Ergebnisse zu den Bedarfen in den VDKC-Mitgliedschören
Das zu Beginn des Jahres gestartete und durch den Amateurmusikfonds finanzierte VDKC-Projekt „Urheberrecht und Digitalisierung – Transfer in die Moderne“ wird die ehrenamtliche Vereinsarbeit in Chören mit mehrteiligen Weiterbildungsangeboten erleichtern:
Einerseits soll über rechtssichere und praktikable Wege im Umgang mit Notenmaterial informiert werden, andererseits über digitale Hilfsmittel im Bereich Proben- und Konzertorganisation sowie Chor- und Vereinsalltag.
Um die Angebote inhaltlich passgenau gestalten zu können und die Bedarfe bei den VDKC-Mitgliedschören ausfindig zu machen, wurde eine Mitgliederbefragung durchgeführt, an der rund 120 Chöre teilgenommen haben.
Zu den Schwerpunkten Konzertorganisation, Probenplanung und Gruppenorganisation, zur Kommunikation innerhalb der Chöre sowie zur Notenverwaltung wurde jeweils die Zufriedenheit mit der aktuell praktizierten Lösung im Chor abgefragt. Zudem konnten die Teilnehmenden ihre Lösung und ihren Bedarf oder weitere Anmerkungen darstellen. Zusätzlich wurde nach dem Befinden und dem Wissen im Umgang mit Urheberrechtsthemen sowie nach allgemeinen weiteren Bedarfen in den Bereichen Urheberrecht und Digitalisierung gefragt.
Konzertorganisation
Die Organisation von Konzerten scheint ein kooperativer und überwiegend systematisch strukturierter Prozess zu sein, bei dem Vorstand, Chorleitende und Mitglieder zusammenarbeiten. Der Vorstand ist hierbei in der Regel der Dreh- und Angelpunkt, wobei Zuständigkeiten innerhalb des Vorstandes verteilt und überwiegend selbstständig bearbeitet werden. In vielen Fällen werden außerdem weitere engagierte Personen außerhalb des Vorstandes involviert sowie die Chorleiterin oder der Chorleiter. Die Beschreibungen der Organisationsprozesse legen überwiegend Rückgriffe auf nicht-Technologie-gestützte traditionelle Ansätze nahe. Scrum, Kanban oder andere formale Methoden des agilen Projektmanagements werden nicht erwähnt. Insgesamt ist ein Großteil der Chöre zufrieden mit der aktuellen Vorgehensweise.
Das Ticketing wird dagegen in der Regel digital abgewickelt. Hierbei wird auf Plattformen wie Pretix.eu und Reservix zurückgegriffen. Gelegentlich finden sich Hinweise darauf, dass eigenständige Ticketsysteme erarbeitet wurden. Zudem gibt es Hinweise auf traditionelles Ticketing an der Abendkasse oder über Vorverkaufsstellen. In sehr wenigen Fällen wird hierbei ganz auf Online-Ticketsysteme verzichtet. Die Gebühren, die im digitalen Vorverkauf anfallen, werden nur in wenigen Interviews erwähnt und nur in einem kritisch kommentiert.
In Bezug auf die Bewerbung der Veranstaltung nimmt analoge Werbung über Plakate, Flyer sowie Pressemitteilungen den Hauptteil ein. Zusätzlich nutzen einige Chöre Instagram und andere soziale Medien für die Bewerbung ihrer Konzerte. Die Verantwortung für Social-Media-Aktivitäten liegt oft bei mehreren Mitgliedern des Chores oder dem Vorstand, bei wenigen Mitgliedern herrscht noch Skepsis bezüglich digitaler Werbung. Einige Chöre verfügen über E-Mail-Verteiler, über die sie Newsletter und Ankündigungen an ihre Mitglieder und Interessierte senden. Auf das Thema Datenschutz wird an dieser Stelle wenig Bezug genommen.
Einige Rückmeldungen thematisieren die Kosten und den organisatorischen Aufwand, der mit der Printwerbung verbunden ist, sowie die Herausforderungen bei der Messung des Erfolgs dieser Kampagnen. Die Bedeutung der Anpassung an moderne Werbemethoden durch die Kombination traditioneller Printmedien mit digitalen Strategien wird betont.

Kommunikation innerhalb des Chores
Kommuniziert wird in den Chören auf verschiedenste Arten: Angegeben wurden eine Vielzahl von Kommunikationsmethoden, die von den Chormitgliedern genutzt werden, um miteinander zu interagieren. Auffällig ist, dass die meisten Antworten eher neutral formuliert sind und keine kritischen Bewertungen enthalten. Einige Antworten heben bestimmte Kommunikationskanäle hervor, wie beispielsweise E-Mail-Verteiler, WhatsApp-Gruppen oder persönliche Ansprachen während der Proben. Andere geben an, dass die Kommunikation „gut funktioniert“ oder „zufriedenstellend“ ist.
