Foto: Preisverleihung Ideenwettbewerb „Chor der Zukunft“ (Ralf Schöne)
Foto: Preisverleihung Ideenwettbewerb „Chor der Zukunft“ (Ralf Schöne)

Preisverleihung am 31. Mai 2025 mit Projektvorstellung

Runde Jubiläen führen gewöhnlich zu besonderer Beachtung. Es wird exponiert gefeiert und beschenkt. Herausragende Jubiläen bieten ebenfalls die Gelegenheit, eine besondere Idee zu realisieren oder mit einem ungewöhnlichen Vorhaben auf sich oder seine Anliegen aufmerksam zu machen. 

Dass der Rundfunkchor Berlin im Jahr seines 100. Bestehens diese Chance nicht nur in Bezug auf seine künstlerische Entwicklung nutzt, sondern sie auch mit einem Blick in die Zukunft verbindet, liegt auf der Hand. Das Profiensemble – 1925 als „Berliner Funkchor“ gegründet – ist heute ein Ensemble der Rundfunk Orchester und Chöre gGmbH Berlin in der Trägerschaft von Deutschlandradio, der Bundesrepublik Deutschland, dem Land Berlin und dem Rundfunk Berlin-Brandenburg.

Auf der Suche nach einem „Chor der Zukunft“ entstand die Idee, sich mit einem Wettbewerb an die Öffentlichkeit zu wenden. Nichts weniger als geeignete Zukunftsmodelle für einen professionellen Rundfunkchor und sein Publikum galt es, zu entwickeln. Nun darf nicht vergessen werden, dass der Rundfunkchor Berlin unter seinen verschiedenen künstlerischen Leitungen der letzten rund zwei Jahrzehnte schon immer neuen Ideen gegenüber als aufgeschlossen galt und hinsichtlich Konzerträumen oder Konzertformaten bereit war, neu und anders zu denken. Unter dem Druck der sich stark verändernden Medienlandschaft muss auch dieses Profi-Ensemble seinen Platz bei der Erfüllung neuer künstlerischer, bildungspolitischer und gesellschaftlicher Aufgaben neu finden und verteidigen.

So skizzierte Chordirektorin Rachel Drieß zu Veranstaltungsbeginn die Ausgangssituation eines Konzertchores, der stark gebührenfinanziert auf der Suche nach neuen Zielgruppen, nach neuem Repertoire und neuen Räumen sowie motiviert von dem Wunsch nach noch stärkerer Wahrnehmung in Politik und Gesellschaft spartenübergreifende Kunst- und Bildungsprojekte entwickelt und verfolgt, die wenig gemein haben mit den Aufgaben eines Rundfunkchores der Nachkriegszeit. Wie jedoch lässt sich ein neues Publikum finden und ansprechen, wenn ausschließlich die Möglichkeiten und Zwänge des etablierten Konzertbetriebes dafür zur Verfügung stehen? Ganz praktische Fragen, wie jene nach einem passenden Adressverteiler, rücken dann in den Vordergrund.

Foto: Ausstellung 100 Jahre Rundfunkchor Berlin (Ralf Schöne)
Foto: Ausstellung 100 Jahre Rundfunkchor Berlin (Ralf Schöne)

Mit 91 Einreichungen kann der Wettbewerb zahlenmäßig als Erfolg gewertet werden – neben all der begleitenden öffentlichen Aufmerksamkeit, die ein solches Projekt ebenfalls verursacht. Allerdings erfüllten auch nicht alle Einsendungen die gewünschten Qualitätsansprüche. Das hängt damit zusammen, dass Kriterien der Ausschreibung mit Schlüsselwörtern wie Innovation, Inklusion, Verträglichkeit, Umsetzbarkeit, Finanzierbarkeit, Barrierefreiheit, Logistik heutzutage für komplexe Prozesse stehen, die sich nicht durch rasch entworfene Ideenskizzen erfassen lassen.

Das Konzept „We’re not going anywhere – Queere Resilienz“ von Tillman Triest untersuchte zunächst sehr genau die Ausgangslage und bot dann Vorschläge, die eine in verschiedenen Bereichen starke Erweiterung des Wirkungskreises erwarten lassen. Er darf sich nun nicht nur über den ersten Preis und ein Preisgeld der Freunde und Förderer des Rundfunkchores Berlin in Höhe von 1.000 Euro freuen, sondern auch auf die Umsetzung seines Vorschlages in der Saison 2026/27.

Vielen Vorschlägen war die Absicht gemeinsam, Partnerinnen und Partner vor Ort zu berücksichtigen, Kooperationen etwa mit Laienchören einzugehen, selbst andere gesellschaftliche Schichten, in irgendeiner Weise benachteiligte Menschen oder gar Kulturkreise anzusprechen, etablierten Konzertstätten neue an die Seite zu stellen oder auch einen künstlerischen Vorgang während der Musikrezeption anzustoßen. Es ist jedoch nicht verwunderlich, dass die meisten Vorschläge insgesamt kaum auf die speziellen Herausforderungen einer Rundfunkanstalt im 21. Jahrhundert eingehen konnten. Diesen Herausforderungen werden sich die Verantwortlichen beim RBB auch weiterhin vor allem selbst stellen müssen.

Eines allerdings wäre unter Wahrung der Urheberrechte eine schöne Geburtstagsgabe: Die eingereichten Wettbewerbsideen, die eine Realisierung verdienen, könnten anderen zur Verfügung gestellt werden. Vor der Herausforderung, Traditionen zu bewahren und Neues zu integrieren, stehen schließlich viele.

Foto: Jubiläumskonzert Rundfunkchor Berlin (Ralf Schöne)
Foto: Jubiläumskonzert Rundfunkchor Berlin (Ralf Schöne)

Dass der Rundfunkchor Berlin zu den chormusikalischen Leistungsträgern dieses Landes gehört und mit einer wunderbaren Klangästhetik und Strahlkraft aufwartet, bewies er im anschließenden Jubiläumskonzert im Konzerthaus gemeinsam mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und unter Leitung seines Chefdirigenten Gijs Leenaars. Die Repertoireauswahl eines Mendelssohn Psalms und einer Uraufführung von Robert Heppener, über die Serenade to Music von Ralph Vaughan Williams und Verdis Quattro pezzi sancti bis hin zu der exzellenten Zugabe, einer stimmlich breit aufgefächerten A-cappella-Version von „Nessun dorma“, ließ hinsichtlich Klangvielfalt und Interpretationsniveau kaum Wünsche offen.

„Musik wohnt der Zauber inne, zu berühren und Menschen zusammenzubringen“, so Preisträger Tillmann Triest in der Paneldiskussion des Ideenwettbewerbs „Chor der Zukunft“. Eine schönere Motivation für unser aller Tun kann es doch kaum geben!

Ralf Schöne

11.07.2025

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