Am 10. und 11. Mai 2025 blühte die Kulturstadt Weimar musikalisch auf
Der Verband Deutscher KonzertChöre (VDKC) feiert Geburtstag: 100 Jahre Leidenschaft für Chormusik, 100 Jahre Unterstützung vielfältiger Chorensembles, 100 Jahre Begleitung unzähliger Projekte, Konzerte und Veranstaltungen von und mit Chören!
Der Vorgängerverein des heutigen Verbandes Deutscher KonzertChöre wurde als „Reichsverband der gemischten Chöre" am 7. Mai 1925 in der Sing-Akademie zu Berlin gegründet.
Nach dem Krieg wurde der Verband in Detmold wiedergegründet und hat bis heute seinen Sitz in Neuss. Das Generalsekretariat arbeitet seit vielen Jahren in Weimar.
Mit spannenden Programmen lockte der VDKC herausragende Chöre und zahlreiches Publikum am 10. und 11. Mai 2025 nach Weimar. Dort feierte er mit seinen Gästen die 100. Wiederkehr seiner Gründung mit einem Chorfestival. Wie beim VDKC üblich, standen die Mitgliedschöre des Verbandes im Mittelpunkt. Eingeladen waren 15 Chöre, die in Konzerten und Begleitveranstaltungen zu erleben waren. Daneben wurde ein vielfältiges Rahmenprogramm mit chormusikalisch inspirierten Veranstaltungen geboten.
Am 10. Mai stand Chormusik in Form von A-cappella-Konzerten und interessanten Begleitveranstaltungen vom Workshop über eine Podiumsdiskussion bis hin zu chormusikalischen Miniaturen im öffentlichen Raum auf dem Programm. Aus den zahlreichen Bewerbungen von Mitgliedschören des Verbandes wurde eine Auswahl von 15 Chören getroffen, die das Niveau und die Vielfalt des Verbandes überzeugend repräsentierte. KMD Professor Jürgen Budday, Georg-Friedrich-Händel-Ring-Träger, resümiert: „Der Samstag hat die Vielseitigkeit und Kompetenz des VDKC im weiten Feld der Chormusik in hervorragender Weise unter Beweis gestellt. Eine Vielzahl sehr guter Chöre, eingebettet in die faszinierende Atmosphäre einer von Kultur und Geschichte geprägten Ausnahmestadt Weimar, gab dem 100-jährigen Jubiläum des VDKC den idealen Rahmen.“
und Kulturzentrum mon ami (Ina Mecke)
Das Festival begann mit dem Workshop für Stimmbildung „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ – Stimmtraining mit Judith Kamphues (Jugend- und Kulturzentrum mon ami, 11 Uhr), an dem mehr als 100 Chorsänger*innen und Interessierte teilnahmen. Isabel Tönniges, PR-Beauftragte des Festivals, blickt zurück: „Judith Kamphues schaffte es mit Witz und Charme und vielen körperbezogenen Übungen, das Gefühl für das Zusammenspiel aus Körper und Stimme zu schulen und aus vielen Einzelsängerinnen und -sängern eine temporäre Gemeinschaft zu bilden“. Theo Römer, ehemaliges Gremienmitglied des VDKC-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, unterstreicht: „Der Besuch des Stimmtraining-Workshops mit Judith Kamphues untermauerte die Erkenntnis, wie ebenso nutzbringend und vergnüglich chorische Stimmbildung sein kann.“
den „Miniaturen“ auf dem Theaterplatz (Ina Mecke)
Das Konzept, Chormusik einem breiten Publikum nahe zu bringen, ging mit den „Miniaturen“ (Theaterplatz, 13:45 Uhr) – also Ständchen einiger Chöre, sozusagen unter den Augen von Schiller und Goethe auf dem Theaterplatz – bei bestem Sonnenwetter und Menschentrauben von teilweise mehr als 150 Zuhörenden voll auf. Die Chöre Hugo-Distler-Ensemble Lüneburg, kammerchor cantamus dresden, Kettwiger Bach-Ensemble und der Jugendchor der schola cantorum weimar verstanden es, sehr individuelle und charmant vorgetragene Kostproben ihrer noch bevorstehenden Auftritte zu geben. Ihre Beiträge entfachten geradezu einen Ansturm der Zuhörenden auf die noch übrigen Programmflyer, und sicher haben einige von ihnen kurz entschlossen den Weg in die darauffolgenden Konzerte gefunden. „Auch das kann Chormusik: Es erklingt irgendwo ein Lied, und wildfremde Menschen strömen von überall herbei, um dabei zu sein und die Musik und die Singenden hautnah zu erleben. Es war eine Freude, all die Menschen mit ihren wippenden Füßen und schwingenden Schultern zu beobachten“, freut sich VDKC-Generalsekretär Ralf Schöne.