Einige Antworten erwähnen spezifische digitale Tools oder Plattformen, die zur Kommunikation verwendet werden, wie zum Beispiel Signal, Threema oder Slack. Diese könnten als herausstechend angesehen werden, da sie nicht so häufig erwähnt werden wie traditionellere Kommunikationsmethoden wie E-Mails oder WhatsApp. Die meisten Antworten deuten darauf hin, dass die Kommunikation innerhalb der Chöre größtenteils zufriedenstellend ist, ohne besondere Highlights oder Probleme zu erwähnen.
Ein interner Bereich auf der Website des Chors dient in vielen Fällen als zentraler Ort für Mitglieder, um auf wichtige Informationen zuzugreifen. Hier können Probenpläne, Noten, Aufnahmen von Proben oder Konzerten, organisatorische Dokumente und andere Ressourcen abgerufen werden. Ebenfalls greifen einige Chöre auf Online-Probenkalender zurück.
Probenplanung und Gruppenorganisation
Die Proben- und Projektplanung in den verschiedenen Chören variiert in ihrer Struktur und Methodik. Die meisten Chöre setzen auf langfristige Jahresplanung, bei der der Probenplan für das gesamte Jahr im Voraus erstellt wird. Diese Planung wird oft vom Vorstand oder der Chorleitung durchgeführt und kann digital über Onlinekalender, Apps oder spezielle Software verwaltet werden (z. B. Doodle-Abfragen). Einige Chöre verwenden sogar dezidierte Probenplanungs-Tools wie Konzertmeister, Clubdesk oder Singste, um den Überblick über die Proben und Projekte zu behalten.
Die Chöre nutzen unterschiedliche Methoden zur Erfassung der Anwesenheit ihrer Mitglieder während der Proben. Einige verwenden moderne digitale Lösungen wie Onlinekalender, Apps, Spreadsheets oder spezielle Softwares wie Konzertmeister etc. Diese digitalen Tools bieten oft den Vorteil der Echtzeitaktualisierung und einer zentralen Datenspeicherung, was die Organisation erleichtert.
Andere Chöre setzen auf traditionellere Methoden wie analoge Anwesenheitslisten, die während der Proben geführt werden. Diese Listen werden oft von den Stimmsprecherinnen und Stimmsprechern oder anderen dafür verantwortlichen Personen verwaltet. Diese Methode erfordert zwar mehr manuellen Aufwand, bietet aber den Vorteil, dass sie einfach und direkt ist. Über Messenger-Dienste oder E-Mail werden oftmals Abmeldungen zu Proben entgegengenommen, was allerdings nur beschränkt einen Überblick über die Besetzungslage vor der Probe erlaubt.
Notenverwaltung
In Bezug auf die allgemeine Notenverwaltung – einschließlich der Beschaffung, der Leihe sowie der temporären und dauerhaften Lagerung – sind insgesamt geringere Zufriedenheitswerte im Vergleich zu den vorherigen Ratings zu verzeichnen, dennoch befinden sie sich weitgehend im positiven Bereich.
Beschaffung
Die Quellen für die Beschaffung von Noten sind vielfältig. Häufig werden Noten über Musikverlage, Musikalienhandlungen oder Online-Shops erworben. Einige Chöre nutzen auch die Möglichkeit, Noten von anderen Chören oder Musikbibliotheken auszuleihen. Digitale Quellen wie IMSLP werden ebenfalls genutzt, ebenso wie andere Quellen freier Noten. Gelegentlich erstellen einige Chöre sogar eigene Arrangements. Herausforderungen bei der Beschaffung können sein, dass bestimmte Ausgaben nicht verfügbar sind, Mindestbestellmengen ein Problem darstellen oder die Auswahl an Leihnoten begrenzt ist.
Stellenwert von Leihnoten
Als Bezugsquellen für Leihnoten werden vor allem der VDKC, andere Chöre und Musikbibliotheken genannt. Eine Vielzahl der befragten Chöre nutzt Leihnoten, jedoch variiert die Häufigkeit, mit der darauf zurückgegriffen wird. Einige Chöre beurteilen die Verfügbarkeit von Leihnoten positiv, während andere die Auswahl als begrenzt empfinden. Die Kosten für Leihnoten werden oft als günstiger im Vergleich zum Kauf bewertet. Gründe für die Nutzung von Leihnoten sind unter anderem die Kostenersparnis, die Vielfalt der verfügbaren Noten und die Möglichkeit, selten benötigte Werke ausleihen zu können. Als Gründe gegen die Nutzung von Leihnoten werden Einschränkungen in der Auswahl und Verfügbarkeit sowie mögliche Rückgabefristen genannt. Die VDKC-Leihbibliothek ist bekannt, wird jedoch nicht von allen Chören genutzt oder vollständig verstanden. Die Zufriedenheit mit der VDKC-Leihbibliothek variiert je nach den individuellen Erfahrungen der Chöre.
