Kooperation dreier Partner ermöglicht spannendes Eintauchen in Schumanns Welt
Erstmals begleitet ein Dirigier-Meisterkurs vom 31. Mai bis 2. Juni 2024 den Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb für Klavier und Gesang. Das Choratelier und Meisterkurs Dirigieren SCHUMANN 2024 sind ein Kooperationsprojekt mit dem Verband Deutscher KonzertChöre (VDKC), dem Forum Dirigieren des Deutschen Musikrates und der Stadt Zwickau.
Unter der Leitung von Howard Arman erarbeiten die drei Stipendiat*innen Mirja Betzer (Köln), Johannes Honecker (Köln) und Nikolaas Schmeer (Weimar), die im April 2023 aus 34 Bewerber*innen beim Probedirigat in Köln ausgewählt wurden, gemeinsam mit einem Projektchor, den Clara-Schumann-Philharmonikern Plauen-Zwickau sowie verschiedenen Solist*innen chorsinfonische Werke von Robert Schumann, die im Eröffnungskonzert des Wettbewerbs am 6. Juni 2024 erklingen.
Durch eine vorangestellte ausführliche Probenphase der Chöre und Orchesterproben der Clara-Schumann-Philharmoniker, gehen alle Teilnehmenden gut vorbereitet in den Meisterkurs. Mit der Einstudierung im Vorfeld durch die Chorleitungen und Ekkehard Klemm, Präsident des Verbandes Deutscher KonzertChöre, Professor für Dirigieren und ehemaliger Rektor der Hochschule für Musik Dresden sowie Chefdirigent der Elblandphilharmonie, ist eine gründliche und den Anforderungen des Projektes gewachsene Vorbereitung garantiert. Der Projektchor aus insgesamt 117 Sängerinnen und Sängern setzt sich aus Mitgliedern der Robert-Franz-Singakademie Halle, der Chorvereinigung Sachsenring Zwickau und des Symphonischen Chores Hamburg zusammen.
Trotzdem stellt das Projekt eine Herausforderung dar: nicht nur, weil die Balladen Robert Schumanns schwierige und selten aufgeführte Werke sind, sondern weil auch von allen Mitwirkenden ein hohes Maß an Flexibilität gefordert wird. Die jungen Dirigierenden treffen erst beim Probenwochenende im Mai zum ersten Mal auf die Chöre und lernen auch erst dann das Orchester und die Solist*innen bei den Meisterkursen kennen. Das bedeutet, dass sich alle Mitwirkenden schnell auf unterschiedliche Interpretationen und Arbeitsweisen einstellen müssen.

Für das Publikum der Meisterkurse ergibt sich so ein spannendes Eintauchen in die künstlerische Vorbereitungsarbeit eines chorsinfonischen Konzertes und die Möglichkeit, unterschiedliche Herangehensweisen – sowohl was die künstlerischen Interpretationen als auch was die Dirigiertechniken angeht – unmittelbar und „live“ mitzuerleben.
Mit Howard Arman als Gesamtleiter konnte ein sehr erfahrener und versierter Experte gewonnen werden, der sich sowohl als Interpret Schumannscher Musik als auch als Leiter berühmter Chöre wie des MDR-Rundfunkchores und des Bayerischen Rundfunkchores sowie als Dozent einen internationalen Ruhm erworben hat. Er wurde in London geboren und erhielt dort eine musikalische Ausbildung am Trinity College of Music. Er trat mit renommierten englischen Ensembles auf und erweiterte seinen Wirkungskreis auf zahlreiche europäische Länder. In Deutschland arbeitete er mit den Chören des NDR, des SWR und des RIAS Berlin zusammen. Längerfristige künstlerische Bindungen ging er von 1983 bis 2000 beim Salzburger Bachchor, von 1998 bis 2013 als Künstlerischer Leiter des MDR Rundfunkchores Leipzig sowie 2015 bis 2021 als Chefdirigent des Chores des Bayerischen Rundfunks ein. 2012 bis 2020 wirkte er als Professor für Orchesterleitung an der Hochschule Luzern. 1996 erhielt Howard Arman den Händel-Preis der Stadt Halle, seine Einspielungen von Rachmaninows Werk „Das große Abend- und Morgenlob“ und Grauns „Der Tod Jesu“ wurden mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet, 2019 wurde er zum Ehrendirigenten des MDR-Rundfunkchores ernannt. Nicht zuletzt durch seine CD-Einspielung der A-cappella-Chöre Schumanns ist er ausgewiesener Schumann-Spezialist.