Ein ganz anderer Schwerpunkt des Verbandes, nämlich die theoretische Auseinandersetzung mit Fragen zur Chormusik in der Zukunft, kam bei der spannenden und anregenden Podiumsdiskussion „CHORizonte“ (Bauhaus-Museum, 14:30 Uhr) zum Tragen. Der Präsident des VDKC, Prof. Ekkehard Klemm, hatte dazu prominente Gäste eingeladen: Unter der eleganten Moderation von Claus Fischer diskutierten Prof. Michael Maul, Prof. Judith Mohr, Prof. Dr. Hans-Christoph Rademann und Dr. Charlotte Seither über Tradition, Veränderungen und Zukunftsvisionen in der Chormusik.
in der Musikschule (Ina Mecke)
Daran schlossen sich vier A-cappella-Konzerte in weltlichen Sälen und Kirchen Weimars an. Carolina Ihlenfeld, Bildungsreferentin des VDKC, hebt hervor: „Genau das war während des ganzen Chorfestivals spürbar: Die Kraft der (Chor-)Musik, die gemeinsam im Moment erlebt wird, die ein Zusammengehörigkeitsgefühl stiftet und von der man noch lange zehren kann.“
an Prof. Hans-Christoph Rademann (Ralf Schöne)
Im Eröffnungskonzert unter dem Motto „V“ = „Vielfalt“ und „Verbindung“ im Coudray-Saal der Musikschule „Johann Nepomuk Hummel“ (16 Uhr) umrahmten niveauvolle Chorbeiträge die traditionelle Verleihung des Georg-Friedrich-Händel-Ringes des VDKC an Prof. Hans-Christoph Rademann. Einen Erinnerungsring für den Georg-Friedrich-Händel-Ring-Träger Prof. Marcus Creed nahm stellvertretend seine ehemalige Schülerin Prof. Judith Mohr entgegen. KMD Prof. Jürgen Budday zum Konzert: „Die Verleihung des Händel-Ringes war im Eröffnungskonzert gleich eingebettet in ein musikalisches Gipfeltreffen: faszinierend die Homogenität der Camerata Vocale aus Zwickau, verblüffend die Klangpracht des Maulbronner Kammerchores.“ Der intime Charakter des architektonischen Kleinods Coudray-Saal unterstrich die kammermusikalischen, ausgefeilten Darbietungen der Chöre und verlieh dem Eröffnungskonzert eine besondere Atmosphäre.
„D“ = „Dialog“ und „Dynamik“ im mon ami (Ina Mecke)
Auch die anderen Konzerte spiegelten mit spannenden Programmen der mitwirkenden Chöre die Vielseitigkeit des VDKC wider: So überzeugten im zweiten Konzert „D“ = „Dialog“ und „Dynamik“ (Jugend- und Kulturzentrum mon ami, 18 Uhr) der Kammerchor Chemnitz mit einem berührenden Beitrag zum Thema Frieden, der Kammerchor der TU Ilmenau mit einem bunten Reigen von Liedern aus aller Welt und der Frauenkammerchor Bodensee, der mit einer Überraschung in Form eines für ein Stück engagierten Männerquartetts aus der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar aufwartete.
Pfarrkirche Herz Jesu (Ina Mecke)
Im Konzert „K“ = „Klang“ und „Kontraste“ in der Pfarrkirche Herz Jesu (20 Uhr) trafen wieder drei unterschiedliche Chöre aus verschiedenen Himmelsrichtungen aufeinander und brachten ausgesprochen reizvolle, teilweise selten zu hörende Programme mit: Der kammerchor cantamus dresden präsentierte zum Beispiel eine Uraufführung von Sebastian Rehnert und ein Werk von Pablo Casals, das Kettwiger Bach-Ensemble steuerte unter anderem Kompositionen von Tallis und Schein Musik aus der Renaissance bei, beim Hugo-Distler-Ensemble Lüneburg lag der Schwerpunkt auf Werken aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dr. Cornelie Becker-Lamers, Spielstättenverantwortliche, zeigt sich begeistert: „Das Konzert war ein voller Erfolg, die Kirche bis zum letzten Platz gefüllt, die Chöre in sich wandelnden Aufstellungen auch mal in dem relativ geräumigen Altarraum mit vorgelagerter Vierung verteilt. Künstlerisch anspruchsvolle Chorleiter, engagierte Sängerinnen und Sänger, strahlende Höhen und ein abwechslungsreiches Programm bescherten dem Publikum anderthalb bereichernde Stunden.“
beim Nachtkonzert in der Jakobskirche (Ina Mecke)
Auch im Nachtkonzert „C“ = „Charaktere“ und „Chancen“ in der Jakobskirche (22 Uhr) fand sich ein zahlreiches Publikum ein, um der Chormusik mit Klavier und Orgel zu lauschen. Hier stellten sich der Leipziger Synagogalchor und der Gospelchor Joyful Voices mit anspruchsvollen Programmen vor, die unterschiedlicher kaum sein konnten, aber beide gut in der wunderschönen Jakobskirche aufgehoben waren. Carolina Ihlenfeld blickt zurück: „So war die Stimmung auch beim sehr gut besuchten Konzert zum Abschluss des ersten Festival-Tages in der atmosphärisch beleuchteten Jakobskirche eine gelöste und ruhige zugleich. Ganz unterschiedliche Charaktere von Chormusik waren hier zusammengebracht, jüdische Chormusik und beschwingender Gospel. Für mich war die Leidenschaft der Sänger*innen für das Singen und die Chormusik an diesem Abend unmittelbar zu spüren“.
