Auftragswerk „Gleich laut, gleich leise“ von Helena Cánovas i Parés
Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz unterzeichnet – ein Meilenstein der deutschen Geschichte.
Im Jahr 2024 dürfen wir sein 75-jähriges Jubiläum feiern. Grund genug, sich als städtischer Chor der Bundesstadt Bonn (Leitung Paul Krämer) etwas Besonderes zu überlegen. Und das Programm hatte es in sich: Eigens für diesen Anlass wurde das Werk „Gleich laut, gleich leise“ bei der Komponistin Helena Cánovas i Parés in Auftrag gegeben. Es war das Herzstück der drei Aufführungen, von der eine im Bundesrat, Amtssitz Bonn, stattfand – also dem historischen Ort, an dem damals das Grundgesetz unterzeichnet wurde. Mit intensiver Probenarbeit und großem Einsatz konnte der Philharmonische Chor das Werk erarbeiten und die zentrale Botschaft des Werks, niemals zu schweigen und die Demokratie stets zu verteidigen, dem Bonner Publikum musikalisch nahebringen. Begleitet wurde der Chor von dem fantastischen Klavierduo Chikako Miyado und Denis Walter Olejak, die die Komplexität des Werkes herausragend meisterten und gekonnt in den musikalischen Dialog mit dem Chor traten.
Flankiert wurde diese Uraufführung von einem Programm mit Werken von Brahms (Schicksalslied, op. 54 sowie Fest- und Gedenksprüche, op. 109), bei denen der Philharmonische Chor weitere Facetten seines Könnens zeigte. Das Klavierduo faszinierte die Zuhörenden außerdem mit vierhändigen Werken von Robert Schumann und Felix Mendelssohn-Bartholdy, bei denen die beiden Pianisten an den Tasten geradezu verschmolzen. Das vielfältige Programm wurde dann durch das von Chikako Miyado äußerst einfühlsam vorgetragene Impromptu „Souvenir de Vienne“, op. 9 von Clara Wieck abgerundet. Bereits nach wenigen Takten wurde klar, dass es sich hierbei um eine meisterhafte Vertonung der Melodie unserer Nationalhymne handelt – ein weiterer sehr emotionaler Moment.
Seine besondere Verantwortung als städtischer Chor zeigte der Philharmonische Chor darüber hinaus mit der Einbindung des Tannenbusch-Gymnasiums Bonn in sein Programm zum Jubiläum des Grundgesetzes. Die Schülerinnen und Schüler des Tannenbusch-Gymnasiums haben ihre Wurzeln in zahlreichen Ländern. Mit dem Projekt des Fachs Geschichte „Wege der Demokratie“ reflektierte die Klasse 10a beeindruckend die Bedeutung des Grundgesetzes, indem ausgewählte Artikel mit Ereignissen bis zum Inkrafttreten des Grundgesetzes über Nachrichtenspots miteinander verknüpft wurden. Der Musikgrundkurs Q1 wiederum präsentierte in zahlreichen Musikbeispielen, was Demokratie und Musik miteinander verbindet. Dabei wurde das Publikum durch ein kleines Quiz und Klatschen verschiedener musikalischer Rhythmen aus unterschiedlichen Kontinenten aktiv miteinbezogen.
Das Konzert „Demokratie gemeinsam wagen – 75 Jahre Grundgesetz“, das neben dem Bundesrat Bonn noch in zwei weiteren Aufführungen in der Kapelle des Alten Friedhofs Bonn dargeboten wurde, wurde gefördert über den Amateurmusikfonds, dessen Einrichtung 2022 vom Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages beschlossen wurde und der über den Bundesmusikverband Chor & Orchester (BMCO) umgesetzt wird.
Annette Münzenberg
23.10.2024