Brief des VDKC an Abgeordnete des Bundestages, in Landtagen, Kreis- und Stadträten
Mit einem eindringlichen Appell wenden sich der Verband Deutscher KonzertChöre VDKC mit seinen Mitgliedern in einer konzertierten Aktion an Abgeordnete aller deutschen Parlamente, Landtage, Kreis- und Stadträte. Das Schreiben des Präsidenten Prof. Ekkehard Klemm – selbst als Dirigent und Chorleiter tätig – warnt vor einem Zusammenbruch des künstlerischen Laienschaffens in seiner Gesamtheit.
Es fänden gegenwärtig keine Konzerte statt, Proben nur in stark eingeschränktem Ausmaß und ohne Perspektive. Generalisierte Regelungen wie das in Berlin verhängte Verbot des Singens in geschlossenen Räumen machten eine künstlerische Arbeit völlig unmöglich. Ausweichformate würden bereits angewendet, kämen nun aber an ihre Grenzen. Der schlechte WLAN-Ausbau insbesondere im ländlichen Raum mache darüber hinaus Video-Formate weitgehend unmöglich. Die Ensembles seien wirtschaftlich massiv bedroht, befürchteten Vereinsaustritte, Insolvenzen und benötigten dringend neue Visionen zur Wiederaufnahme ihrer Arbeit, die lt. der deutschen UNESCO-Kommission „das Rückgrat der Musikpflege und Musikausübung dar[stellt], ohne das die professionelle Musikausübung undenkbar ist. Die Laienchöre sind zugleich die Basis des Musikpublikums, Nährboden für künstlerischen Nachwuchs und musikalischer Partner in Tausenden von Konzerten und Aufführungen aller Art. … Gleichzeitig richtet sich die Praxis des Singens auf identitätsstiftende Gemeinsamkeiten und öffentliches Wirken.“ Durch den vom VDKC gestellten Antrag zählt das „Chorsingens in deutschen Amateurchören“ seit 2014 als nationales immaterielles Kulturerbe. Es sei nunmehr massiv gefährdet.
Die deutschen Konzertchöre und ihr Verband fordern:
- Ein prinzipielles Umdenken in der Wertigkeit von Kultur in Deutschland.
- Eine Beendigung des Missverhältnisses der Förderung von Wirtschaft gegenüber der Kultur.
- Eine Fokussierung auf die Konsistenz und Plausibilität getroffener Regelungen.
- Eine neu zu denkende Angemessenheit von Entscheidungen und deren Kommunikation.
- Eine flächendeckende und in allen Bundesländern vergleichbare Breitenförderung von Chören und Musikensembles.
- Eine grundlegende Rettung des künstlerischen, musikalischen Laienschaffens und insbesondere des Singens als Basis des Kunst- und Musiklandes Deutschland.
Im Wissen um die Gefahr der Infektion, die Maßgabe, Leben zu schützen und in Respekt vor der augenblicklich komplexen politischen Entscheidungsfindung mahnt der VDKC neue und differenzierte Lösungsansätze an. Die gegenwärtig verstärkt zu beobachtende Verselbstständigung nicht nachvollziehbarer generalisierter Regelungen sowie die teilweise desaströse Kommunikation gefährde die künstlerische Betätigung insgesamt wie auch die Akzeptanz politischer Maßgaben. Eine neue Stringenz, die Probleme anzugehen und bei ihrer Lösung die Bedeutung der Kunst und Musik mitzudenken, sei dringend erforderlich.
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