Wer zwischendurch eine Hörpause brauchte, konnte sich die Ausstellungen „Chor der Bilder I + II“ in der Stadtbibliothek (24.03.–10.05.) und im Weimar Atrium (02.–10.05.) ansehen, die dort als Resultat eines das Jubiläum begleitenden Kunstprojektes mit der Weimarer Mal- und Zeichenschule hingen. Selbst das Kommunale Kino im mon ami brachte sich mit einem Chorfilmabend (19 und 20 Uhr) aus Anlass des Jubiläums mit zwei zum Thema Chor passenden Sondervorführungen von Filmen in das Fest ein: Zu sehen waren „The Kicksled Choir (Schweden 2020) und „Heaven can wait“ (Deutschland 2013).
Seinen Höhepunkt fand das Festival in der Festkonzert-Matinee „VDKC“ = „Vertrauen“ | „Diskurs“ | „Kreativität“ | „Courage“ am 11. Mai in der Weimarhalle (11 Uhr). Anne Langhoff, Organisationsleiterin des Festivals, blickt zurück: „Beim Festkonzert stimmte einfach alles: ein bestens vorbereiteter Festivalchor, ein engagiertes junges Orchester, charismatische Solist*innen, ein Kinder- und Jugendchor der Superlative, eine überaus couragierte, nervenstarke Dirigentin und nicht zuletzt ein zahlreiches, mitmachfreudiges Publikum, das mit Beifall nicht sparte.“ Eine visuelle Arbeit von Arian Wichmann mit Schriftzügen und Zitaten – projiziert an die Bühnenwand der Weimarhalle – bereicherte das Konzert zusätzlich.
Im Festkonzert musizierten fast 450 Amateurmusizierende auf der Bühne der Weimarhalle, über die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Den ersten Teil bestritten nach der „Alt-Rhapsodie“ von Johannes Brahms die Chöre der schola cantorum weimar mit perfekt einstudierten, gestisch raffiniert begleiteten Programmen. Dazwischen fanden Prof. Ekkehard Klemm, Präsident des VDKC, der Ministerpräsident des Landes Thüringen, Dr. Mario Voigt und Peter Kleine, Oberbürgermeister der Stadt Weimar, teils philosophische, teils heitere und in jedem Fall berührende Worte zum Jubiläum des VDKC.
Nach der Pause fand eine Aufführung der besonderen Art statt. Ina Mecke, Social-Media-Beauftragte des VDKC, erinnert sich: „Ein ganz besonderer Moment ergab sich beim gemeinsamen Singen des Quodlibets ,Singen ist das Fundament‘ von Ralf Jorik Schöne, der dieses Werk zum Geburtstag des VDKC komponiert hatte. Innerhalb weniger Minuten studierte die Dirigentin Katharina Müllner das Werk mit dem Publikum ein. Kurz darauf erklang die ganze Weimarhalle mit Chor, Orchester und Publikum, unterstützt von vier zusätzlichen Dirigenten. Ein einmaliges Erlebnis, welches die verbindende Wirkung von Chormusik spüren ließ.“
Als weiterer Höhepunkt erklang die Uraufführung der Auftragskomposition „Stundenfäden“ zum Jubiläum von Kathrin Denner. Das letzte Werk, die „Walpurgisnacht“ von Mendelssohn-Bartholdy nach einem Text von Goethe, fügte sich als Verneigung vor dem großen Sohn der Stadt Weimar perfekt in das Festkonzert ein und vereinte neben den hervorragenden Solist*innen Seda Amir-Karayan, Florian Neubauer und Jakob Kress einen 180 Personen starken Festivalchor aus den Mitgliedern der Chöre tonart Bergisch Gladbach, Philharmonischer Chor Essen und Singakademie Cottbus. Der Dirigentin Katharina Müllner gelang es, aus dem Landesjugendorchester Thüringen und dem Festivalchor – Ensembles, die vorher noch nie miteinander musiziert hatten – ein fulminantes, gut geführtes Klangerlebnis zu zaubern.
Abschließend resümiert Prof. Ekkehard Klemm, VDKC-Präsident: „Das Echo eines begeisterten Publikums, volle Säle und Kirchen sowie die Beteiligung und Unterstützung politischer Prominenz vom Thüringischen Ministerpräsidenten Dr. Mario Voigt, dem Weimarer Oberbürgermeister Peter Kleine, der Brandenburgischen Landtagspräsidentin Dr. Ulrike Liedtke, die auch als engagierte Ehrenämtlerin und Vizepräsidentin den Deutschen Musikrat repräsentierte, sowie vieler Vertreter*innen aus Partnerverbänden motiviert uns, in unserem Engagement für die Chormusik nicht nachzulassen.“
Das Chorfestival wurde unterstützt durch die Stadt Weimar, das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Thüringen, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Sparkasse Mittelthüringen und die Sparkassenstiftung Weimar-Weimarer Land.
Carolina Ihlenfeld, Anne Langhoff
15.06.2025



