Abb.: VDKC-Podcast (VDKC)
Abb.: VDKC-Podcast (VDKC)

Chorsingen mit Tablet und digitalen Noten

Ein Klick und die Noten sind aufgerufen, kein anstrengendes Schleppen mehr von schweren und sperrigen Notenmappen – und ein paar Pluspunkte für die Umwelt.

Das Singen im Chor von einem Tablet oder einem Reader mit digitalen Noten wird ein immer relevanteres Thema in der Chorszene. Immer mehr leuchtende Geräte mischen sich in das Bild bei Konzerten und Proben. Nicht nur in professionellen Orchestern und Chören erhält die Digitalisierung Einzug, auch in der Amateurmusik kann sie uns den Alltag beim Singen erheblich erleichtern. Das Singen mit dem Tablet entwickelt sich von belächelter Spielerei zu einer ernstzunehmenden effizienten und umweltfreundlicheren Alternative zu gedruckten Noten, nicht nur für die jüngere Generation.

Dabei allerdings einen Überblick zu behalten, welche Möglichkeiten es gibt und welche Angebote zu uns passen, ist gar nicht so leicht: Welche technischen Geräte gibt es? Was sind Vorteile beim Singen mit einem Tablet? Wie gelange ich an meine digitalen Noten?

Diesen Fragen widmet sich die erste Folge des neuen VDKC-Podcasts, die ab sofort auf Spotify verfügbar ist. Wir wünschen viel Freude beim Anhören!

Erfahrungen einer Chorsängerin mit dem Singen vom Tablet 

Zunächst berichtet Jana Jehle, engagierte Chorsängerin in mehreren Ensembles und Chören, aus erster Hand von ihren Erfahrungen mit digitalen Noten und dem Singen von einem Tablet: 

Warum hast du dir ein Tablet zum Singen gekauft?

Jana Jehle: Ich habe mir ein Tablet ursprünglich für die Uni gekauft und dann auch zum Singen verwendet, dieses allerdings nicht explizit dafür angeschafft. Mittlerweile nutze ich es aber regelmäßig und gerne zum Singen.

Welche Vorteile bieten sich bei der Nutzung?

JJ: Ein großer Vorteil ist das Gewicht, insbesondere bei längeren Stücken und man hat kein „Papiernotenchaos“ mehr. Die Noten lassen sich insbesondere bei längeren Programmen gut sortieren und zu Setlisten zusammenstellen, auf die man immer zugreifen kann. Dabei werden die Noten natürlich nicht schwerer, nur weil das Stück länger wird. Ein weiterer Vorteil ist, dass man alle Noten sukzessive, wenn man sie dann digital hat oder selbst digitalisiert hat, immer dabeihat. Bei mir steht der Notenschrank beispielsweise noch bei meinen Eltern, da muss man dann schauen, dass man die Originalnoten am richtigen Ort hat. Das bleibt aufgrund der Notenrechte nicht aus. Trotzdem hat man die Noten schneller an einem Ort, sie sind schneller verfügbar und man kann sie für neue Programme beliebig zusammenstellen.

Gibt es auch Nachteile?

JJ: Ich finde, dass haptische Noten zweierlei Vorteile haben im Vergleich zum Tablet. Und zwar hat man durch das Doppelseitige, zwei Seiten nebeneinander, einen besseren Überblick über das Stück. Dadurch sind die Stücke manchmal greifbarer, weil sich das Notenbild anders einprägt. Der fehlende Überblick ist für mich der größte Nachteil, weil man immer nur eine DINA4-Seite sieht. Ich habe kein Tablet in der Größe DINA4, je nach Notenbild und Notendruckbild ist es schwieriger zu erkennen, weil die Noten einfach kleiner sind. 

Verwendest du ausschließlich das Tablet oder auch noch analoge Noten? 

JJ: Dadurch, dass ich noch viele analoge Noten habe, verwende ich beides. Für Chorsachen mittlerweile meist das Tablet, digitale Noten. Wenn ich größere Werke singe und weiß, dass ich die Noten davon zu Hause habe, würde ich wieder die analogen Noten verwenden – kommt natürlich darauf an, ob ich dann gerade Zugriff auf sie habe. Für die Proben verwende ich dann häufig das Tablet. Das ist einfach sehr davon abhängig, an welchem Ort ich gerade bin und wo meine Noten sind.

Singst du auch im Konzert mit Tablet?

