Chorporträt

Die Geschichte des Münchner Motettenchores beginnt nicht mit einem offiziellen Gründungsakt, sondern mit einer musikwissenschaftlichen Vorlesungsreihe an der Universität München im Jahr 1960. Hans Rudolf Zöbeley, Doktorand am Lehrstuhl, sollte sich um passende Musikbeispiele kümmern. Thema der Vorlesung war Heinrich Schütz, und so studierte Zöbeley mit einer Gruppe Studierender Motetten des Komponisten ein. „Am Ende des Semesters wiederholten wir alle geprobten Stücke als Konzert in der Matthäuskirche, denn wir wollten nicht einfach so auseinandergehen“, erinnert sich der Chorgründer später in einem Interview. Der Grundstein für einen der bedeutendsten Konzertchöre der Stadt war gelegt.

Vieles, was den Chor heute auszeichnet, geht auf diese Zeit zurück. So trägt der Chor seinen musikalischen Ursprung noch immer im Namen: Münchner Motettenchor. Ebenso geblieben ist die enge Verbundenheit zur St. Matthäuskirche, in der der Chor nicht nur probt und viele Konzerte singt, sondern auch regelmäßig bei Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen mitwirkt.

Das ursprüngliche Repertoire, die Chormusik des 15. bis 17. Jahrhunderts, erweiterte sich hingegen bereits kurze Zeit nach der Gründung deutlich und umfasst heute nahezu die gesamte Bandbreite der Chorliteratur aus mehr als vier Jahrhunderten – von Lasso und Monteverdi bis Britten und Strawinsky.

Der Münchner Motettenchor trat schon bald nach seiner Gründung auf den großen Bühnen der Stadt auf und es folgten erste Reisen ins Ausland: Zunächst nach Italien und Österreich, später bis nach Argentinien und Brasilien.

Einen besonderen Stellenwert im Repertoire hat Orffs „Carmina Burana“. Anlass der ersten Aufführung war 1972 die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität München an Carl Orff. Seitdem hat der Chor das Werk bereits mehr als 40 Mal auf drei Kontinenten gesungen – unter anderem als Open-Air-Konzert in São Paulo vor mehr als 5.000 Zuhörerinnen und Zuhörern oder 1995 zum 100. Geburtstag des Münchner Komponisten vor mehr als 10.000 Menschen auf dem Münchner Marienplatz.

Nach 37 Jahren übergab Hans Rudolf Zöbeley 1997 die Leitung des Münchner Motettenchores an seinen Nachfolger Hayko Siemens, der viele Traditionen des Chores fortführte. 2002 unternahm der Chor unter seinem neuen Dirigenten und auf Einladung des Altana-Konzerns eine Weltreise mit Konzerten in São Paulo, New York, Mexiko City und Shanghai. Zugleich entwickelte Siemens die Programmstruktur weiter und setzte neue Akzente. Besonders hervorzuheben ist die Uraufführung des Oratoriums „Joram“ aus der Feder des deutsch-israelischen Komponisten Paul Ben-Haim. Das Werk war bereits 1933 entstanden, aufgrund der politischen Ereignisse dieser Zeit und der erzwungenen Emigration des Komponisten aber nie aufgeführt worden – bis zum Jahr 2008, als der Münchner Motettenchor Ben-Haims Musik zum 70. Jahrestag der Reichspogromnacht erklingen ließ. Dem Konzert in München folgte vier Jahre später eine gemeinsame Aufführung mit dem Israel Philharmonic Orchestra in Tel Aviv.

Ab 2013 übernahm Benedikt Haag die Leitung des Münchner Motettenchores. Er setzt einerseits auf das große Repertoire des Chores und bringt gleichzeitig auch moderne und zeitgenössische Werke z.B. von Pēteris Vasks oder Enjott Schneider zu Aufführung. Ein besonderes Highlight war das sechzehnstimmige „Konzert für Chor” von Alfred Schnittke, das der Chor im Sommer 2017 aufgeführt hat. Ein weiteres wichtiges Anliegen von Benedikt Haag ist es, auch weniger bekannte Stücke und Komponisten ins Programm zu nehmen, wie beispielsweise Carl Loewes Passionsoratorium „Das Sühnopfer des neuen Bundes“. Benedikt Haag beschreitet auch gänzlich neue Wege wie z.B. mit dem Programm „Barock in blue“, das im Sommer 2018 uraufgeführt wurde. Vier von sechs Bach-Motetten wurden von Maximilian Höcherl und Maruan Sakas neu komponiert und arrangiert und vom Münchner Motettenchor zusammen mit dem Maximilian-Höcherl-Ensemble aufgeführt. Zum 60. Jubiläum hat der Chor dann 2020 die CD „Barock in blue” in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk herausgebracht.

Im Jubiläumsjahr war zudem ein großes Konzert mit Orffs „Carmina Burana“ sowie Enjott Schneiders „Orbe rotundo“ geplant, das jedoch wegen der Pandemie nicht aufgeführt werden konnte. In der Coronazeit wurde unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben in kleinen Gruppen und auf freiwilliger Basis weitergeprobt. In diesen kleinen Besetzungen wurden Konzerte wie Rossinis „Petite Messe solennelle“ oder Elgars „From the Bavarian Highlands“ mit je zwei Konzerten (eins pro Gruppe) veranstaltet.

Die Freude war groß, als der Chor dann mit der Konzertsaison 2022/2023 wieder in seiner vollen Stärke von über 100 SängerInnen proben und auftreten konnte. So gab es im Mai 2023 u.a. ein Sonderkonzert zur Krönung des britischen Königs Charles III. mit den Krönungshymnen von Georg Friedrich Händel.Im Sommer konnte das Projekt „Barock in blue“ vollendet werden, als die beiden noch fehlenden Bach-Motetten uraufgeführt wurden.

Seit Februar 2024 beschreitet der Münchner Motettenchor auch bei seinem traditionellen Format der „Münchner Motette in Matthäus“ neue Wege: Unter dem Titel „stimmmt!“ kann das Publikum die Themen der Konzerte mitbestimmen und passend zur Musik gibt es künstlerische, gesellschaftspolitische und theologische Impulse.

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