… und immer offen dafür, am Puls der Zeit zu bleiben und neue Wege zu gehen
Es ist der 6. Januar 2000, als der Gospelchor Forst – auch damals schon unter der Leitung von Chordirektor Klaus Heinrich – zum ersten Mal als e.V. auf der Bühne stand.
Wer hätte geahnt, dass hier eine bis heute währende Erfolgsgeschichte begann.
Was in der kleinen Gemeinde Forst in Baden als Eltern-Kind-Projekt-Chor der Musik- und Kunstschule Forst/Bruchsal begann, hat sich bis heute zu einem „überraschend anderen“ Chor entwickelt. Dessen Hauptmerk liegt hauptsächlich auf dem gemeinsamen Singen, aber in den vergangenen 25 Jahren hat der Chor gezeigt, dass er stets offen für Neues ist, sich ständig weiterentwickelt und bereit ist, auch ungewöhnliche Wege zu gehen.
Chorleiter Klaus Heinrich forderte die Chormitglieder von Anbeginn, denn: „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.” (Henry Ford)
Es begann mit „Singing by heart“, also auswendig singen. Dies verbessert das Gemeinschaftsgefühl und man kann mit dem Publikum interagieren. Kaum war diese Hürde genommen, wurden die Songs durch passende Choreografien ergänzt.
Auswendig singen und sich synchron bewegen – dies waren ganz neue Wege für die Sängerinnen und Sänger. Doch alle gingen zielstrebig, hartnäckig und mit der nötigen Ausdauer ans Werk. Damit war der Grundstein gelegt für weitere Entwicklungen und der Weg frei, (halb-)szenisches Spiel zu integrieren. Getreu seinem Genre erweiterte der Chor seine Konzerte mit Themen aus den Musicals Hair und Sister Act. Bei der konzertanten Aufführung der Rockoper Jesus Christ Superstar stand der Chor 2023 und 2024 mit internationalen Stars der Musicalszene und Live-Band im Capitol Mannheim auf der Bühne.
Als „Liebeserklärung an Forst“ produzierte der Chor 2018 eine DVD. Lieblingslieder wurden an Lieblingsplätzen im Ort gesungen, getanzt und aufgezeichnet. Hier kamen u.a. der Tierpark, die Musikschule und sogar der Verkehrskreisel ganz groß raus.
Während der Corona-Pandemie wollte der Chor den Kontakt untereinander und zum Publikum nicht verlieren und suchte alternative Wege der Kommunikation. Intern fanden regelmäßig Zoom-Sitzungen und YouTube-Proben statt, wodurch der Zusammenhalt gehalten und gestärkt wurde. Für die Fans gab es Musikvideos. Die Chormitglieder sangen zu Hause, filmten sich und daraus wurden drei Video-Clips erstellt. Darüber hinaus wurden im Studio vier Songs aufgenommen und unter dem Titel #zusammenhalt online gestellt. Die Zugriffszahlen bewiesen, dass man die richtigen Ideen hatte. Mit diesen Maßnahmen schaffte es der Chor, diese Ausnahmezeit ohne Verlust von Mitgliedern zu überstehen.
Im Jahr 2022 konnte endlich eine Musikrevue auf die Bühne kommen. Das Stück „Tartufo – eine badische Musikrevue über Erdöl und Eis“ thematisierte Flüchtlinge, Zuwanderung, Fremdheitserfahrung und Vorurteile. Bürger aus Forst setzten sich mit der Gegenwart in ihrem Ort und der eigenen Geschichte auseinander. Doch es wurde nicht nur über Zugewanderte geredet, sondern sie waren selbst Hauptdarsteller: Jugendliche aus arabischen Ländern, die jetzt in Forst und Bruchsal leben. Der Deutschlandfunk Kultur/Länderreport berichtete darüber unter dem Titel „Gastarbeiter und Geflüchtete in Forst – Musical über Migration“.
Zum sozialen Engagement des Chors gehört seit vielen Jahren die Kooperation mit dem ökumenischen Hospiz-Dienst in Bruchsal. Zum 25-jährigen Jubiläum nahm der Chor das erste Inklusionsprojekt in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Bruchsal in Angriff. Ziel war, gemeinsames Singen mit szenischem Spiel zu kombinieren. Der Regisseur Holger Metzner, ebenfalls Kreator von Tartufo, dachte sich eine märchenhafte Geschichte aus. Im Januar 2025 sangen, spielten und tanzten dann Chormitglieder und Menschen mit Behinderungen gemeinsam auf der Bühne: im Stück „Bittrer Winter – eine hoffnungsvolle Weihnachtsshow über Einsamkeit, Liebe und die Sehnsucht nach Schnee“. Der SWR berichtete davon in der Landesschau am 6. Januar 2025.
Als Kirsche auf der Torte hat der Gospelchor zu seinem 25. Jubiläum ein Buch veröffentlicht, in dem Professor Dr. Konrad Dussel die aufregende Chorgeschichte zu Papier gebracht hat. Unter dem Titel „Ein etwas anderer Dorfchor“ erhalten die Lesenden wichtige Daten und Fakten sowie emotionale Geschichten und lustige Anekdoten. Und erfahren, wie sich auch ein kleiner Chor mit viel Engagement über viele Jahre behaupten und wachsen kann und immer am Puls der Zeit bleibt. Das Buch ist erschienen beim Verlag regionalkultur (auch erhältlich beim Gospelchor Forst) und mit als Inspiration für andere Chöre gedacht.

beim Festakt zum 25. Jubiläum (Stefan Fuchs)
Auszeichnungen
Im SWR4-Chorduell 2013 erreichte der Gospelchor Forst als bester badischer Chor den zweiten Platz. Mit dem Projekt Tartufo erhielt der Chor eine vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg ausgeschriebene Förderung für „Projekte gesellschaftlichen Zusammenhalts“. Mit den damit verbundenen erheblichen finanziellen Mitteln konnte man dieses Stück auf die Bühne bringen. Mit der Musikrevue Tartufo gewann der Chor den 1. Preis „KULT22“ der Technologieregion Karlsruhe, denn dieses Theaterstück sensibilisiert das Publikum für gesellschaftliche Herausforderungen, zeigt Lösungsmöglichkeiten auf und motiviert für deren Umsetzung. Für vielfältigen sozialen Einsatz erhielt der Chor 2022 das Siegel für ausgezeichnetes Engagement. Die Gemeinde Forst wurde mit dem 2. Bundespreis zum „Landmusikort des Jahres 2025“ ausgezeichnet. Dieser Preis würdigt auch die Arbeit und das ehrenamtliche Engagement des Gospelchors.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich der Gospelchor Forst seit 25 Jahren an der Schnittstelle von Musik, szenischem Spiel und gesellschaftlichem Engagement bewegt. Er verbindet Gesang, Tanz und Schauspiel zu einzigartigen multimedialen Projekten und nimmt auch an Wettbewerben teil. Seine Produktivität ist auf vier Musikalben zu hören.
Mit seiner Musik schafft der Chor kulturelle Begegnungen, setzt sich für Vielfalt und Teilhabe ein und berührt Menschen jeden Alters.
Sein Antrieb? Zusammenhalt, Lebensfreude und exzellente Musik!
Elke Riffel
16.09.2025