JJ: Ja, ich singe auch im Konzert mit Tablet. Zumindest, wenn ich da meine Eintragungen habe. Ich finde allerdings tatsächlich, dass es bei Konzerten häufig nicht so gut aussieht, weil die Singenden von unten angestrahlt werden. Das finde ich nicht so gut, weil es je nach Beleuchtung seltsam aussieht, wenn alle Leute angestrahlt sind. 

Woher bekommst du deine digitalen Noten?

JJ: Meine Noten beziehe ich größtenteils von CPDL oder IMSLP als frei verfügbare Noten oder ich verwende meine eigenen Noten [Anm.: in digitalisierter Form]. 

Wie verwaltest du dort deine Noten?

JJ: Ich verwalte meine Noten über MuseScore, das ist eine Noten-App, bei der man alle Eintragungen machen kann. Ich habe gute Erfahrungen gemacht, die Noten dort auch zu verwalten. Früher habe ich es über einen PDF-Reader gemacht und habe die PDFs dann über den Rechner auf das Tablet gezogen und mit einer Notizen-App geöffnet. MuseScore ist da aber die bessere Lösung.   

Foto: Symbolbild (Pexels)
Foto: Symbolbild (Pexels)

Vorteile von digitalen Noten

Es gibt also so einige gute Gründe, digitale Noten zum Singen zu verwenden:

  • Digitalisierte Noten sind sehr platzsparend: Auf einem mobilen Endgerät wie dem Smartphone oder dem Tablet lassen sich zahlreiche Partituren und einzelne Notenausgaben speichern und jederzeit verwenden. So ist man äußerst flexibel und hat immer alle relevanten Noten für die Chorprobe dabei, auch wenn mal ein unvorhergesehenes Stück geprobt wird.
  • Digitale Noten und Eintragungen können sehr leicht und unkompliziert mit anderen Sänger*innen geteilt werde. Das funktioniert insbesondere dann gut, wenn die Noten in einer Cloud gespeichert sind und man von überall aus Zugriff darauf hat.
  • Die Noten sind individuell und auf verschiedene Weise anpassbar: Es lassen sich nicht nur umfangreiche Eintragungen mit Farben und Markierungen vornehmen, die jederzeit beliebig verändert werden können. Auch die Größe der Noten kann je nach Distanz justiert werden.
  • In der Organisation haben digitale Noten ebenfalls Vorteile: Sind die Noten einmal in einer Notenverwaltungs-App geordnet, sind sie leicht auffindbar und lassen sich in verschiedenen Konzertprogrammen anordnen. Auch innerhalb der Noten können Sprünge zu anderen Stellen eingestellt werden.
  • In einer Konzertsituation sind die Bedingungen, gerade in Kirchen, lichttechnisch oftmals erschwert. Mit einem digitalen Gerät und der integrierten Beleuchtungsfunktion kann darauf flexibel reagiert werden. 
  • Viele Notenverwaltungs-Apps stellen außerdem interaktive Funktionen zur Verfügung: Automatisches Umblättern kann eingestellt werden oder aber auch das Abspielen der Noten parallel zum Lesen, sodass auch Übefunktionen genutzt werden können.

Notenverwaltungs-Apps

ForScore, PiaScore, MobileSheets, digitalScore oder Enote und viele mehr – die Liste an Notenverwaltungs-Apps ist lang. Die verschiedenen Programme sind für unterschiedliche Betriebssysteme verfügbar, teilweise nur für Android oder iOS. In der Basisversion können sie meist kostenlos verwendet werden und verfügen über In-App-Käufe oder bestimmte Abo-Modelle.

Die Funktionen unterscheiden sich dabei bei jeder App: PiaScore beispielsweise wurde für iPad-Nutzer*innen entwickelt und verfügt über eine umfangreiche Bibliothek an kostenlosen Noten und über Handschriftenunterstützung für individuelle Eintragungen. MobileSheets der Firma Zubersoft wurde ursprünglich als Notenlese-App für Android entwickelt und ist mittlerweile auch für iOS und Windows verfügbar. Die App zeichnet sich besonders durch ihre Filtermöglichkeit aus. Hier können Noten in bis zu 20 verschiedene Kategorien eingeteilt werden und so in wenigen Sekunden gefunden werden. 

Zusätzlich gibt es noch eine Reihe an Notensatzprogrammen wie Capella, Finale , Sibelius oder MuseScore, in denen eigene digitale Noten gesetzt und erstellt werden können. 

Digitale Noten beziehen

Die beste App hilft nichts, wenn keine digitalen Noten vorhanden sind: Denn nur in manchen Apps befindet sich bereits eine Auswahl an digitalen Noten und nicht alle Tablet-nutzenden Sängerinnen und Sänger möchten ihre eigenen Noten im Notensatzprogramm erstellen.