Öffentlicher Meisterkurs
Stipendiat*innen des Forums Dirigieren des Deutschen Musikrates
Leitung: Howard Arman
Aula der Pestalozzischule
Seminarstr 3
08058 Zwickau
Freitag, 31. Mai 2024
19–22 Uhr
Kurs mit Chor und Klavier
Samstag, 1. Juni 2024
10–12:30 Uhr
Kurs mit Chor und Klavier
17–19 Uhr
Kurs mit Chor und Klavier
Sonntag, 2. Juni 2024
10–12:30 Uhr
Kurs mit Chor, Solisten und Orchester
14–16:30 Uhr
Kurs mit Chor, Solisten und Orchester
Eröffnungskonzert mit Robert Schumanns groß besetzten Chorballaden
Wenn am Donnerstag, dem 6. Juni um 19 Uhr im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“ das Eröffnungskonzert den feierlichen Auftakt des 19. Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs gibt, stehen mit Schumanns Chorballaden Werke auf dem Programm, die zu den am seltensten aufgeführten gehören.

Robert Schumann begründete in seinen späten Schaffensjahren 1851/1852 ein neues Genre, das er als Chorballade bezeichnete: Konzertante Werke mit dramatischen Szenenfolgen für Solisten, Chor und Orchester im Umfang von 30 bis 45 Minuten. Balladen von Ludwig Uhland und Emanuel Geibel boten die Grundlage für die Libretti. Da diese großbesetzten, aber nicht abendfüllenden Werke schlecht in heutige Konzertformate passen, gehören sie zu den am seltensten aufgeführten Werken Schumanns. Zeitgenossen erkannten schnell die hohe Qualität und Bedeutung dieser Kompositionen. Von der Thematik her bezieht Schumann in den drei Werken politisch Stellung zur Situation der Monarchie nach der gescheiterten Revolution 1848/49: In der Ballade „Der Königssohn“ op. 116 zieht der jüngste Sohn eines Königs aus, um nach heldenhafter Überwindung von Naturgewalten bei einer Meeresfahrt ein neues Reich zu finden, wo das Volk ihn zum Herrscher erhebt. „Vom Pagen und der Königstochter“ op. 140 thematisiert den Triumph der Liebe über jegliche Standesgrenzen hinweg. Und in „Des Sängers Fluch“ op. 139 versuchen zwei Sänger, das Herz eines grausamen Königs zu rühren, der jedoch einen von ihnen mit seinem Schwert ersticht. Der überlebende Sänger verflucht den König, am Ende der Ballade ist das Königsschloss Ruine, der König der Vergessenheit anheimgefallen – Symbol des politischen Bürgerprotestes mittels der Macht der Musik. Das Programm wird durch eine Ouvertüre, zu der Robert Schumann ergänzend zur üblichen Orchesterbesetzung noch Soli und Chor heranzog, komplettiert. Sie entstand zum Niederrheinischen Musikfest 1853 und bearbeitet das rheinische Volkslied „Bekränzt mit Laub“, das Schumann schon in seiner Zwickauer Schulzeit kennengelernt hatte.
Als Solisten sind an diesem Abend vier ehemalige Preisträger des Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs zu hören: Die chilenische Sopranistin Carolina Ullrich gewann 2008 den 2. Preis und war von 2010 bis 2018 Ensemblemitglied der Dresdner Semper-Oper, wo sie seitdem als Gast auftritt. Henriette Gödde gewann 2016 den 1. Preis und ist eine begehrte Konzert- und Liedsängerin mit mehreren CD-Aufnahmen (auch mit Werken von Schumann). Der chinesische Tenor Zhuohan Sun erhielt Sonder- und Publikumspreis beim VIDEO-Wettbewerb 2021 und trat bereits mehrfach beim Zwickauer Schumann-Fest auf. Der amerikanische Bariton Jonathan Michie war 2016 Preisträger in Zwickau wirkte in der Spielzeit 2023/24 u.a. an Oper Leipzig sowie am Nationaltheater Weimar. Das Ensemble wird ergänzt durch den litauisch-ukrainischen Bassisten Andrey Valiguras, der nach Engagements u.a. an der Staatsoper Odessa, der Kammeroper Hamburg sowie dem Oldenburgischen Staatstheater seit 2022 am Theater Plauen-Zwickau engagiert ist.
Franziska Markowitz-Schneider (Kulturamt Zwickau), VDKC
27.03.2024