses Versprechen wurde musikalisch auf hohem Niveau und mit viel Spielfreude und großem Gestaltungswillen mehr als eingelöst.

So wurde man bereits im ansprechend gestalteten Programmheft mit stimmungsvollen Landschaftsbildern  - passend zu den jeweiligen Komponisten - aus England, Schottland, Schweden, Argentinien und nicht zuletzt aus Franken auf die Musik vorbereitet, die sich ebenso stimmungsvoll im akustisch ansprechenden Raum der St. Johannes Kirche entfaltete.

Mit der „Misa Criolla“ des Argentiniers Ariel Ramirez eröffnete Chorason den musikalischen Landschaftsreigen. Die aus Iphofen stammende Jazzsängerin Melissa Muther interpretierte den Solopart einfühlsam und authentisch, der Chor untermalte den Solopart in den langsamen Passagen sphärisch und eindringlich, in den schnellen dagegen mit viel Esprit und lateinamerikanischer Leidenschaft. Gerade Melissa Muthers tiefer und sonorer Alt war es, der dem weltberühmten Werk seinen Stempel aufdrückte. Angelehnt an die legendäre Interpretation durch die inzwischen verstorbene argentinische Volkssängerin Mercedes Sosa, entlockte die junge Sängerin dem spartanisch instrumentierten und in einigen Passagen beinahe auch meditativ wirkenden Werk Stimmungen und Emotionen, die mit einem hohen Tenor so nicht zu hören gewesen wären. Uwe Ungerer hat sein Arrangement sowie die Interpretation ganz auf Melissa Muther abgestimmt, die mit ihrer jugendlichen und dennoch sehr konzentriert wirkenden Präsenz das Publikum verzaubern konnte.

In den weiteren Werken stellte auch der Chor seine stimmliche Präsenz sowie die Fähigkeit, die unterschiedlichen Chorstücke vielseitig darzubieten, eindrucksvoll unter Beweis.

Wuchtige Choreinsätze in Patrick Doyles „Non nobis Domine“ (aus dem Kenneth Brannagh Film „Henry V.“), leise und berührende Momente in Morten Lauridsens a capella Chorwerk „Soneto de la noche“ oder Reminiszensen an barocke Oratorienkultur in Uwe Ungerers „Du Gott unser Vater im Himmel“ aus dessen Osteroratorium reihte das Ensemble wie selbstverständlich aneinander und verband die Werke dem Gesamtkonzept des Konzertes geschuldet dennoch auf tiefgründige und auf für das Publikum nachvollziehbare Weise.

Mit zwei Ausschnitten aus Andrew Lloyd Webbers Musical „Jesus Christ Superstar“ verwies Chorason direkt auf die Passionszeit.

John Rutters „The Lord is my light and my salvation“ nimmt selbst im Euvre des Komponisten eine Sonderstellung ein. Klarinettist Sergey Radyuk trat in einen warmherzigen Dialog mit dem Chor, die gesanglich elegischen Melodielinien der Klarinette verbanden die Choreinsätze, die den Text des Psalms auf selbst für John Rutter ungewöhnlich herbe Weise musikalisch deuteten. Die filigranen Einsätze einzelner Stimmgruppen zeugten von klangschöner und schlanker Stimmkultur. 

Höhepunkt des Konzertes bildete die Uraufführung der „Missa Frankonia“ aus der Feder des Chorleiters Uwe Ungerer, der seine Fränkische Messe schwungvoll dirigierte und den Zuhörern ob der vielen Tanzrhythmen und wieder erkennbaren volksliedhaften Motiven kaum Zeit zum Luftholen ließ.

Die Musik, die Ungerer der lateinischen Messliturgie unterlegt, der Fränkischen Volkstanzmusik entlehnt und in sein Werk eingearbeitet hatte, ließ keinen Zweifel an den Vorbildern Fränkischer Tanzmusikgruppen und wurde vom dreizehnköpfigen Instrumentalensemble hervorragend, beinahe schon authentisch, umgesetzt. So verstand es das Kammerorchester mit seinem 1. Violinisten Nikolay Leshchenko mühelos, teils sehr virtuos, die folkloristischen Rhythmen und Melodien, wiederzugeben, gerade so, wie wenn sie noch nie etwas anderes gespielt hätten.

Die „Missa Frankonia“, die ihren besonderen Reiz aus der Mischung klassischer und volkstümlicher Elemente bezieht, machte deutlich, dass sich Volksmusik und klassische Chortradition nicht ausschließen müssen.

Die Messe, bei dem auch der zum Konzertchor Chorason gehörende Kinderchor Young Harmony einen wichtigen Part zu erfüllen hatte, wurde vom Publikum begeistert aufgenommen.

Am Ende gab es stehende Ovationen für ein Konzert, das allen Beteiligten sicherlich nach lange in Erinnerung bleiben wird.

Dagmar Störk, VDKC
16.04.2015

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