Um digitale Notenausgaben zu beschaffen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Bei großen Noten-Verlagen wie dem Carus-Verlag oder beim Schott Music existiert mittlerweile ein großes Angebot an digitalen Notenausgaben. Das neueste Angebote stellen dabei ganze Klavierauszüge bekannter Werke da, die erworben werden können. Zahlreiche Angebote zum Einstudieren der Noten sind außerdem abrufbar. Auch der Henle Verlag bietet mit seiner Anwendung Henle Library App seine Urtext-Ausgaben digital an, in Kombination mit moderner Technik. Dabei gehen die Möglichkeiten der Noten über reine PDFs hinaus und bieten Features beispielsweise zum Noteneinrichten und Einstudieren. Eine rein digitale Notenbibliothek existiert zum Beispiel in nkoda. Sie verfügt über die Kataloge der weltweit führenden Verlage.

Plattformen wie Musicalion sind ebenfalls eine kostengünstige Möglichkeit, über eine Mitgliedschaft an digitale Noten und bestimmte Arrangements zu gelangen. Hier ist es zudem möglich, eigene Notensätze hochzuladen und im Gegenzug kostenlos Zugriff auf die Noten zu erhalten. Gemeinfreie Noten können über Plattformen wie IMSLP oder CPDL heruntergeladen werden. Hier ist es allerdings besonders wichtig zu überprüfen, ob sie aus urheberrechtlicher Sicht genutzt werden dürfen. 

Informationen zu urheberrechtlichen Fragestellungen, die zu beachten sind, lassen sich beispielsweise beim Deutschen Musikinformationszentrum nachlesen oder auf www.vdkc.de.

Technische Geräte für das Singen mit digitalen Noten

Grundsätzlich existiert ein sehr breites Angebot an Android-Tablets verschiedener Marken oder iPads in verschiedenen Größen, die für die Nutzung digitaler Noten verwendet werden können. Auch auf digitalen Readern ist das Anzeigen von Noten möglich. Bei der Wahl sollte abgewogen werden, wie groß das Tablet sein soll und welches Format die Noten haben, die genutzt werden. Benötige ich ein DINA4-Format oder genügt ein kleinerer Bildschirm? Muss ich das Tablet immer in den Händen halten oder habe ich eine Halterung? Beachtet werden sollte außerdem, dass die meisten Tablets über normale LED-Displays verfügen, die eine gute Farbwiedergabe und Helligkeit bieten, mit der Zeit aber die Augen ermüden können. Bei Readern oder speziellen E-Ink-Tablets kommt die Darstellung am nächsten an Papier heran. Dafür sind solche Tablets nicht für andere Multimedia-Inhalte nutzbar.

Genauere Informationen und Vergleiche zu einzelnen Geräten finden sich im Internet zahlreich, beispielsweise unter tablets-fuer-musiker.de oder auch bei der Stiftung Warentest.

Fazit

Es zeichnet sich ab, dass digitale Noten und Tablets unzählige Möglichkeiten der Nutzung bieten, die individuell an den eigenen Bedarf angepasst werden können. Ausprobieren und offen sein kann sich lohnen, um die eigenen Noten platzsparend zu verwalten und zu verwenden – insbesondere dann, wenn man in mehreren Ensembles aktiv ist. Auf dem Tablet sind die Noten je nach Notenverwaltungsprogramm individuell anpassbar und lassen sich leicht mit anderen Mitsängerinnen und -sängern teilen.

Digitale Noten lassen sich mittlerweile bei großen Verlagen wie Carus, Schott oder der Henle Library erwerben. Gemeinfreie Noten sind zudem über Plattformen wie CPDL oder IMSLP als PDFs abrufbar. Hier sollte allerdings immer etwas genauer hingesehen werden bezüglich der Urheberrechte. Die Anschaffung eines Tablets oder eines Readers ist mit Kosten verbunden, die sich je nach individuellen Anforderungen für die eigene Chorpraxis bezahlt machen können.

Spannend zu erforschen wäre außerdem zukünftig, wie sich die Nutzung digitaler Noten auf die Umwelt und unseren CO2-Fußabdruck sowie auf die Haltung und Gesundheit der Sängerinnen und Sänger auswirkt. 

Hinweis: Die Erwähnung der Apps, Programme und Verlage im Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.  

Carolina Ihlenfeld

14.10.2024

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