Verwaltung, Beschaffung und Lagerung
Die Verwaltung von Noten erfolgt sowohl zentral als auch dezentral. Einige Chöre haben eine Person oder ein Team, die für die Beschaffung und Verwaltung der Noten verantwortlich sind, während andere Chöre die Aufgaben auf verschiedene Vorstandsmitglieder oder sogar die Mitglieder selbst verteilen. Die Lagerung der Noten kann in Schränken am Probenort, bei den Mitgliedern zu Hause oder bei einem dafür bestimmten Vorstandsmitglied erfolgen. Einige Chöre archivieren ihre Noten, um den Bestand im Überblick zu behalten und eine dauerhafte Verfügbarkeit zu gewährleisten.
Finanzierung
Die Kosten für die Beschaffung und Lagerung von Noten werden in der Regel auf die Chormitglieder umgelegt. Dies kann entweder über Mitgliedsbeiträge oder durch den direkten Kauf der Noten erfolgen. Gelegentlich werden auch Sammelbestellungen durchgeführt, um Mengenrabatte zu erhalten und die Kosten für die Mitglieder zu senken.
Digitale Aspekte
In Bezug auf digitale Aspekte der Notenverwaltung werden verschiedene Tools erwähnt, darunter Cloud-Speicher und interne Datenbanken. Einige Chöre verteilen Noten auch digital, entweder als PDF-Dokumente oder durch den Kauf digitaler Notenausgaben. Darüber hinaus werden Online-Tools verwendet, um den Bedarf an Noten zu ermitteln. Themen wie Lizenzverwaltung werden gelegentlich erwähnt, vor allem wenn es um die Nutzung digitaler Notenausgaben geht. Einige Mitglieder in manchen Chören nutzen auch Tablets, um Noten während der Proben oder Auftritte anzuzeigen und zu singen. Der Stellenwert dessen scheint zu steigen.

Rechtliche Themen
Die Nachfrage nach der Sicherheit im Umgang mit rechtlichen Themen rund um die Chorarbeit und Aufführungen machte vorhandene Unsicherheiten deutlich. Diese betreffen unter anderem die Nutzung von musikalischen und bildlichen Materialien, insbesondere in Bezug auf die Rechte an zeitgenössischen Kompositionen sowie die Nutzung von Noten- und Tonmaterial. Zudem bestehen Unsicherheiten hinsichtlich der Nutzung und Veröffentlichung von Bild- und Tonaufnahmen wie Konzertplakaten oder Konzertmitschnitten auf sozialen Medien sowie allgemein im Internet. In diesem Zusammenhang wurde zudem der Umgang mit GEMA sowie weiteren Verwertungsgesellschaften erwähnt.
Hinsichtlich der Nutzungsrechte und des Zugangs zu gemeinfreien (digitalen) Noten erfolgten ebenfalls Nachfragen, ebenfalls zur rechtlichen Zuverlässigkeit von Download-Portalen für Noten.
Zum Teil bezogen sich sehr spezifische Fragen auf die Urheberrechtsmöglichkeiten sowie die Weiterverwendung von eigenen Werkumgestaltungen.
Fragen im Bereich Datenschutz und DSGVO betreffen hauptsächlich die Verwaltung von Chormitgliederdaten und Newslettern. Zudem diskutiert werden Informationspflichten und die Verantwortlichkeit des Vorstands in Bezug auf Datenschutz und Impressumspflicht, sowie der Bedarf an grundlegendem Rechtswissen innerhalb des Chorvorstandes.
Fazit
In Bezug auf die Kommunikation, Probenplanung und allgemeine Chororganisation existieren so viele verschiedene praktizierte Methoden wie es unterschiedliche Chorkonstellationen und Singende gibt. Dennoch kann es lohnend sein, den Chören und Vorständen die Möglichkeit zu eröffnen, neue digitale Lösungen für eine effizientere und entlastende Arbeitsgestaltung im Choralltag zu entdecken oder die schon vorhandenen Ansätze zu vertiefen.
Im Bereich der Urheberrechtsthemen zeichnet sich der Bedarf ab, rechtssicheres Wissen beispielsweise bezüglich legaler Nutzungsmöglichkeiten von Noten analog und digital in Proben, Konzerten und bei Aufnahmen zu vermitteln.
Auch in den weiteren Bereichen wie Konzertplanung und Notenverwaltung könnten einige vorhandene Hürden mittels digitaler Lösungen angegangen werden.
Aus den umfangreichen Rückmeldungen der Chöre, die hier im Überblick dargestellt wurden, plant der VDKC ab Juni 2024 eine Webinarreihe mit Veranstaltungen zu Urheberrecht und zu Digitalisierung.
Carolina Ihlenfeld, Sebastian Winkler
15.05.2024